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Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)

Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)

Titel: Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Ich wischte sie mit dem Handrücken beiseite, aber Claire ertappte mich.
    »Was ist denn los, Lindsay? Was hast du denn?«
    »Bin bloß müde.«
    »Glaubst du ernsthaft, dass du mich nach so vielen Jahren noch anschwindeln kannst?«
    »Nein. Nein, natürlich nicht.«
    »Also, was ist los?«
    Ich erzählte es meiner besten Freundin. »Einmal im Monat ist es wie ein Schlag, der mich bis ins Mark erschüttert, weil wieder eine Gelegenheit verstrichen ist, verstehst du? Seit der Heirat ist mein Kinderwunsch noch viel stärker geworden. Wie ein Gefühls-Tsunami, der mich einfach mitreißt.«
    »Probiert ihr es denn ernsthaft, du und Joe?«
    Ich nickte.
    »Wie lange schon?«
    »Noch nicht lange. Drei, vier Monate.«
    »Das ist ja gar nichts«, sagte Claire.
    Mittlerweile waren wir auf dem Interstate 5, ungefähr hundertsechzig Kilometer nördlich von San Francisco. Kniehohe Hecken flankierten den Highway zu beiden Seiten, und Drahtzäune grenzten die Straße von den ausgedörrten Grasflächen ab, die sich bis an den Horizont erstreckten.
    Es war ein Anblick, bei dem sich zwangsläufig der Begriff »Ödnis« aufdrängte.
    »Hast du gerade mit dem Prämenstruellen Syndrom zu tun?«, erkundigte sich Claire.
    »Mm-hmm«, erwiderte ich.
    Claire tätschelte mir die Schulter. »An der nächsten Tankstelle kriegst du einen Schokoriegel.«
    »Was soll das denn sein? Eine ärztliche Anweisung etwa?«, krächzte ich.
    Claire lachte. »O ja, ganz genau, du Schlaubergerin. Ganz genau das ist es.«

 
    74 Wer emotional in einen Fall verstrickt ist, der kann nicht mehr objektiv urteilen, das ist in Polizeikreisen eine Binsenweisheit. In diesem Beruf muss man einfach akzeptieren, dass Tag für Tag unschuldige Menschen verletzt, vergewaltigt, betrogen, entführt und ermordet werden.
    Aber wenn man als Polizist oder Polizistin nicht alles, was man hat, in die Waagschale wirft, um all die Ganoven und Halsabschneider dingfest zu machen, was soll das Ganze dann? In derselben Zeit und für dasselbe Geld könnte man genauso gut Schaffner werden und Fahrkarten knipsen.
    Kurz vor Williams tankten wir den Explorer auf und setzten uns zum Mittagessen in ein Restaurant namens Granzella’s, das zwar von außen wie ein Gasthaus, aber von innen eher wie eine Jagdhütte aussah. An den Wänden hingen jedenfalls nicht nur die Köpfe von Hirschen und Bären, sondern auch die von Zebras, Wasserbüffeln und Langhornziegen.
    Neben exotischen Tierpräparaten hatte das Granzella’s noch eine andere Spezialität zu bieten, nämlich sehr gute Linguine mit einer würzigen roten Soße. Während des Essens lästerten wir über Av is.
    »Bloß wegen ihr haben wir über eine Woche sinnlos vergeudet, Claire. Und sie lügt uns ständig an. Sogar diese Fahrt jetzt könnte sich als komplett sinnlos herausstellen.«
    Claire gluckste mitfühlend, während ich weiter schimpfte, und dann brachte sie das Fass zum Überlaufen, indem sie mich an den letzten großen Fall erinnerte, den wir gemein sam bearbeitet hatten. Vor etlichen Monaten hatte ein gewisser Pete Gordon, ein Psychokiller wie aus dem Lehrbuch, in einer Mordserie, die Claire und mir das Äußerste abverlangt hatte, vier junge Mütter und fünf kleine Kinder umgebracht.
    Ich ging zur Toilette, setzte mich auf den rostigen Thron und heulte wie ein Schlosshund. Dann wusch ich mir das Gesicht, ging wieder nach draußen und sagte zu Claire: »Ich bezahle. Und dann nichts wie los, mein Schmetterling.«
    Um Viertel nach zwei waren wir wieder unterwegs. Ungefähr dreihundertfünfzig Kilometer nördlich von San Francisco führte der Highway über den Shasta Lake hinweg.
    Zum ersten Mal seit einer Woche kreisten meine Gedanken nicht um Babys. Der Anblick der rosa-gelben Sandsteinbänke, die sich aus den unfassbar lebendigen, meergrünen und pfauenblauen Wassermassen erhoben, verjagte jeden anderen Gedanken aus meinem Kopf.
    Doch dann war das Besichtigungsprogramm auch schon wieder zu Ende. Wir würden Av is’ neugeborenen Jungen finden. Ganz bestimmt würden wir das.
    Um 17.00 Uhr hatten wir Taylor Creek erreicht.
    Es war eine typische Kleinstadt im wundervollen Nordwesten Kaliforniens mit genau einer Ampel. Die Hauptstraße wurde von Wild-West-Fassaden vom Ende des 19. Jahrhunderts gesäumt. Backsteingebäude, die einst Banken oder Lagerhäuser gewesen waren, beherbergten heute Boutiquen und andere kleine Läden.
    Autos krochen die Straße entlang. Während das Sonnen licht langsam zu einem sanften Rosa verblasste,

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