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Darwinia

Darwinia

Titel: Darwinia Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hohlraum, wo die Rheinschlucht felsig und steil ist, so etwas wie eine natürliche Höhle, nicht tief aber hoch wie ein Kirche: ›Cathedral Cavern‹ hat Preston Finch sie getauft. Ein Kegel aus Steinen zu Ehren von Dr. Gillvany. Eine Tafel aus Treibholz, in die Keck mit dem Steinhammer eine Inschrift geschlagen hat: ›In Memory of Dr. Thomas Markland Gillvany‹ und das Datum.
    PS. So schweigsam, wie wir sind, gibt es nicht viel zu hören: der Fluss, der Wind (es regnet schon wieder), Diggs summt ›Rock of Ages‹, während er das Feuer schürt.
    Das Land hat uns zur Ader gelassen.
    Morgen, wenn alles gut geht, lassen wir das Boot wieder zu Wasser. Und weiter geht’s. Ich vermisse Frau und Kind.
     
    Weil er nicht schlafen konnte, verließ Guilford nach Mitternacht sein Zelt und ging an der Glut des Feuers vorbei zum Eingang der Höhle, den das Mondlicht aus dem Felsen meißelte. Dort saß Sullivan und spähte mit einem kleinen Messingteleskop in den Nachthimmel. Es hatte aufgehört zu regnen. Der Mond schmückte sich mit Zirruswolken. Der Himmel über der Rheinschlucht war zum größten Teil sternenklar. Guilford räusperte sich, suchte sich ein Plätzchen zwischen Sand und Steinen und ließ sich nieder.
    Der Ältere blickte ihn kurz an. »Hallo Guilford. Nehmen Sie sich in Acht. Billyfliegen mögen zwar keinen Wind, aber ein paar sind immer unterwegs.«
    »Sind Sie auch Astronom, Dr. Sullivan? Astronom und Botaniker?«
    »Eigentlich nur ein Sterngucker. Aber ich sehe mir einen Planeten an, keinen Stern.«
    »Darf man wissen, welchen?«
    »Mars«, sagte der Botaniker.
    »Der rote Planet«, sagte Guilford, was schon fast alles war, was er über diesen Himmelskörper wusste. Er wusste noch, dass der Mars zwei Monde hatte und Burroughs und der Engländer Wells Fabelhaftes über ihn geschrieben hatten.
    »Nicht mehr so rot wie früher«, sagte Sullivan. »Der Mars ist dunkler seit dem Wunder.«
    »Dunkler?«
    »Der Mars hat Jahreszeiten, so wie die Erde. Im Sommer ziehen sich die Eiskappen zurück und die dunkleren Bereiche dehnen sich aus. Der Planet erscheint rötlich, weil er höchstwahrscheinlich eine Wüste aus oxidiertem Eisen ist. Aber seit einiger Zeit erscheint das Rot gedeckter. Seit einiger Zeit«, sagte er und stützte das Teleskop aufs Knie, »gibt es bläuliche Töne. Man hat die Veränderung spektrographisch gemessen; das Auge ist nicht ganz so empfindlich.«
    »Und das heißt?«
    Sullivan zuckte die Achseln. »Das weiß keiner.«
    Guilford spähte in den vom Mond versilberten Himmel. Die Verwandlung von Europa war mysteriös genug. Nicht auszudenken, wenn noch ein weiterer Planet betroffen wäre. »Darf ich, Dr. Sullivan? Ich würde gerne mal den Mars sehen.«
    Er würde dem Mysterium ins Auge blicken: So mutig war er.
    Doch der Mars war nur ein tanzendes Lichtfleckchen am darwinischen Firmament, und der Wind war kalt und Dr. Sullivan nicht sehr gesprächig und nach einer Weile kehrte Guilford in sein Zelt zurück und schlief bis zum Morgen. Allerdings unruhig.

 
Kapitel Zwölf
     
     
     
    Angst, nicht gegenstandslose Angst, sondern Angst ohne greifbaren Gegenstand, mündet letztlich in einer Art Narkose, in Taubheit. Jedes neue Omen macht alles noch freudloser, bis die Freudlosigkeit zu einer Landschaft wird, durch die man sich quält, mit Scheuklappen vor den Augen, nichts mehr aufnehmend. Oder so wenig wie möglich. So erging es Caroline.
    Sie erzählte ihrer Tante von Lilys Schlafstörungen. Alice wandte sich ab und blickte geistesabwesend in die Tiefe des Textilladens, vorbei an den Stapeln aus gesteppten, weißen Getreidesäcken und auf ein Lochmuster aus Sonnenstrahlen, das aus dem rückwärtigen Oberlicht fiel.
    Sie wischte sich die Hände an der Schürze. »Jered kommt manchmal spät nach Hause. Vielleicht hat er sie gestört, wenn er durch den Flur kommt. Ich werde mit ihm reden.«
    Das Geheimnis wurde nicht gelüftet, Caroline wurde nicht eingeweiht und war insgeheim erleichtert. Lily schlief ab jetzt besser, obwohl sie ein paar nervöse Ticks bekommen hatte: zog an der Unterlippe, bis sie wund war; wickelte sich das Haar um den Finger. Sie wollte auf keinen Fall allein sein.
    Colin Watson ging weiter aus und ein, ein undurchsichtiger Mann.
    Caroline versuchte ihn ins Gespräch zu ziehen, erfuhr aber nur wenig über sein Leben und seine Arbeit; nur dass die Army ihn offenbar vergessen habe; dass er, abgesehen von seinem routinemäßigen Wachdienst im Zeughaus, so gut wie keine Aufgabe

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