Darth Scabrous
verbunden waren. Ihr wurde klar, dass hier eine entsetzliche Art von Kreislauf geschaffen worden war, ein Hybride aus Mensch und Maschine.
Scabrous nahm eine Justierung an der Pumpe vor. Die Flüssigkeit in den Schläuchen bewegte sich jetzt schneller. Der Junge versteifte sich und hämmerte sodann sein Gesicht gegen die Gitterstäbe, wieder und wieder, mit einer Art grässlicher, rhythmischer Wucht. Die Heftigkeit des Aufpralls ließ den Käfig klappern, bis dem Jungen Blut über das Antlitz sickerte. Purpur troff aus seinen Nasenlöchern, von seinen Lippen und aus den Augenwinkeln, und trotzdem hörte der Junge nicht auf. Zo wurde klar, dass er sich selbst in die Bewusstlosigkeit prügelte, um sich so zu verletzen, dass er ohnmächtig wurde, oder vielleicht versuchte er auch einfach, sich umzubringen, um der Qual zu entgehen, welche auch immer ihm jetzt bevorstehen mochte.
»Aufhören!« Zo starrte Scabrous an. »Was soll das?«
»Schau hin, und sieh selbst.«
»Was macht Ihr mit ihm?«
Scabrous antwortete nicht. Einen Moment später öffnete er den Deckel des Zylinders mit rotgelber Flüssigkeit und ließ die Orchidee hineinfallen.
Jura Ostrogoth wurde Zeuge all dessen. Er hatte sich in den Turm geschlichen, als der Whiphide herausgekommen war, ohne groß zu überlegen, was er da tat. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man solche Gelegenheiten nicht ungenutzt lassen durfte. Deshalb hatte er seine Chance ergriffen.
Seit Nickters Verschwinden am Vortag brodelte die Gerüchteküche an der Akademie mit Lichtgeschwindigkeit wegen Darth Scabrous und dem, was in seinem Labor vor sich gehen mochte. Früh am Morgen hatte Jura zufällig mit angehört, wie Pergus Frode, ein Techniker im Hangar der Akademie, einem der Meister erzählt hatte, dass Scabrous Besucher gehabt hatte - zwei Kopfgeldjäger -, die letzte Nacht nicht zu ihrem Schiff zurückgekehrt waren. Und jetzt hatte Kindra Jura berichtet, dass sie zwei weitere Außenweltler gesehen hatte, einen Whiphiden und ein Mädchen, die den Turm betraten. Kindra sagte, sie hätten etwas bei sich gehabt. Doch was genau, wusste niemand. Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand herauskommen würde.
Nach dem Lichtschwerttraining hatte sich Jura auf den Weg gemacht und sich unter den schneeverkrusteten Steinen einer halb zerfallenen Ruine zusammengekauert, um den Haupteingang des Turms im Auge zu behalten. Die Kälte hatte ihm nicht das Geringste ausgemacht. Vielmehr hatte sie ihm Zeit verschafft, um nachzudenken und seinen Kopf freizubekommen. Er war bereits zu dem Schluss gelangt, dass er nicht die Absicht hatte, sich sein Leben lang Sorgen darum zu machen, von Scopique bloßgestellt zu werden. Wenn er sich Scopiques Griff entziehen wollte, musste er die Regeln des Spiels ändern. Natürlich konnte er jetzt nicht zum Gegenangriff übergehen - nachdem er ihn gerade so in die Ecke gedrängt hatte, würde Scopique mit einem Vergeltungsschlag rechnen -, doch sobald Jura herausgefunden hatte, was im Innern des Turms vorging, hatte er vor, ein persönliches Treffen mit dem Zabrak zu arrangieren. Er würde Scopique alles erzählen, sich ihm anvertrauen, sein Vertrauen gewinnen. Und wenn Scopique vor lauter Schadenfreude nicht auf der Hut war, würde Jura ... was genau tun?
Ihn töten?
Vielleicht.
Oder möglicherweise würde er ihn auch einfach nur demütigen, so, wie Scopique Jura gedemütigt hatte. So oder so würden sich die Dinge schon bald sehr entscheidend ändern.
Wie sehr sie sich ändern würden, hätte sich Jura zwanzig Minuten zuvor, als er aus dem Turbolift geschlüpft war und sich seinen Weg durch das frei zugängliche Labor an der Spitze des Turms gebahnt hatte, nicht einmal im Traum vorstellen können. Kerzen und Fackeln tauchten den Raum in flackerndes, unregelmäßiges Licht. Er hatte sich gesorgt, dass man ihn vielleicht hören würde - der Lift war alles andere als lautlos -, doch noch bevor sich die Türen öffneten, hatte er jemanden schreien und metallischen, krachenden Lärm gehört. Das Geräusch prallte von den Wänden und der Steindecke ab, um alles andere zu übertönen.
Jura schlich durch Schattenbereiche, bahnte sich seinen Weg zwischen den Ausrüstungsgegenständen hindurch, bis er die unverkennbare Gestalt von Lord Scabrous und noch jemand anderem ausmachen konnte - einem Mädchen -, die neben etwas standen, das wie ein Tier im Käfig wirkte: Das war die Quelle des Kraches und der Schreie.
Jura blieb wieder stehen, kniff die Augen
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