Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Darth Scabrous

Darth Scabrous

Titel: Darth Scabrous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
Vom Netzwerk:
beinahe schon eine Karikatur von Arroganz zu sein schienen. Von seiner Stirn ging dichtes, ergrautes Haar in einem sonderbaren silbrigen Blauschimmer nach hinten und war hinter dem Kopf zusammengebunden. Die Gestalt streckte eine langfingrige Hand aus, winkte ihn nach vorn, und im selben Moment sah Dranok die Augen des Mannes aufflackern und pulsieren, als würden sie das Auflodern einer weit entfernten Explosion widerspiegeln.
    »Lord Scabrous.«
    »Hast du die Orchidee dabei?«
    »Ich...«
    »Wo ist sie?«
    Dann also ein Bluff - dem Kopfgeldjäger wurde bewusst, dass das sein einziger Ausweg war. Dranok hatte sich den Weg aus brenzligen Situationen schon früher so freigeschaufelt. Hier würde es nicht anders laufen. »Hier ist sie«, sagte er mit aufgesetzter Schroffheit und hielt den offenen Koffer hoch, um den Inhalt zu präsentieren. »Die Murakami-Orchidee, wie Ihr gewünscht habt.«
    Als Darth Scabrous nichts unternahm, um sie an sich zu nehmen - tatsächlich schien er sich überhaupt nicht zu rühren -, löste Dranok die Kette vom Handgelenk, stellte den Koffer vor dem Sith-Lord ab und trat zurück. Noch immer machte Scabrous keinerlei Anstalten herüberzukommen, um die Blume näher in Augenschein zu nehmen. Seine Augen blieben auf Dranok gerichtet.
    »Bist du allein gekommen?«
    »Mein Geschäftspartner wartet draußen«, antwortete Dranok. »Für alle Fälle.«
    »Dein Geschäftspartner?«
    »Das ist richtig.«
    »Und sonst hast du niemanden mitgebracht?«
    Dranok runzelte leicht die Stirn. »Wen hätte ich denn sonst noch mitbringen sollen?«
    Scabrous machte noch immer keine Anstalten zu reagieren. Der Moment zog sich in die Länge, und im nachfolgenden Schweigen wurde Dranok klar, dass er roch, wie sich noch ein anderer Geruch um ihn herum ansammelte, der zunehmend kräftiger wurde, stärker als der Gestank toter Blumen: Allmählich erfüllte das Aroma von gebratenem Fleisch die Luft. Trotz seiner Anspannung merkte er, wie ihm das Wasser im Munde zusammenlief. Es war schon eine Weile her, seit er zuletzt etwas gegessen hatte. Sein Magen ließ ein vernehmliches Knurren hören.
    »Du hast mich enttäuscht«, meinte Scabrous.
    »Wie bitte?«
    »Das ist nicht die Murakami-Orchidee.«
    »Woher wisst Ihr das? Ihr habt sie Euch nicht einmal angesehen!«
    Scabrous hob langsam den Kopf. Sein gesamter Körper schien sich zu versteifen, irgendwie größer zu werden - eine Illusion, gewiss, aber Dranok merkte dennoch, wie er ruckartig einen Schritt zurücktrat, wie ein ungehorsames Kind, das zur Rechenschaft gezogen wird und flehentlich die Hände ausstreckt.
    »Also, jetzt wartet doch mal...«
    »Setz dich!«
    Dranok spürte, wie seine Knie unfreiwillig unter ihm nachgaben, und er fiel schwer auf die Steinbank, von der er bislang nicht einmal gewusst hatte, dass sie überhaupt da war.
    »Ungeachtet deines Versagens wartet deine Bezahlung auf dich.« Scabrous wies hinter ihm auf eine gewölbte Tür, die Dranok zuvor nicht bemerkt hatte, und der HK-Droide kam herein, einen Wagen mit einem großen silbernen Tablett darauf vor sich herschiebend. Der Droide ging auf den Tisch zu und platzierte einen Teller nebst Besteck vor Dranok, zusammen mit einem Becher und einem Krug. »Bedien dich.«
    Dranok schüttelte den Kopf. Was auch immer sich unter der Haube auf dem Silbertablett befand, er wollte nichts davon. Und jetzt wurde ihm mit der gnadenlosen Klarheit der späten Einsicht bewusst, wie alles, was er getan hatte - den Auftrag anzunehmen; dem dubiosen Hehler zu vertrauen, der ihm die
    Orchidee verkauft hatte; allein hochzugehen das Glied einer gewaltigen, katastrophalen Kette war, die zu diesem jüngsten Moment der Erkenntnis geführt hatte. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass sich seine Hand der Servierplatte entgegenstreckte. Dann hob er die Haube.
    Er starrte das an, was darunter lag. In seiner Kehle stieg plötzliches Grauen auf wie ein Pfropfen, der einen Siphon verstopft. Er brauchte weniger als eine Sekunde, um zu begreifen, dass das zottelige Ding vor ihm der abgetrennte, geschmorte Kopf seines Partners Skarl war. Der Mund des Nelvaanianers war weit genug aufgehebelt worden, um die reife rote Jaquirafrucht aufzunehmen, die in seinen Kiefer gezwängt worden war. Tote, gekochte Augen starrten beinahe anklagend zu ihm auf.
    »Was ist los?«, vernahm er Scabrous' Stimme, scheinbar aus sehr weiter Ferne. »Du hattest doch ohnehin vor, ihn zu hintergehen, oder nicht? Ich habe dir lediglich den Ärger erspart.«

Weitere Kostenlose Bücher