Darth Bane 01 - Schöpfer der Dunkelheit
gebracht hatte. Aber sie wurzelten alle in einer Wahrheit, und diese Wahrheit hatte Bane inspiriert, sich weiter und schneller anzutreiben, als er es sonst gewagt hätte.
Der Gedanke an Revan und die Sith-Lords der Vergangenheit erinnerte ihn an eine andere Frage, die ihn seit einiger Zeit beschäftigte. »Meister, wieso benutzen die Sith den Titel Darth nicht mehr?«
»Das war Lord Kaans Entscheidung«, sagte der Twi'lek, der sich gerade abtrocknete. »Die Darth-Tradition ist ein Relikt aus der Vergangenheit. Sie steht für das, was die Sith einmal waren, nicht für das, was wir jetzt sind.«
Bane schüttelte den Kopf, denn die Antwort stellte ihn noch nicht zufrieden. »Es muss mehr an dieser Sache sein«, sagte er und bückte sich, um das Gewand aufzuheben, das er vor ihrem Duell abgelegt hatte. »Lord Kaan würde eine Tradition doch sicher nicht ohne Grund aufgeben.«
»Ich sehe, du gibst dich mit der einfachen Antwort nicht zufrieden.« Kas'im seufzte und zog sich sein Gewand über. »Also gut. Um zu verstehen, wieso dieser Titel nicht mehr in Gebrauch ist, musst du wissen, wofür er wirklich steht. Der Titel Darth war mehr als nur ein Symbol der Macht, es war ein Anspruch auf Oberherrschaft. Es wurde von jenen Dunklen Lords benutzt, die den anderen Meistern ihren Willen aufzwingen wollten. Es war eine Herausforderung - eine Aufforderung, sich zu beugen, anderenfalls würde man vernichtet werden.«
Bane wusste das bereits aus seinen Studien, aber er hielt es nicht für klug, den Meister zu unterbrechen. Stattdessen kreuzte er die Beine und setzte sich hin, blickte zu seinem Meister auf und hörte einfach zu.
»Selbstverständlich haben sich nur wenige Dunkle Lords lange dem Willen eines anderen unterworfen«, fuhr Kas'im fort. »Wann immer einer aus unserem Orden den Titel Darth beanspruchte, waren Täuschung und Verrat nahe, um ihm die Oberherrschaft wieder zu nehmen. Es kann keinen Frieden geben für einen Meister, der es wagt, sich Darth zu nennen.«
»Frieden ist eine Lüge«, erwiderte Bane. »Es gibt nur Leidenschaft.«
Kas'im verzog gereizt das Gesicht. »Frieden war eine ungeschickte Wortwahl. Ich meinte Stabilität . Die Meister, die den Titel Darth wählten, verbrachten mindestens so viel Zeit damit, sich vor ihren angeblichen Verbündeten zu schützen, wie mit dem Kampf gegen die Jedi. Kaan wollte solcher Verschwendung ein Ende machen.«
Bane kam es so vor, als wolle der Schwertmeister sich selbst ebenso angestrengt von seinen Aussagen überzeugen wie seinen Schüler.
»Kaan wollte, dass wir all unsere Mittel auf den wahren Feind konzentrieren, statt sie gegeneinander zu richten«, fuhr Kas'im fort. »Deshalb sind wir in der Bruderschaft der Dunkelheit alle gleich.«
»Gleichheit ist ein Mythos, um die Schwachen zu schützen«, widersprach Bane. »Einige von uns sind stark in der Macht, andere nicht. Nur ein Narr kann etwas anderes glauben.«
»Es gab noch andere Gründe, den Titel Darth aufzugeben«, betonte Kas'im mit einer Spur von Frustration. »Er zog die Aufmerksamkeit der Jedi an. Er enthüllte dem Feind, wer unsere Anführer waren, er lieferte ihnen ein leichtes Ziel.«
Bane war immer noch nicht überzeugt. Die Jedi wussten, wer die wahren Anführer der Sith waren; ob diese Personen sich nun Darth, Lord oder Meister nannten, machte keinen Unterschied. Aber er sah dem Twi'lek an, dass das Gespräch ihm unangenehm war, und er wusste nun genug, um das Thema fallen zu lassen.
»Verzeiht mir, Lord Kas'im«. sagte er. »Ich wollte nicht unverschämt sein. Ich wollte nur Eure Weisheit bemühen um mir etwas zu erklären, das ich allein nicht verstand.«
Kas'im sah ihn mit einem Blick an, der dem von zuvor, als Bane ihr Duell so abrupt beendet hatte, nicht unähnlich war. »Du erkennst nun also die Weisheit hinter Lord Kaans Entscheidung, mit dieser Tradition zu brechen?«
»Selbstverständlich«, log Bane. »Er tat es zum Wohl von uns allen.« Als er aufstand, dachte er jedoch: Kaan
benimmt sich wie ein Jedi. Macht sich Gedanken um das Wohl der Allgemeinheit. Versucht, Harmonie und Solidarität in unseren
Orden einzubringen. Die Dunkle Seite welkt und stirbt unter solchen Bedingungen!
Kas'im starrte Bane an, als wollte er noch etwas sagen. Am Ende ließ er es jedoch. »Das war genug für heute«, sagte er. In der Ferne hatte der Himmel das leichte Grau des ersten Tageslichts angenommen: bis zum Sonnenaufgang war es nur noch eine Stunde. »Die anderen Schüler werden bald
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