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Darwinia

Darwinia

Titel: Darwinia Kostenlos Bücher Online Lesen
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leid, die großen Stone-Galloway-Boote zu schleppen, deren vielgerühmte ›Leichtigkeit‹ sich als etwas sehr Relatives erwies; er war es leid, die Wollschlangen samt Last zu gängeln, während man Rheinfelden in einem elenden Nieselregen umgehen musste.
    Endlich tat sich ein Steinstrand auf, an dem sie die Boote sicher zu Wasser lassen konnten. Die Vorräte wurden gleichmäßig auf die wasserdichten Stauräume und die Satteltaschen der Wollschlangen verteilt. Erasmus würde die Tiere zu ihren Sommerweiden am östlichsten Ausläufer des Lake Constance bringen und wollte dort wieder zur Expedition stoßen.
    Das Aussetzen der Boote musste bis zum Morgen warten. Es war noch hell genug, um die Zelte aufzuschlagen, die geschundenen Glieder zu hätscheln, Konservendosen zu öffnen und dem angeschwollenen Fluss zuzusehen, der grün wie ein Insekt und breit wie die Boston Bay den Wasserfällen entgegeneilte.
     

     
    Guilford waren die Boote suspekt.
    Preston Finch hatte sie bestellt und getauft: die Perspicacity, [33] die Orinoco, die Camille (nach Finchs verstorbener Frau) und die Ararat. Die Motoren waren Prototypen, klein aber stark, die Schwerter schützten die Schrauben vor Steinen, und eine Reihe von Abschirmungen aus Segeltuch schützte die Motoren vor Wassereinbrüchen. Sofern der Rhein bis Lake Constance so friedlich blieb, überlegte Guilford, würden die Boote schon durchhalten. Wildwassertauglich waren sie jedenfalls nicht. Und die Leichtbauweise wurde durch die vielen Kanister voll Benzin aufgewogen, eine sperrige Last für Mensch und Tier und die reine Platzvergeudung.
    Am Bodensee sollten die Boote versteckt werden. Auf der Rückreise würde man sich der Strömung überlassen, dann waren die von Motoren und Benzin befreiten Boote mehr als komfortabel. Und am ersten Tag auf Wasser funktionierten sie auch leidlich, obwohl der Motorenlärm betäubend war und die Auspuffgase fürchterlich stanken. Die Nähe zum Wasser gefiel Guilford mehr als ›hoch zu Ross‹ darüberzugleiten – ein Teil des Flusses zu sein, den Widerstand der Strömung zu spüren und von den Strudeln geschaukelt zu werden, ein winziges Etwas in einem weiten Land. Es hörte auf zu regnen, der Tag hellte sich auf und an den Steilhängen prangten rebenähnliche Gewächse und obenauf standen knorrige Pagodenbäume. Bestimmt haben wir Erasmus und seine Herde längst abgehängt, dachte Guilford, und Erasmus mochte abgesehen von ihnen und ein paar versprengten Partisanen das einzige menschliche Wesen weit und breit sein. Das Land hat uns vereinnahmt, dachte Guilford. Das Land, das Wasser und die Luft.
     
    Wir kampieren, wo ein namenloser Bach in den Rhein fließt. Ein Teich aus ruhigem Wasser, Keck angelt Dorn und blaue Zappler. Kleinwüchsige Salbeikiefern zwischen den Steinbrocken, Laubwerk beinah türkis, verkümmert durch Wind & steinigen Boden.
    PS. Fisch im Überfluss, das Abendessen wird schmackhaft, obwohl Diggs beim Ausnehmen stöhnt. Abfall wandert in den Fluss – lockt die Billyfliegen flussab. (Die Billyfliegen beißen, wenn sie gereizt werden; wir schlafen heute Nacht unter Moskitonetzen. Sonstige Insekten nicht besonders lästig oder giftig, obwohl sich ein krabbenartiges Geschöpf mit einem von Kecks Fischen davongemacht hat – hat ihn von einem nassen Felsen geschnappt & ist damit ins Wasser geflitzt. »Scheren wie ein Hummer«, strahlt Keck. »Zählt eure Zehen, Gentlemen!«)
     
    Am nächsten Tag waren sie gezwungen, eine felsige Stromschnelle zu umgehen, ein bitteres Unterfangen ohne Packtiere. Die Boote wurden an Land gehievt und die Route ausgekundschaftet; zum Glück blieb der steinige Uferstreifen breit genug und auch Treibholz war reichlich vorhanden – trockene, hohle Flötenstämme, von Hochwasser an die Steilhänge getragen – bestens geeignet, um als Gleitrollen zu dienen. Trotzdem war die Portage eine einzige Strapaze und nahm einen ganzen Tag in Anspruch; gegen Sonnenuntergang war Guilford nur noch imstande, seine schmerzenden Knochen unter das Moskitonetz zu schleppen und einzuschlafen.
    Am Morgen belud Guilford die Perspicacity und half dabei, sie zu Wasser zu lassen; mit von der Partie waren Sullivan, Gillvany und Tom Compton. Die anderen Boote warteten bereits; bis die Perspicacity die Flussmitte erreicht hatte, war das Leitboot, die Ararat mit Finch, bereits hinter der nächsten Biegung verschwunden. Der Fluss war schnell und flach und Guilford saß ganz vorne und hielt nach Felsblöcken Ausschau, immer

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