Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
beiden denn miteinander klargekommen?«
»Überhaupt nicht.«
»Ms Parrish, haben Sie ein enges Verhältnis zu Frau Dr. Martin?«
Die voluminöse Frau schien sich nicht recht wohl in ihrer Haut zu fühlen. Sie senkte den Blick, starrte auf ihre Hände und murmelte: »Ja, sie vertraut mir.«
Yukis nächste Frage kam in butterweichem Ton, traf aber genau ins Zentrum.
»Hat Dennis Martin sich mit einer anderen Frau getroffen? Das heißt, hatte er eine sexuelle Beziehung zu einer anderen als seiner Ehefrau?«
»Das kann ich nicht sagen.«
»Sie können nicht, Ms Parrish?«
»Er hat mit mir nie über etwas anderes als über das Essen gesprochen«, sagte die Köchin und erntete dafür fröhliches Gelächter aus dem Zuschauerraum.
Yuki lächelte, wartete, bis das Gelächter verstummt war, und fuhr fort: »Hat Frau Dr. Martin mit Ihnen über die Affären ihres Mannes gesprochen?«
»Zu Anfang, ja. In letzter Zeit dann nicht mehr so oft.«
»Lassen Sie mich etwas konkreter werden, Ms Parrish. Hat Candace Martin Ihnen in der Woche vor den tödlichen Schüssen anvertraut, welche Gefühle sie gegenüber ihrem Ehemann hegt?«
»Ja. Er hat sie ständig gequält. Am Abend, bevor er erschossen worden ist, hat sie gesagt, dass sie ihn hasst. Dass sie ihn umbringen würde, wenn sie könnte. Ich nehme an, das wollten Sie hören.«
»Sie sollen nur die Wahrheit sagen, Ms Parrish.«
»Die beiden haben wirklich keine schöne Ehe geführt. Sie hatten überhaupt nichts mehr füreinander übrig.«
»Hat Candace Martin je davon gesprochen, dass sie ihren Mann am liebsten umbringen würde?«
»Ja.«
»Ich habe keine weiteren Fragen«, sagte Yuki und kehrte an ihren Tisch zurück.
»Kann ich vielleicht noch etwas sagen?«
»Das ist alles, Ms Parrish. Wir sind fertig.«
Phil Hoffman erhob sich und eröffnete das Kreuzverhör mit Yukis Zeugin. »Was wollten Sie noch sagen, Ms Parrish?«
»Ich wollte sagen, dass Frau Dr. Martin ein guter Mensch ist. Und dass sie ihre Kinder liebt.«
»In der Tat. Ms Parrish, ist Ihnen im Haus der Martins jemals eine Schusswaffe begegnet?«
»Nein. Nie.«
»Danke. Mehr wollte ich nicht wissen.«
Yuki legte die Handflächen auf den Tisch, stemmte sich hoch und sagte: »Noch eine ergänzende Frage, Euer Ehren.«
»Bitte sehr, Ms Castellano«, meinte der Richter.
»Ms Parrish, liebt Frau Dr. Martin ihre Kinder so sehr, dass sie auch für sie töten würde?«
»Einspruch«, sagte Hoffman. »Suggestivfrage. Aufforderung zur Spekulation.«
»Stattgegeben.«
»Ich ziehe die Frage zurück«, sagte Yuki. »Das wär’s, Euer Ehren.«
»Das würde doch jede machen«, sagte die Köchin.
»Danke, Ms Parrish. Sie sind entlassen«, sagte der Richter.
»Jede Mutter würde für ihre Kinder töten«, murmelte die Köchin laut und vernehmlich, während sie sich von ihrem Platz erhob. »Das ist ein Naturgesetz.«
Hoffman sprang bereits auf, um seinen Einspruch loszuwerden, aber der Richter sagte: »Bin schon da, Mr Hoffman. – Ms Parrish, Sie haben unter Eid ausgesagt. Ihre Aussage ist abgeschlossen. Die Geschworenen werden die spontanen Äußerungen der Zeugin nicht beachten.«
»Ich lasse mir nicht den Mund verbieten«, sprach die Köchin weiter, während sie durch den Gerichtssaal stapfte. » Jede Mutter würde töten, wenn es um ihre Kinder geht.«
36 Cindy starrte auf ihren Computermonitor und war sich der digitalen Zeitansage in der linken unteren Ecke, die unerbittlich Sekunde um Sekunde auf ihren Redaktionsschluss um 16.00 Uhr zuraste, schmerzhaft bewusst.
Oh Mann, sie hing so dermaßen fest.
Gestern hatte sie den Termin zwar eingehalten, aber sie wusste immer noch nicht, wie sie diese Geschichte anpacken sollte. Die zu Herzen gehenden und wirklich zutiefst erschütternden Interviews mit den Vergewaltigungsopfern waren ihr immer noch sehr lebhaft im Gedächtnis, aber sie konnte die Zeuginnen nicht namentlich nennen, konnte die Krankenschwestern nicht zitieren und hatte nicht einmal eine »Polizeikreisen nahestehende Quelle« zur Verfügung, weil die Polizei in diesem Fall überhaupt nicht tätig war.
Cindy hatte nichts als die nackten Tatsachen.
Die vergewaltigten Frauen wohnten und arbeiteten an unterschiedlichen Orten in der Stadt. Sie waren unterschiedlich alt, hatten unterschiedliche Berufe und waren unterschiedlicher Abstammung. Sie sahen einander überhaupt nicht ähnlich. Und die schlimmste Tatsache von allen: Mit dieser Geschichte konnte Cindy ihre Leserinnen zwar zu Tode
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