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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg
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komplexe, multifunktionale Intelligenz hervorbrächte, ist überaus groß. Dass dieses Wesen aber ein zweites Mal genauso aussähe wie wir, darf man getrost ins Reich des Unmöglichen verbannen. Das wäre so, als würden beim Lotto in Tausenden aufeinanderfolgenden Ziehungen genau dieselben sechs Zahlen gezogen. In der Natur müssten sich bei einem Neustart zig Milliarden von Einzelmutationen exakt wiederholen, um noch einmal ein genaues Abbild unserer selbst hervorzubringen. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Replay geht angesichts der Zufälligkeit der Mutationen/Rekombinationen gegen Null. Uns bleibt die Erkenntnis: Die Entwicklung komplexer Intelligenz nach den Regeln von Veränderung und Auslese auf unserem Planeten war ein Muss. Aber die exakte Wiederholung des bis heute vollzogenen Evolutionsprozesses hin zu identischen Produkten wäre auch unter den gleichen Umweltbedingungen äußerst unwahrscheinlich. Durch das Fehlen konkreter Zielvorgaben gibt es für evolutionäre Veränderungen keinerlei Vorhersagbarkeit. Für uns ist Evolution stets ein retrospektiver Prozess. Einen guten Eindruck, wie die Evolution in jedem abgeschlossenen System eigene Wege geht, bieten die Einzigartigkeiten von Flora und Fauna in den geografisch isolierten Gebieten von Australien und Neuseeland. Nur in „Down Under“ haben sich die Beuteltiere durch die fehlende Konkurrenz höherer Säugetiere zu einem einmaligen Artenspektrum – allein die Kängurus bringen es auf über 40 Spezies – entwickelt. Das Schnabeltier und der Ameisenigel leben nur hier. Etwa 85 % der rund 20 000 australischen Pflanzenarten finden sich ausschließlich auf diesem Kontinent. Auch Neuseeland hat nach der Abtrennung vom riesigen Südkontinent (Gondwana) vor 80 bis 100 Millionen Jahren einen weltweit einmaligen Artenbestand hervorgebracht, der besonders durch viele Arten flugunfähiger Vögel gekennzeichnet ist. Der Mangel an natürlichen Feinden machte hier die Fähigkeit zur Flucht in die Lüfte nicht zu einem von der Selektion begünstigten Bonus. Landsäugetiere hingegen brachte die Neuseelandinterne Evolution nicht hervor. Diese wurden erstmalig von den Nachfahren der zugereisten Maori ins Land gebracht. Jedes biologische System hat seine eigene Entwicklungsgeschichte, die bei einem Neustart selbst unter identischen Bedingungen sehr wahrscheinlich andere als die heute existenten Formen hervorbrächte.
Selektion – Himmelfahrtskommando oder unbestechlicher Bewertungsfilter?
    Bei der Beschäftigung mit der evolutionären Gegenbewegung kristallisiert sich schnell heraus, dass der Selektionsbegriff, wie er vom Darwinismus definiert wird, einer der heißesten Punkte ist, der die Kritiker reizt wie die Muleta den wilden Stier. Heftigst wird auf der evolutionistischen Selektionsauffassung herumgeritten. Das mag daran liegen, dass dieser natürliche Bewertungsmechanismus dem „zügellosen“ Treiben von Mutation und Rekombination verbietet, seine richtungs- und ziellose Zufälligkeit eins zu eins auf den Evolutionsablauf zu übertragen. Durch diese klare Beschränkung des Zufallsmomentes auf die Entstehungsebene genetischer Varianz werden Darwins Gegner nun eines der Hauptaufhängungspunkte ihrer Kampagne beraubt. Ihre Reaktion darauf besteht in tumber Ignoranz und Unsachlichkeit. Die Unwahrscheinlichkeit der Entwicklung hochkomplexer Lebensformen – allen voran des Menschen – nach dem fälschlicherweise Darwin zugeschriebenen Zufallsprinzip wird dann wieder und wieder mit den erwähnten unpassenden Metaphern zu beleuchten versucht. Die Liste vom durch wahllose Zutatenmixtur kreierten Sternemenü bis zur Gebäudeerrichtung durch blindes „Steineboccia“ ließe sich beliebig erweitern. Dass hier eine richtungweisende, den Zufall seines ungebremsten Absolutismus beraubende Kontrollinstanz – die Selektion - nur störend wirkt, ist leicht nachzuvollziehen. Degradiert sie die gewählten Metaphern doch zu deplatzierten Instrumenten der Stimmungsmache. Denn die Selektion als eine der Säulen in Darwins Lehre wird in diesen Gleichnissen völlig ausgeklammert. Natürlich lässt sich ein solches Zerrbild der evolutionären Zufälligkeit nicht dauerhaft aufrechterhalten. Das haben auch dessen Zeichner eingesehen. Da es selbst den gewieftesten Rhetorikern in der Anti-Darwin-Fraktion nicht gelingen kann, das ordnende Element der Evolution überzeugend herunterzuspielen, biegt man sich den Selektionsbegriff so hin, dass das vorgefertigte Zufallsimage wieder

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