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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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mit Menschen zu leben, die sich im unmittelbaren Kontakt mit der ultimativen Kausalität wähnen, gleichgültig, für wie unwissenschaftlich wir diesen Glauben halten.
    Es gibt eine wachsende Minderheit von nachdenklichen Menschen, die die Idee eines persönlichen, anthropomorphen Gottes völlig aufgegeben haben. Manche, insbesondere unter Buddhisten und Daoisten, bewahren eine mystische/metaphysische Einstellung, wie sie für Religion charakteristisch ist, und betrachten die ›wissenschaftliche‹ Welt als untergeordnet unter ein mystisches wahres Bild, das mit subjektiver Erfahrung enger verbunden ist. Jene unter uns, die Spinoza mit seiner Ablehnung eines anthropomorphen Gottes überzeugt hat – nicht zuletzt, weil weder das Universum noch eine allmächtige Gottheit existieren können, ohne dieselbe Ausdehnung wie alles Seiende zu haben –, betrachten im Gegensatz dazu die wissenschaftliche Weltsicht als geeignet, sowohl das Wesen Gottes durch die Gesetze, nach denen die Dinge funktionieren, offen zu legen (wenn das unser Glaube ist), als auch die Funktionsweise des Universums selbst.
    Viele Wissenschaftler, insbesondere jene, deren Forschungen eng mit der wirklichen Welt verbunden sind, wie Geologen, Astronomen, Biologen, Ökologen und Polymerchemiker, vermeiden die mystische Herangehensweise und betrachten ihr Fachgebiet als beispielhaft für einen komplexen Ausschnitt des Universums, in dem viele emergente Eigenschaften sich nicht anhand der detaillierten Substruktur vorhersagen lassen. Andere Wissenschaftler, insbesondere jene, die sich reduktionistischen Erklärungen widmen, wie Physiker, Astrophysiker, Fachleute in physikalischer Chemie, Molekularbiologen und Genetiker, bewahren eine Version der mystischen Herangehensweise, versuchen jedoch, das Verhalten auf höheren Ebenen in Begriffen der Substruktur zu erklären. Charakteristischerweise empfinden Wissenschaftler, die mit ihrem Gegenstand ›vor Ort‹ befasst sind, allgemein Respekt für die unbekannten Möglichkeiten, mit denen das Universum sie konfrontieren kann, während jene, die auf abstrakteren Gebieten wie der Quantentheorie arbeiten, dazu neigen, über ihr Verständnis oder den Mangel daran in Mystizismus zu verfallen.
    Viele menschliche Erklärungsversuche zielen darauf ab, eine dünne Kausalkette von Logik und Erzählung zu finden, die von Dingen, die wir akzeptieren, zu dem führt, was wir gerade erklären wollen. Dieser Typ von Geschichte appelliert an den menschlichen Geist, ist aber zumeist eine unzulässige Vereinfachung und führt zu ernsten Missverständnissen. Die übliche wissenschaftliche Fernsehsendung, wo man einer einzelnen Person irgendeinen großen ›Durchbruch‹ zuschreibt, zeichnet ein krass falsches Bild von dem schrittweisen Prozess, durch den die meisten wissenschaftlichen Fortschritte gemacht werden. Erklärungen mit einer einzigen Ursache ergeben hübsche Geschichten, sind aber nicht imstande, die Komplexität der wirklichen Welt zu erfassen. Die wirksamsten Erklärungen sind oft sehr unterschiedlich, und es ist günstig, viele verschiedene zu finden, wenn sie zur Verfügung stehen. Physiker, die nach einer Vereinheitlichung der Relativitäts- und der Quantentheorie suchen, sollten vielleicht daran denken, dass sich eine Vereinheitlichung möglicherweise als weniger wirksam erweist denn zwei getrennte Theorien, von denen jede zuverlässig auf ihr eigenes Gebiet beschränkt bleibt. Nur wenn man auf seinem geistigen Territorium mehrere Theorien miteinander im Wettstreit hat, kann man damit beginnen, Verständnis herauszufiltern.

DREIUNDZWANZIG
    Der Gott der Evolution
    »So weit, so gut, aber es wartet noch viel Arbeit auf uns!«, donnerte Ridcully und trat aus dem magischen Kreis in den Großen Saal. »Alles in Ordnung, Stibbons?«
    »Ja, Herr. Du hast nicht versucht, den Gott der Evolution an einem Gespräch mit Darwin zu hindern, oder?«
    »Nein, du hast doch gesagt, das sollten wir nicht tun«, erwiderte Ridcully.
    »Gut«, sagte Ponder. »Jetzt brauchen wir Darwin nur noch davon zu überzeugen …«
    »Ich habe darüber nachgedacht, Stibbons«, warf Ridcully ein. »Und ich habe beschlossen, dass du mit Darwin aufbrichst, um dem Gott der Evolution auf seiner Insel zu begegnen«, sagte der Erzkanzler. »Es gibt nichts zu befürchten.«
    Ponder erblasste. »Dahin möchte ich lieber nicht, Herr!«
    »Aber du wirst aufbrechen, weil ich der Erzkanzler bin und du nicht«, beharrte Ridcully. »Mal sehen, was er von

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