Darth Scabrous
Scabrous beugte sich vor. »Ein Verräter und ein Schwachkopf. Man muss sich wirklich fragen, wie ihr beide es so lange geschafft habt zu überleben.«
Dranok versuchte aufzustehen und stellte fest, dass er sein Gewicht nicht vom Stuhl heben konnte. Mit einem Mal schien jedes seiner Glieder eine Tonne zu wiegen.
»Lasst mich gehen.«
»Jeder Verräter wirft seine Verbündeten anderen zum Fraß vor.« Scabrous hielt dem Kopfgeldjäger ein Messer und eine Gabel vors Gesicht. »Das ist deine Henkersmahlzeit, Dranok, und du musst sie essen, jeden einzelnen Bissen. Dies ist das Angebot, das ich dir unterbreite: Wenn du dazu imstande bist, erlaube ich dir, den Raum lebend zu verlassen.«
Dranok schreckte zurück und kämpfte stärker darum, sich zu befreien. Doch der einzige Teil seines Körpers, den er bewegen konnte, war seine rechte Hand, diejenige, von der Scabrous ihm gestattete, dass er sie in Richtung Essbesteck hob. Mit zusammengebissenen Zähnen nahm er dem Sith-Lord das Messer aus der Hand - und stieß es so wuchtig nach vorn, wie er nur konnte.
Das Messer kam nicht einmal in die Nähe seines beabsichtigten Ziels. Scabrous ließ eine Hand in Richtung des Kopfgeldjägers schnalzen, eine schlichte, beinahe lässige Geste, ein Akt desinteressierten Abtuns, und Dranok fühlte, wie seine Kehle zusammengedrückt wurde, wie seine Luftröhre zu einem Nadelöhr schrumpfte. Schlagartig schien sich ihm ein schweres Gewicht auf die Brust gelegt zu haben. Tränen der Panik überfluteten seine Augen, und sein Herz hämmerte wild, als er wie von Sinnen auf dem Stuhl um sich schlug. Schon kroch an den Rändern seines Blickfelds die Schwärze näher. Auf einmal schien er das ganze Geschehen nur noch aus weiter Ferne zu verfolgen.
Als Scabrous ihn freigab und zuließ, dass er vom Stuhl zu Boden sackte, war das Letzte, was Dranok hörte, das Geräusch irgendeiner Kreatur, die herbeischlurfte, lautstark atmete und einen Laut von sich gab, der auf sonderbare Weise wie Gelächter klang.
Kapitel 5
SCHMERZRÖHRE
»Meister. Ich bin bereit, von Neuem zu beginnen.«
Der siebzehnjährige Mnah Ra'at stand in der Mitte des Kampfsimulators der Akademie, den die Schüler nur die Schmerzröhre nannten, und wischte sich das Blut von der eingerissenen, geschwollenen Lippe. Er fühlte jetzt keinen Schmerz, bloß das brennende Verlangen, anzugreifen und sich für das zu revanchieren, was er einstecken musste. Die Tatsache, dass die Verletzung ihm als Teil seiner Ausbildung von einem automatisierten System zugefügt worden war, spielte für Ra'at nicht die geringste Rolle. Er war wütend, und seine Wut machte ihn stark.
Weiter oben lehnte sich Sith-Kampfmeister Xat Hracken in der Kontrollkammer zurück. Eine Hand ruhte auf den rundum verlaufenden Steuereinheiten. Obgleich er ein Mensch war, war Hracken eher wie ein Aqualishaner gebaut, kahlköpfig, massig und mit breiten Schultern. Sein feistes olivbraunes Gesicht war zu einer immerwährenden, finsteren Miene verzogen wie aufeinandergestapelte Bündel öligen Wildleders. Es war schon spät, und Ra'at und er waren die Einzigen im Simulator. Genau wie Schwertmeister Shak'Weth lehrte auch Hracken schon seit Jahrzehnten hier an der Akademie, und Schüler wie Ra'at hatte er kommen und gehen sehen - Akolythen, die wenig oder gar keinen Schlaf zu brauchen schienen, die darauf bestanden, ihr Training bis spät in die Nacht fortzusetzen, manchmal bis zum Morgen - und er hatte gesehen, wie das letzten Endes seinen Preis von ihnen forderte. Nachdem er einen Moment lang nachgedacht hatte, aktivierte er die Gegensprechanlage. »Das genügt für heute Abend«, sagte er.
»Nein.« Ra'at blickte mit finsterer Miene und roten, elenden Augen zu ihm auf. »Ich will es noch mal versuchen.«
Hracken erhob sich hinter dem Kontrollpult und trat vor, sodass sein Schüler ihn durch das Transparistahlfenster sehen konnte. »Widersetzt du dich mir?«
»Nein, Meister.« Ra'ats Tonfall klang nur ein wenig besänftigt - eine symbolische Verbeugung vor der Autorität des Meisters. »Ich wünschte nur, ich könnte unter denselben Voraussetzungen trainieren wie Rance Lussk.«
Hracken nickte unmerklich. Das hatte er erwartet. Von dem Moment an, als er hier eingetroffen war, hatte Lussk das Tempo für die motiviertesten Schüler der Akademie vorgegeben, die alle genauso intensiv kämpfen, trainieren und studieren wollten, wie er es tat. Doch was keiner von ihnen zu begreifen schien, war,
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