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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Graf
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Mutationen, drohen Dezimierung und schlimmstenfalls das Aussterben.
    Schauen wir uns die ökologischen Nischen einiger lebender Fossilien an: Sie alle „logieren“ in besonders stabilen, geschützten Lebensräumen, die bislang keinen bedrohlichen Angriffen von außen ausgesetzt waren. Daher konnten einige etablierte Bewohner mit gut entwickelter Merkmalsausstattung praktisch unverändert bis zum heutigen Tage existieren. Im Folgenden zwei Beispiele.
    Der natürliche Lebensraum des bis zu 1,80 Meter großen Quastenflossers
„Latimeria chalumnae“
erstreckt sich im Indischen Ozean auf das Gebiet zwischen den Komoren und Madagaskar. Vertreter einer zweiten Art,
„Latimeria menadoensis“
(benannt nach der Hafenstadt Manado auf der indonesischen Sunda-Insel Sulawesi) wurden im Gebiet des indonesischen Inselarchipels zwischen Borneo und Sulawesi gefunden. Als Tiefseeknochenfisch bewohnt er Vulkanhöhlen in 150 bis 400 Meter tiefen Meeresregionen. Tagsüber verlässt er nur selten das schützende Innere seiner Behausung. Latimeria ist ein Nachtjäger, der sich auf seinen Beutezügen nur wenige Kilometer von seiner „Wohnung“ entfernt, dabei aber in Tiefen bis zu 700 Metern abtaucht. Als sogenannter Driftschwimmer kann er selbst geringste Wasserströmungen für eine ökonomische Fortbewegung nutzen. Die von Latimeria bewohnten Tiefseeregionen sind seit Jahrmillionen keinen durchgreifenden Veränderungen unterworfen. Durch die Stabilität der ökologischen Nische, in welche der Quastenflosser als erfolgreicher und weitgehend konkurrenzloser Jäger bestens eingepasst ist, besteht kein unmittelbarer „Verbesserungsdruck“. Mutationen werden in diesem ausgeglichenen Zustand nur selektiert, wenn sie echte Vorteile verschaffen. Aufgrund des bereits hohen Anpassungsgrades von Latimeria an die dauerhaft konstanten Nischenbedingungen dürften solche Mutationen selten sein. Erst wenn sich durch äußere Einflüsse etwas Durchgreifendes im Umfeld des Urzeitfisches verändert, das zu Defiziten in einem wichtigen Lebensbereich führt, dürfte der Quastenflosser einen erhöhten Druck zur Vervollkommnung „verspüren“, und dann wäre es vielleicht mit dem Dasein als lebendes Fossil vorbei.
    Bislang sind solche Umwälzungen aber nicht in Sicht.
    Der Gattungsname „Latimeria“ wurde zu Ehren von Marjorie Courtenay-Latimer, ehemals Kustodin des Museums von East London/Südafrika gewählt. Frau Latimer hat sich in der Untersuchung des ersten Lebendfanges eines Quastenflossers im Jahre 1938 erhebliche Verdienste erworben. Bis dato galten Quastenflosser als ausgestorben und waren nur anhand fossiler Belege identifiziert. Später folgten weitere Begegnungen mit lebenden Exemplaren.
    Als klassischer Vertreter eines lebenden Fossils aus dem Pflanzenreich ist schon seit Darwins Schaffenszeit der Ginkgobaum (Ginkgo biloba) anerkannt. Es handelt sich geradezu um ein Paradebeispiel, da Ginkgo praktisch alle Kriterien erfüllt, welche die Anerkennung als „living fossil“ nach allgemeinem Konsens fordert. Über eine lange Ahnenreihe hat er eine Vielzahl höchst altertümlicher Merkmale stabil konserviert. Nach früherer globaler Verbreitung und dem Aussterben empfindlicher Arten während der eiszeitlichen Klimaveränderungen beschränkt die heutige Form ihre Existenz in „freier Wildbahn“ auf begrenzte, reliktartige Vorkommen im Südosten Chinas. Entscheidend für deren mindestens 180 Millionen Jahre währende Daseinskonstanz ist eine schier einzigartige Vitalität, die auf einer konkurrenzlosen Robustheit fußt. Höchste Immunität gegenüber Pilz- und Bakterienbefall, unerreichte Toleranz gegenüber Feuerstürmen, radioaktiver Strahlung (der berühmte „Atombomben-Ginkgo“ von Hiroshima) und selbst extremen Smog-Belastungen in den Citys moderner Industriemetropolen suchen ihresgleichen im Tier- und Pflanzenreich. Über große, frei bewegliche männliche Keimzellen einerseits und luftwurzelähnliche Gebilde, die im fortgeschrittenen Alter hervorbrechen und zum Erdboden hinabwachsen (sog. Chi-Chi-Erscheinung), andererseits ist der Ginkgo sowohl zu geschlechtlicher als auch vegetativer Nachkommenproduktion befähigt. Angesichts dieser schon in frühen Phasen der botanischen Evolution selektierten Merkmalskombination verwundert es nicht, dass der robuste Ginkgobaum selbst bei belastenden Veränderungen einzelner Umweltfaktoren keinem akuten Veränderungsdruck ausgesetzt ist. Gegenüber all den während der letzten 200 Millionen

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