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Darth Bane 03 - Dynastie des Bösen

Darth Bane 03 - Dynastie des Bösen

Titel: Darth Bane 03 - Dynastie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Karpyshyn
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Fleisch Blasen schlagen und verbrühen, bevor er sie wieder herauszieht.
    »Schmerzen bedeuten mir nichts.«
    Sie kann sehen, dass der Sith verwirrt ist. Er ist ein Grobian, ein Mann, der sich Gewalt und Einschüchterung zunutze macht, um zu bekommen, was er will. Diese Dinge funktionieren bei ihrem Vater nicht.
    Die Hand des großen Mannes dreht sich langsam in ihre Richtung. Verängstigt kann sie spüren, wie ihr Herz hämmert. Sie kneift die Augen fest zusammen, versucht, den Atem anzuhalten.
    Ihre Augen springen abrupt auf, als sie von einer grässlichen, ungesehenen Macht umgefegt wird, die sie in die Luft hochhebt und sie nach draußen trägt. Kopfüber hält eine unsichtbare Hand sie über den blubbernden Kochtopf. Hilflos, zitternd, kann sie spüren, wie Fahnen heißen Dampfs aufsteigen und über ihre Wangen kriechen.
    »Papi«, wimmert sie, »hilf mir!«
    Den Ausdruck in Calebs Augen hat sie bei ihrem Vater noch niemals zuvor gesehen - Furcht.
    »Also gut«, murmelt er resigniert. »Ihr habt gewonnen. Ihr werdet Eure Heilung bekommen.«
    Serra schreckte abrupt aus dem Schlaf auf und wischte die Tränen fort, die ihre Wangen hinabliefen. Selbst jetzt, zwanzig Jahre später, erfüllte der Traum sie immer noch mit Schrecken. Indes, ihre Tränen waren keine der Angst.
    Die ersten Strahlen der Morgensonne strömten durch das Palastfenster herein. Im Wissen, dass es ihr nicht gelingen würde, wieder einzuschlafen, schlug Serra die Schimmerseidendecke beiseite und stand auf.
    Die Erinnerung an die Konfrontation erfüllte sie stets mit Scham und einem Gefühl der Schande. Ihr Vater war ein starker Mann gewesen - ein Mann von unbeugsamem Willen und ebensolchem Mut. Sie war diejenige, die schwach gewesen war. Wäre sie nicht gewesen, hätte er sich dem dunklen Mann widersetzt, der zu ihnen gekommen war.
    Wäre sie stärker gewesen, hätte er sie nicht fortschicken müssen.
    »Eines Tages wird der dunkle Mann zurückkehren«, hatte ihr Väter sie an ihrem sechzehnten Geburtstag gewarnt. »Er darf dich nicht finden. Du musst gehen. Verlasse diesen Ort, ändere deinen Namen, ändere deine Identität! Vergeude nie wieder einen Gedanken an mich!«
    Natürlich war das unmöglich. Caleb war ihre ganze Welt gewesen, ihr ganzes Leben. Alles, was sie über die heilenden Künste wusste - und über Leiden, Krankheiten und Gifte -, hatte sie von klein auf von ihm gelernt.
    Sie ging durch den Raum zu ihrem Kleiderschrank und durchstöberte ihre gewaltige Kleidersammlung, während sie zu entscheiden versuchte, was sie anziehen sollte. Ihre gesamte Kindheit über hatte sie schlichte, funktionelle Kleidung getragen, die sie immer bloß dann abgelegt hatte, wenn sie endgültig zu fadenscheinig und verschlissen geworden war, um sie nochmals auszubessern. Jetzt kam sie einen ganzen Monat aus, ohne dieselben Stücke zweimal zu tragen.
    Sie träumte nicht jede Nacht von dem dunklen Mann. Für eine Weile, im ersten Jahr ihrer Ehe, hatte sie praktisch überhaupt nicht von ihm geträumt. Im Laufe der letzten paar Monate jedoch war der Traum wieder regelmäßiger geworden. und damit auch das stetig wachsende Verlangen, mehr über das Schicksal ihres Vaters zu erfahren.
    Caleb hatte sie aus Liebe fortgeschickt. Das verstand Serra. Sie wusste, dass ihr Vater bloß das Beste für sie gewollt hatte. Aus diesem Grund hatte sie sich seiner Bitte gebeugt und war nie zurückgekehrt, um ihn zu sehen. Doch sie vermisste ihn. Sie vermisste das Gefühl seiner kräftigen, schwieligen Hände, die ihr Haar zerzausten. Sie vermisste das Geräusch seiner ruhigen, aber festen Stimme, die die Lektionen seines Handwerks wiedergab, den süßen Geruch von Heilkräutern, der stets von seinem Hemd aufgestiegen war, wenn er sie umarmte.
    Doch am meisten von allem vermisste sie das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, das sie gehabt hatte, wann immer er in der Nähe war. Jetzt sehnte sie sich mehr als je zuvor danach, ihn sagen zu hören, dass alles in Ordnung kommen würde. Aber das würde niemals passieren. Stattdessen musste sie sich an die Erinnerung der letzten Worte klammern, die er je zu ihr gesagt hatte.
    »Es ist schrecklich, wenn ein Vater nicht für sein Kind da sein kann. Das tut mir leid. Aber es gibt keinen anderen Weg. Bitte wisse, dass ich dich immer lieben werde, und ganz gleich, was geschieht: Du wirst immer meine Tochter sein.«
    Ich bin Calebs Tochter, dachte sie bei sich, während sie weiterhin müßig die Unmenge ihrer Garderobe durchforstete.

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