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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg
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Biologie spricht man bei derart lang anhaltender Merkmalsstabilität von einem hohen „Konservierungsgrad“. Wenngleich diese Darstellung zugunsten der Verständlichkeit stark vereinfacht ist, trifft sie den Kern der Sache. Für das erwähnte Protein von Kuh und Erbse sowie eine Vielzahl weiterer Beispiele gilt derselbe Mechanismus.
    Abschließend lässt sich somit festhalten: Das Phänomen der Merkmalsgleichheit bzw. -ähnlichkeit trotz geringen Verwandtschaftsgrades ist ein weiteres Argument für die Richtigkeit des Evolutionsmodells und in keiner Weise widersprüchlich.
Artbildung live! – Zuschauer unerwünscht?
    Sie haben erlebt, verehrter Leser, dass die in den vorangegangenen Kapiteln beleuchteten Kritikpunkte der Darwingegner etwa die Stabilität von Seifenblasen aufweisen und sich die Protagonisten dieser Gegenbewegung einzig die Blöße ihrer Unkenntnis der Darwin’schen Grundthesen geben. Daher soll nun ein interessanter Punkt behandelt werden, der tatsächlich noch einige Fragen offenlässt und von Darwins Gegnerschaft als vermeintlich schlagkräftige „Angriffswaffe“ eingesetzt wird. Dabei geht es um das Zentrum der Evolutionstheorie schlechthin – den Artwandel. Im Fokus steht die Neubildung bzw. der Übergang einer Art in eine andere, neue Spezies, die sexuell nicht mehr mit dem Vorläufermodell kompatibel ist, also keine fruchtbaren Nachkommen zeugen kann. Tatsächlich hat weder Darwin noch irgendjemand nach ihm und mit großer Wahrscheinlichkeit auch kein Mensch vor ihm die Neubildung einer Art jemals live miterleben dürfen. Nichtsdestoweniger wählte Darwin den Titel „On the origin of species …“ („Vom Ursprung der Arten …“), ging dabei aber fest davon aus, dass die Artneubildung ein Prozess ist, der sich der direkten menschlichen Beobachtbarkeit entzieht, da er durch die Akkumulation minimaler Veränderungen über unvorstellbar lange Zeiträume erfolgt. Im vierten Kapitel schreibt er: „Bildlich gesprochen ist die natürliche Zuchtwahl täglich und stündlich dabei, überall auf der Welt selbst geringste Veränderungen aufzuspüren, die schlechten zu verwerfen und die guten zu erhalten und zu vermehren […]. Wir aber sehen solange nichts von dieser langsam vorangehenden Veränderung, bis uns die Zeit selbst einen Fingerzeig gibt, dass ein Zeitalter abgelaufen ist. Aber selbst dann bleibt unsere Einsicht in die vergangene geologische Epoche so gering, dass wir nur erkennen, wie sich die rezenten Lebensformen von denen aus der Vergangenheit unterscheiden.“
    So geht man heute für eines von Darwins Paradebeispielen, der Artneubildung bei den Galapagosfinken („Darwinfinken“), von einer Zeitspanne von mindestens einer Million bis fünf Millionen Jahren aus. In evolutiven Dimensionen ist das sogar vergleichsweise kurz, wenn man einmal das Erdalter von etwa 4,6 Milliarden Jahren dagegensetzt.
    Die Darwinfinken – Beispiel einer adaptiven Radiation
    Eine Gründerpopulation von Finken gelangte auf Inseln des vulkanischen Galapagos-Archipels, etwa 1000 km vor der Westküste Ecuadors gelegen. Nahrungsquellen und Platzangebot waren hier so üppig, dass die Vögel geradezu paradiesische Lebensbedingungen vorfanden. Dies führte zu einer starken Vermehrungsaktivität, die über einen längeren Zeitraum in einer Überproduktion von Nachkommen gipfelte. Den Naturgesetzen entsprechend, spiegelt sich derartiges stets in einer Verknappung lebenswichtiger Ressourcen – allen voran Nahrung und Wohnraum – wider. Die Folge ist eine Verstärkung innerartlicher Konkurrenz. Durch geografische Separation verschlug es einige Finken auf andere Inseln des Archipels, um hier neue Populationen zu gründen und neue ökologische Nischen zu besetzen. Nach längerer Trennungsphase gelangten einige der emigrierten Individuen auf die Insel der Stammpopulation zurück. Nun zeigte sich, dass zwischen Mitgliedern der ausgewanderten und der alten Gründerpopulation sexuell „nichts mehr lief“. Die infolge der Isolation in den verschiedenen ökologischen Nischen erfolgten Adaptationen der Finken an die jeweiligen Milieubedingungen hatte über das Wirken verschiedener Selektionsdrücke zu diversen Merkmalsveränderungen und -spezialisierungen geführt, die mittlerweile im Erbgut fixiert waren. Eine Folge war dann sexuelle Inkompatibilität. Rückkehrer- und Stammart lebten fortan unvermischt in friedlicher Koexistenz nebeneinander. Solche Separationsund Rückkehrprozesse wiederholten sich noch mehrere Male,

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