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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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Güldenstern fast mit Lichtgeschwindigkeit fortfliegt, dann kehrtmacht und zurückkommt. Wegen der Zeitdilatation ist für Güldenstern (sagen wir) nur ein Jahr vergangen, während für Rosenkranz 40 Jahre verstrichen sind. Also ist Güldenstern jetzt 39 Jahre jünger als sein Zwillingsbruder.
    Man nennt es ein Paradox, weil es ein Rätsel zu sein scheint: Von Güldensterns Bezugssystem aus gesehen ist es Rosenkranz, der fast mit Lichtgeschwindigkeit davon gesaust ist. So sollte doch nach derselben Logik Rosenkranz 39 Jahre jünger sein und nicht Güldenstern? Die scheinbare Symmetrie trügt jedoch. Güldensterns Bezugssystem ist Beschleunigung und Verzögerung unterworfen, insbesondere wenn er wendet, um nach Hause zu fliegen; für das Bezugssystem von Rosenkranz gilt das nicht. In der Relativitätstheorie machen Beschleunigungen einen großen Unterschied aus.
    1988 erkannten Michael Morris, Kip Thorne und Ulvo Yurtsever, dass die Kombination eines Wurmlochs mit dem Zwillingsparadox eine GZK ergibt. Der Gedanke besteht darin, das weiße Ende des Wurmlochs unbeweglich zu halten, das schwarze Ende aber fast mit Lichtgeschwindigkeit hin und her zu werfen. Am schnell hin und her bewegten schwarzen Ende kommt Zeitdilatation ins Spiel, und für einen Beobachter, der sich zusammen mit diesem Ende bewegt, vergeht die Zeit langsamer. Stellen Sie sich Weltlinien vor, die beide Wurmlöcher durch den normalen Raum verbinden, sodass die Zeit, wie Beobachter an beiden sie wahrnehmen, dieselbe ist. Zunächst sind diese Linien fast waagerecht, also nicht zeitartig, und materielle Teilchen können sich nicht an ihnen entlangbewegen. Im Lauf der Zeit jedoch kommt die Linie der Senkrechten näher und wird schließlich zeitartig. Nachdem diese ›Zeitbarriere‹ überschritten ist, kann man durch den normalen Raum vom weißen Ende des Wurmlochs zum schwarzen reisen und dabei einer zeitartigen Kurve folgen. Da das Wurmloch eine Abkürzung ist, kann man das in sehr kurzer Zeit tun, sodass man praktisch augenblicklich vom schwarzen Ende zum zugehörigen weißen gelangt. Das ist derselbe Ort wie der Startpunkt, aber in der Vergangenheit.
    Sie sind durch die Zeit gereist.
    Indem Sie abwarten, können Sie den Weg zu einer GZK schließen und an denselben Ort zur selben Zeit gelangen, wo Sie aufgebrochen sind. Nicht zurück in die Zukunft, sondern vorwärts in die Vergangenheit. Je weiter in der Zukunft Ihr Ausgangspunkt liegt, umso weiter können Sie von diesem Punkt zurückreisen. Diese Methode hat jedoch einen Nachteil: Man kann nie vor die Zeitbarriere zurückreisen, und die liegt um einiges nach der Zeit, als die Wurmlöcher gebaut wurden. Keine Aussicht, auf Dinosaurierjagd zu gehen. Oder auf kreidezeitliche Schmetterlinge zu treten.
    Könnten wir wirklich eine solche Vorrichtung herstellen? Könnten wir wirklich durch das Wurmloch gehen?
    1966 entdeckte Robert Geroch eine theoretische Methode, die Raumzeit glatt und ohne Verzerrungen zu krümmen, sodass ein Wurmloch entsteht. Die Sache hat jedoch einen Haken: In einem bestimmten Stadium der Herstellung wird die Zeit so verdreht, dass sich das Wurmloch vorübergehend in eine Zeitmaschine verwandelt und dass Ausrüstungsgegenstände aus einem späten Stadium der Bauarbeiten an den Anfang zurückbefördert werden. Die Werkzeuge der Erbauer könnten in die Vergangenheit entschwinden, kurz bevor sie mit der Arbeit fertig sind. Beim richtigen Zeitplan für die Arbeiten spielt es vielleicht trotzdem keine Rolle. Vielleicht könnte eine technisch weit fortgeschrittene Zivilisation Schwarze und Weiße Löcher bauen und sie hin und her bewegen, indem sie starke Gravitationsfelder erzeugt.
    Doch der Bau eines Wurmlochs ist nicht das einzige Hindernis. Eine andere Schwierigkeit besteht darin, es offen zu halten. Das Hauptproblem ist der ›Katzenklappen-Effekt‹: Wenn man eine Masse durch ein Wurmloch bewegt, neigt das Loch dazu, sich hinter einem zu schließen. Wie sich zeigt, muss man, um durchzukommen, ohne den Schwanz eingeklemmt zu bekommen, sich schneller als Licht bewegen, und das taugt nichts. Jeder zeitartige Weg, der am Wurmlocheingang beginnt, muss auf die Singularität in der Zukunft treffen. Es ist nicht möglich, auf die andere Seite zum Ausgang zu gelangen, ohne die Lichtgeschwindigkeit zu überschreiten.
    Die traditionelle Methode, diese Klippe zu umschiffen, ist es, das Wurmloch mit ›exotischer‹ Materie zu durchziehen, die einen enormen Zug wie eine auseinandergezogene Feder

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