Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
Sequenz eines Alters- oder Musikalitätsgens, und einer zweckgebundenen Anwendung liegen Welten. Die Epigenetik macht sich gerade auf, die Mechanismen der Genregulation und die Möglichkeiten der äußeren Einflussnahme (Ernährung, Lebensstil, Umweltfaktoren) zu ergründen. In der Boulevardpresse werden bisweilen noch völlig irreale Vorstellungen verbreitet. Dennoch werden diese Probleme irgendwann einmal auf uns zukommen, sei es nun in 50, 100 oder 1000 Jahren. Somit ist es ratsam, sich parallel zu den molekularen Forschungsbemühungen auch Gedanken über soziale Lösungsmöglichkeiten zu machen.
Aber greifen wir den roten Faden wieder auf, den Faden der Grenzen unserer Erkenntnis. Nach all diesen Überlegungen kann die abschließende Bilanz nur lauten: Unserer Erkenntnisfähigkeit sind zum einen durch unsere körperlichen und intellektuellen Potenziale und zum anderen durch die Selbstbeschränkung unserer Wissenschaft klare Grenzen gesetzt. Für einige ist dieses Eingeständnis unbefriedigend, doch es tut der Menschheit sicher gut. Die Evolutionstheorie wird uns noch lange beschäftigen. Schon heute liefert sie mehr Antworten als jedes andere Wissenschaftsmodell. Aber zu einer allumfassenden Antwort auf die Frage, wie die Welt wurde, was sie ist, kann auch sie nicht führen. Daher sollte niemand mehr von Darwin verlangen, als er und seine Nachfahren zu leisten imstande sind.
Doch noch eine Alternative?
„Meckern ist wichtig – nett sein kann jeder!“ Sicher hat diese geflügelte Weisheit auch in der Naturwissenschaft ihren berechtigten Platz. Aber wer Kritik übt, sollte es möglichst objektiv begründet tun und vor allem Alternativen anbieten. In dieser Hinsicht aber zeichnet sich die antidarwinistische Bewegung nicht eben durch besondere Produktivität aus. Nur hin und wieder werden in die harschen Anwürfe vage alternative Lösungswege eingeflochten. Es ist daher ein recht mühseliges Unterfangen, aus all den wohl im Wissen um die fehlende Belegbarkeit möglichst unverfänglich formulierten Thesen eine Art „antidarwinistischer Entwicklungstheorie“ herzuleiten. In deren Zentrum steht die Behauptung, dass nahezu alle in der Natur beobachtbaren Fakten gegen einen Evolutionsmechanismus von Zufallsvariation und eignungsabhängiger Selektion sprächen. Kurz zusammengefasst umfasst die Kritik folgende Inhalte:
• Ein Überlebenskampf im Sinne Darwins habe nie stattgefunden, da er rein zerstörerisch wirke und die Organismenvielfalt nur verringern, aber nie vergrößern könne.
• Artübergänge seien nicht (fossil) belegt, hätten daher nie stattgefunden.
• Zwischenformen seien im Fossilienbestand äußerst rar. Selbst die als solche gehandelten Funde wie Archaeopteryx (Übergang Reptilien – Vögel) oder Ichthyostega (Fische – Amphibien) belegten keine Übergänge, sondern seien schon klar der jeweils neuen Klasse zuzuordnen.
• Der Zusammenhang zwischen Genotyp und Phänotyp, also die Festlegung von Merkmalen durch Informationseinheiten auf der DNA, sei nicht bewiesen.
• Zufallsvariationen seien mit dem globalen Ordnungsprinzip nicht vereinbar.
Aus diesen Punkten leiten die Kritiker zwei Thesen ab, die man mit den Schlagworten „Typenkorsett“ und „intelligente Ordnung“ überschreiben kann.
These 1: Gefangen im „Typenkorsett“ – gemeinsamer Ursprung Fehlanzeige
Die Idee des gemeinsamen Ursprungs aller lebenden Organismen lehnen die Anti-Darwinisten ab. Es gab in ihren Augen keine Evolution, die binnen Jahrmilliarden ausgehend von einer Urzelle nach Art eines sich immer weiter verzweigenden Stammbaums alle jene Lebensformen durch unterschiedlichste Adaptationen an verschiedene Lebensbedingungen hervorgebracht hat, die wir heute mit dem taxonomischen System in Reiche, Stämme, Familien, Klassen, Ordnungen, Arten und Unterarten einzuordnen versuchen. Das prinzipielle Verwandtschaftsprinzip aller je existenten Lebensformen sei falsch – jedweder Offensichtlichkeit und wissenschaftlicher Belege zum Trotz. Die wichtigsten Aussagen dieser „
antidarwinistischen Typentheorie“
lauten:
• Es gibt keinen gemeinsamen Ursprung und keine Verwandtschaft aller Lebewesen.
• Von Beginn an existierten verschiedene große Typenklassen, die unabhängig voneinander erschaffen wurden.
• Innerhalb jeder dieser Klassen gibt es Spezialisierungen (= Mikroevolution), die aber nie die Typengrenzen durchbrechen (keine Makroevolution).
• Übergänge zwischen verschiedenen Typenklassen fanden
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