DARLING, LASS DICH EROBERN
Schlüsse. Das hoffte er zumindest. Denn wenn er recht hatte, würden sich höchstwahrscheinlich all die romantischen Gedanken, die ihm bei der Zubereitung des Frühstücks durch den Kopf gegangen waren, in Luft auflösen.
Shallies Hand zitterte, als sie den kühlen, feuchten Waschlappen nahm, den er ihr hinhielt. „Ich fürchte, dass es ein oder zwei Stunden länger dauern wird, bis ich auschecken kann.“
„Sei nicht doof.“ Er betrachtete sie besorgt, als sie sich über den Mund wischte. „Also, was ist los, Kleine?“
Sie schüttelte den Kopf, überlegte es sich dann aber anders. „Ich weiß nicht. Vermutlich habe ich mir im Bus einen Virus eingefangen.“
Okay, das ist eine logische Erklärung, dachte Mac. Aber irgendwie nahm er ihr das nicht ab. Dennoch beließ er es vorläufig dabei. Er würde ihr Zeit lassen. Sie würde schon noch einsehen, dass sie vor ihm nichts verbergen musste. „Du bist mit dem Bus gekommen? Und woher? Egal.“ Was dachte er sich nur? Ihr war speiübel. Jetzt war nicht der richtige Augenblick, um ihr Fragen zu stellen. „Wir können später miteinander reden, wenn du dich besser fühlst. Denkst du, dass sich dein Magen jetzt etwas beruhigt hat?“
Shallie machte die Augen zu und horchte in sich hinein. „Ich glaube schon.“
„Dann lass mich dich zurück ins Bett bringen.“
„Ich kann dir nicht sagen, wie leid mir das tut“, sagte sie, als er ihr aufhalf und sie zurück ins Schlafzimmer begleitete.
„Als wenn du nie meinen Kopf gehalten hättest, wenn ich mich übergeben musste.“ Sie waren als Teenager keine Engel gewesen. Sie hatten zwar nie Drogen genommen und nur selten Alkohol getrunken, bevor sie volljährig geworden waren. Aber es hatte Gelegenheiten gegeben, bei denen sie mit einem selbst gemachten Wein experimentiert oder zu viel Bier getrunken hatten. Mac und J. T. war daraufhin immer schlecht geworden. Shallie dagegen nie. „Ab ins Bett.“ Er half ihr, sich hinzulegen und decktesie zu.
Und in diesem Moment merkte er, wie sehr sie mit den Tränen zu kämpfen hatte. Seine Shallie, die gewöhnlich ganz still und mit traurigem Blick und manchmal sogar mit blauen Flecken zu ihm gekommen war und ihm gesagt hatte, dass es ihr gut gehe. Dass nichts vorgefallen sei. Dass sie sich gestoßen oder im Dunkeln gegen eine Tür gerannt sei. Selbst als Kind hatte er verdammt gut gewusst, dass sie in Wirklichkeit von ihrer Mutter oder einem gerade aktuellen Liebhaber von Joyce Malone geschlagen worden war. „Süße, was ist los?“
„Sei nicht so nett zu mir. Ich … Ich verdiene es nicht, dass du so nett zu mir bist.“
„He, he. Was ist denn das für ein Gerede?“ Mac setzte sich ans Bett und strich ihr die Haare aus der Stirn, als eine Träne über ihre Wange rollte. „Du bist mein Kumpel. Ich habe dich gern. Nichts, was du tun könntest, wird das jemals ändern.“ Er nahm ein Papiertaschentuch vom Nachttisch und reichte es ihr. „Willst du mir jetzt sagen, was los ist?“
Shallie schloss kurz die Augen und schaute dann in die andere Ecke des Zimmers.
Er konnte sehen, dass ihr Stolz sie daran hinderte, ihr Schweigen zu brechen. Für ihn war das eine große Enttäuschung. „Vielleicht später“, schlug er vor. Er wusste, dass sie es ihm erst erzählen würde, wenn sie sich dazu entschlossen hatte.
Ohne ihn anzusehen, nickte sie.
Mac drückte kurz ihren Arm. „Ruh dich noch ein bisschen aus. In der Nacht hat es dermaßen geschneit, dass ich eine Weile nirgendwohin gehen werde – zumindest nicht, bis der Räumdienst den Weg bis an den Stadtrand gefunden hat.“ Dann küsste er sie auf die Stirn und ging hinaus.
Er war verwirrt und machte sich Sorgen. Er befürchtetezu wissen, was ihr Problem war – und war deprimiert darüber, was das für die Zukunft bedeuten würde, die er sich für sie beide bereits ausgemalt hatte.
Als Shallie später zu ihm kam, saß er mit seinem Laptop auf dem Sofa neben dem Kaminfeuer. Er hatte die letzte Stunde damit verbracht, sich im Internet über die verschiedenen Stadien der Schwangerschaft zu informieren.
„Du hast den Christbaum rausgeschmissen“, sagte Shallie, die das irgendwie ein bisschen traurig machte. Obwohl sie sich nicht erinnern konnte, in ihrer Kindheit fröhliche Weihnachten erlebt zu haben – wie auch als Erwachsene noch nicht.
„Der Baum wäre beim kleinsten Funken in Flammen aufgegangen, so hinüber war er.“ Mac musterte sie eingehend. „Das kommt davon, wenn man ihn schon am Tag nach dem
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