Darth Scabrous
dass es bloß einen Lussk geben konnte, und diejenigen, die ihn herausforderten, teilten am Ende das Schicksal von Nickter und zahlreichen anderen.
Dennoch musste Meister Hracken zugeben, dass er Ra'ats Ehrgeiz faszinierend fand. Ra'at war mit Abstand der Kleinste in seiner Gruppe, mit dünnem Haar und fein geschnittenen Gesichtszügen, und zwei Jahre der Ausbildung hatten seiner spindeldürren Gestalt nicht mehr als ein paar Gramm Muskelmasse hinzugefügt. Doch er hatte Stahl in sich, eine Art zähen, semipsychotischen Zorn und eine Willenskraft, die ihn dazu antrieb, alles zu tun, was immer nötig war, um weiterzukommen. Außerdem hatte er einige sehr eigentümliche Ideen. Immerhin war es Ra'at gewesen, der die Gerüchte aufgebracht hatte, dass Darth Scabrous persönlich Schüler entführte und sie in den Turm hochbrachte, um einen zu finden, der mächtig genug war, sein Nachfolger zu werden. Er hatte seine Argumente so überzeugend vorgebracht, dass sich einige der Schüler - und sogar ein paar der Meister - fragten, ob er möglicherweise recht hatte.
Jetzt fragte sich Hracken, ob er schließlich auf Ra'ats ultimatives Ziel gestoßen war. Wieder aktivierte er die Gegensprechanlage. »Also gut, einmal noch.«
Ohne das geringste Nicken der Bestätigung nahm Ra'at wieder seine Kampfposition ein, die Schultern durchgedrückt, den Kiefer verbissen. Es war, als hätte er die ganze Zeit über gewusst, dass der Meister seiner Bitte nachgeben würde.
In Ordnung, dachte Hracken. Schauen wir mal, wie gut du wirklich bist. Er tippte eine Abfolge von Kommandos ein und verfolgte, wie der Simulator unter ihm zum Leben erwachte. Von beiden Seiten schoss eine automatisierte Reihe von Schwenkarmen heran, jeder davon zwei Meter lang, die sich so um ihn schlossen, dass Ra'at springen musste, wenn er verhindern wollte, zerquetscht zu werden. Er tauchte mühelos unter ihnen hinweg, bevor er zu einer gestreckten Rolle überging und dem dritten Hindernis erfolgreich auswich, einer sprungfederbewehrten Pikadorpike von fünf Metern Länge, die unvermittelt von der Decke nach unten schoss. Hracken nickte abermals. Beim letzten Mal hatte die Pike Ra'at erwischt. Jetzt war er schneller.
Aber bist du schnell genug? Das ist die Frage, nicht wahr? Und wie wär's, wenn du nichts sehen kannst?
Er nahm eine Thermalbrille vom Tresen neben sich und rückte sie vor den Augen zurecht, ehe er sich vorbeugte und das Licht ausschaltete. Dunkelheit verschluckte den Raum, allumfassend und vollkommen. Hracken schaltete die Brille ein. Sein Blickfeld helioskopierte in hundert gleißende Variationen von fluoreszierendem Grün, bevor sich die Szenerie fokussierte und er sich mit gespanntem Interesse vorbeugen konnte.
Weiter unten blieb der jetzt blinde Ra'at abrupt stehen, verarbeitete, was gerade passiert war, und in dieser Sekunde sprang die Wand hinter ihm in einem pfeifenden Wirrwarr schwerer Gummipeitschen auf, die durch die Luft schwirrten. Ra'at sprang vor, aber es war zu spät - die Peitschen prügelten ihn auf die Knie.
Hracken sah, wie sich das Gesicht des Schülers verkrampfte, die Lippen vor Schmerz zurückgezogen. Es ist vorbei, dachte er und griff nach dem Schalter, um das Licht wieder anzumachen - doch das war es nicht.
Ra'at war sofort wieder auf den Beinen und sprang von den Peitschen weg. Sofort begriff Hracken, dass der Schüler nicht mehr länger von seiner Sicht oder deren Beschränkungen behindert wurde: Jetzt verließ er sich vollkommen auf die Macht. Als der Schwungarm erneut herniedersauste, griff Ra'at nach oben, packte ihn und hielt sich tatsächlich daran fest - ein Manöver, das der Sith-Meister noch nie zuvor gesehen hatte, nicht einmal bei Lussk. Er ließ sich von dem Arm ganz bis nach oben zur Decke tragen. Auf dem Scheitelpunkt des Schwungarmbogens ließ er los, drehte sich und katapultierte sich mit dem Kopf voran durch den freien Raum, um sich an der sprungfederbewehrten Stange festzuhalten, die aus der Wand geschossen kam.
Es war ein Manöver von beispielloser Anmut und absoluter Präzision. Ra'at schwang sich einmal, zweimal, dreimal um die Stange herum, um an Tempo zu gewinnen, und sprang dann geradewegs auf das Fenster der Kontrollkammer zu.
Meister Hracken schreckte zurück. Ra'at krachte mit beiden Händen gegen den Transparistahl und klammerte sich dort tatsächlich einen Sekundenbruchteil lang fest, lange genug, dass Hracken sah, wie das Gesicht des Schülers ihn geradewegs anschaute. Dann fiel Ra'at nach
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