Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
„fitness“ und „struggle for life“ wurden und werden im Evolutionsmodell niemals mit Krieg, unkontrollierter körperlicher Gewalt und nur in vergleichsweise seltenen Fällen mit individueller Konfrontation in Verbindung gebracht. Steigerung der Fitness bedeutet (durch genetische Variation begründete) Optimierung der eigenen persönlichen Fähigkeiten, welche die individuelle Lebenssituation (Nahrungsbeschaffung, Partnerfindung, Fortpflanzungspotenz) verbessern bzw. die Überlebenschancen erhöhen –, aber nicht „Mord und Totschlag“. Natürlich wissen wir alle, dass in der Natur Nahrungsketten entwickelt wurden, deren kennzeichnendes Merkmal zwischenartliche Räuber-Beute-Beziehungen sind. Diese haben sogar für die Erhaltung natürlicher Gleichgewichte größte Bedeutung. Aber die Evolution betrifft ausschließlich die Entwicklung von Strategien, welche die persönlichen Potenzen verbessern, und zwar auf Räuber- wie auf Beute-Seite in völlig gleichberechtigter Weise. Also auch die gewaltlose Wehrhaftigkeit (z. B. Tarnung, Abwehrmechanismen) unterliegt einem Selektionsdruck und nicht nur die Verbesserung der Jagd-/Tötungs-Fähigkeiten der Räuber. Krieg aus bloßem Machtstreben ist, vom Menschen einmal abgesehen, im Tier- und Pflanzenreich schon mal gar nicht anzutreffen.
Aber selbst wenn man gedanklich einmal von dem „rabiaten Monster“ ausgeht, das seine Nahrungsquellen gewalttätig und gnadenlos ausbeutet, so würde hier letztlich die Selektion ebenso gnadenlos antworten. Wenn es nämlich dem anfangs so „fitten“ Mörder nicht gelänge, parallel neue Selbstversorgungsmechanismen zu entwickeln oder seinen Hunger bzw. Kalorienbedarf so zu drosseln, dass die Nahrung genug Zeit zum „Nachwachsen“ hat, würde die Erschöpfung seiner einsei tigen Versorgungsquellen über kurz oder lang zu seinem Ausmerzen bzw. zu seiner Verdrängung durch fähigere oder flexiblere Konkurrenten führen. Und Letztere müssten dabei keinesfalls eine direkte kriegerische Auseinandersetzung suchen. Das „battlefield“ der Natur ist kein Boxring, in dem Konkurrenten aufeinander einschlagen, sondern eher ein Strategiespiel, das durch Variantenbildung der Erbanlagen (Mutation, Rekombination) gespeist und durch den „Schiedsrichter“ Selektion bewertet wird.
Die Evolutionsgegner unterliegen einem fatalen Irrtum und streuen völlig unzutreffende Gerüchte, wenn sie behaupten, Darwin habe mit dem Überlebenskampf nur einen „Total-Vernichtungsfeldzug“ nach dem Motto „jeder gegen jeden, bis nichts mehr übrig ist“ gemeint. In einem solchen Szenario – so ihre weitere Argumentation – sei dann kein Platz für das Wirken eines Selektionsdruckes, da diesem ja mehr und mehr die Angriffsfläche fehle, um mit zunehmender Todesrate letztlich ganz zu verschwinden. Das Ende der Welt wäre schon in einem frühen Stadium die Folge gewesen.
Jeder mit den Grundzügen des Evolutionsmodells vertraute, unvoreingenommene Mensch wird erkennen, dass eine derart eindimensionale Sichtweise, die einzig auf der Existenz unidirektional auf Tötung fixierter „Fabelwesen“ fußt, wohl keiner weiteren Diskussion bedarf. Es mag solche Kreaturen gegeben haben, und vielleicht schaut uns ein solches Monster sogar aus dem Spiegel entgegen. Dem sich immer neu einstellenden und ständiger Prüfung unterliegenden natürlichen Gleichgewicht wird es aber nichts anhaben können. Derartige „Exoten“ werden relativ schnell ausgemerzt, lange bevor sie allem um sich herum den Garaus machen können.
Ein versöhnlicher Konsens verdient es aber, an dieser Stelle betont zu werden. Mit der Überzeugung, dass jedweder Krieg nicht aufbaut, sondern einzig zerstört, gehen Darwinisten mit ihren Kritikern völlig konform. Aber „the struggle for life“ ist ein um Verbesserung „bemühter“, höchst kreativer Anpassungswettbewerb und kein destruktiver Zerstörungskampf!
Für jeden um Neutralität bemühten Beobachter ist nicht nachvollziehbar, warum sich die Anti-Evolutionsfront so beharrlich weigert, das Darwin’ sche Verständnis des Überlebenskampfes und des Wirkens der Selektion zu akzeptieren. Spielt hier wohlmöglich die Angst vor dem Zusammenbruch des eigenen Theorems und vor der Verletzung des eigenen Stolzes die entscheidende Rolle? Wie auch immer, die Gegner bleiben dabei: Selektion und Kampf (in welchem Sinne auch immer) passen nicht in ihr Weltbild. Um das zu untermauern, werden immer neue Projektionen entworfen, die aber a priori zum
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