Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
Diese Frau sollte eine Mörderin sein? Für die Geschworenen selbst im besten Fall kaum mehr vorstellbar. Yuki kritzelte etwas auf ihren Block und schob ihn Nicky zu, der sich sofort über seinen Laptop beugte. Er öffnete ein paar Dateien, während Hoffman sich bei seiner Mandantin bedankte.
»Ihre Zeugin«, sagte Phil Hoffman.
70 Yuki ließ den Finger über Nickys Laptopbildschirm gleiten, wo die Abschrift der eidesstattlichen Erklärung, die Candace Martin im letzten Jahr abgegeben hatte, zu sehen war. Dann stand sie auf und ging zu der Zeugin.
»Frau Dr. Martin, haben Sie Ihren Ehemann geliebt?«
»Ja.«
»Trotzdem haben Sie schon vor seinem Tod über ein Jahr lang eine Affäre gehabt?«
»Ja.«
»Was empfinden Sie für Felix Ashton, Ihren Geliebten?«
»Einspruch, Euer Ehren«, meldete Hoffman, ohne aufzu stehen.
»Abgelehnt. Frau Dr. Martin, bitte beantworten Sie die Frage«, sagte der Richter.
»Ich empfinde tiefe Zuneigung für Felix.«
Yuki sagte: »Mr Ashton hat ausgesagt, dass er Sie liebt. Erwidern Sie seine Gefühle nicht?«
»Ich bin nicht sicher, wie ich meine Gefühle für Felix ge nau beschreiben soll.«
»Hat Ihr Mann Ihnen gesagt, was er von dieser Affäre hält?«
»Nicht direkt.«
»Hat er sich darüber aufgeregt? Ist er wütend geworden?«
»Ich glaube, es war ihm egal«, sagte Candace Martin. »Alles andere hätte ihn als Heuchler entlarvt.«
»Nun, Ihr Liebhaber hat ausgesagt, dass Ihr Mann Sie beide verfolgt hat. Ist das richtig?«
»Ja. Aber ich glaube nicht, dass es Dennis groß gestört hat, dass ich mit Felix zusammen war. Er wollte lediglich, dass ich in eine Scheidung einwillige.«
»Aber das wollten Sie nicht?«
»Nicht zu seinen Bedingungen.«
»Dann sind Sie also der Meinung, dass es für die Kinder besser ist, wenn ein Elternpaar zusammenbleibt, selbst wenn beide Ehepartner Affären haben?«
»Euer Ehren«, warf Hoffman ein. »Die Anklagevertretung bedrängt die Zeugin.«
»Stattgegeben. Kommen Sie zum Punkt, falls es einen gibt, Ms Castellano.«
»Jawohl, Euer Ehren.« Sie stellte sich in die Mitte des Raums und wandte sich dann wieder der Zeugin zu, zwang sie dadurch, auf ihre Frage laut und vernehmlich zu antworten. »Ellen Lafferty hat ausgesagt, dass sie eine Affäre mit Ihrem Mann gehabt hat. Wussten Sie davon?«
»Nein, das habe ich erst durch ihre Aussage erfahren.«
»Waren Sie eifersüchtig, weil die Aufmerksamkeit Ihres Mannes anderen Frauen gegolten hat?«
»Nein, daran war ich gewöhnt.«
»Dann hat es Sie also kein bisschen wütend gemacht, dass Ihr Mann in Ihrem eigenen Haus Ehebruch begangen hat? Und das, obwohl Sie ihn geliebt haben? Das ist bemerkenswert«, sagte Yuki.
»Lassen Sie Ihren Einspruch stecken, Mr Hoffman«, meinte LaVan. »Ms Castellano, Ihre persönliche Meinung tut absolut nichts zur Sache. Machen Sie das nicht noch einmal. Stellen Sie Ihre Fragen, und sehen Sie zu, dass wir weiterkommen.«
»Bitte entschuldigen Sie, Euer Ehren. Frau Dr. Martin, nur um sicherzugehen, dass ich Ihre Aussage wirklich verstanden habe: Sie hatten eine außereheliche Affäre. Sie geben zu, dass Ihr Ehemann Sie gewohnheitsmäßig betrogen hat. Und doch wollen Sie behaupten, dass Sie ihn geliebt haben. Es gibt ein Foto, das Sie neben einem polizeibekannten Auftragskiller zeigt. Sie haben also die Pistole Ihres Mannes gefunden …« Yuki formte aus Daumen und Zeigefinger eine symbolische Pistole und machte eine paar Schritte auf die Zeugin zu. Dann richtete sie ihre »Pistole« aus zwei Metern Entfernung auf Candace Martin und sagte: »Und als Sie eine Gelegenheit gesehen haben, ihn umzubringen, da haben Sie ihn erschossen.«
Yuki gab einen imaginären Schuss ab und ließ die imaginäre Waffe wie bei einem Rückschlag nach hinten schnellen. Und sie ignorierte Hoffman, der seine Einsprüche in den Saal brüllte, ignorierte den Hammer des Richters, der ihre Handbewegungen mit seinen Schlägen so effektiv begleitete, dass man fast meinen konnte, dass Yukis Hand echte Schüsse abfeuerte.
Sie übertönte die allgemeine Unruhe und sagte: »Und darum haben Sie, Frau Dr. Martin, nachdem Ihr Mann tot war, noch ein paar Schüsse in die Luft abgegeben, um die Schmauchspuren an Ihren Händen erklären zu können. Habe ich nicht recht?«
» Euer Ehren! «, brüllte Hoffman. »Das war Ms Castellanos Schlussplädoyer. Abgesehen von ihrem hinterhältigen ›Habe ich nicht recht?‹ hat sie keine einzige Frage in diesem Haufen Mist untergebracht. Ich
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