Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
ihr ein Handy zu leihen, um damit ihren Freund anzurufen. Das fragliche Handy gehört einer gewissen Antoinette Burgess, vierzig Jahre alt, ehemalige Lehrerin. Sie wohnt in Taylor Creek, Oregon, einem Dorf mit genau dreitausendundzweiundvierzig Einwohnern.«
Brady erwiderte: »Und Sie glauben, dass diese Burgess das Baby haben könnte?«
» Av is behauptet, dass sie bei der Geburt dabei gewesen sei.«
»So langsam spüre ich so was wie einen Funken Hoffnung. Was meinen Sie, Boxer, ist ein kleiner Funken Hoffnung in diesem Fall vielleicht gerechtfertigt?«
Ich nickte und teilte Brady noch mit, dass es über Antoinette Burgess keine Polizeiakte gab und dass ich mich mit ihr treffen wollte. Falls sie das Baby hatte, dann würde ich es aus Taylor Creek wegschaffen, bevor Sirenen und Hubschrauber und das Sondereinsatzkommando ein Eingreifen lebensgefährlich machten.
»Conklin bleibt hier und versucht, Av is und ihren Freund aufzutreiben«, fuhr ich fort. »Claire Washburn begleitet mich. Wir machen das in unserer Freizeit.«
»Sie erledigen das im Dienst «, sagte Brady. »Bringen wir die Sache zu Ende. Ich setze mich mit den lokalen Dienststellen in der nächstgrößeren Stadt in Verbindung. Auf der Stelle.«
»Lieutenant, bei allem gebührenden Respekt, aber ich finde, wir sollten erst einmal versuchen, ein Gefühl für die Situation dort zu bekommen.«
Anschließend besprachen wir noch ein paar logistische Dinge, aber ich merkte, wie aufgeregt er wurde. Nachdem ich versprochen hatte, ihn anzurufen, sobald ich in Taylor Creek angekommen war, und ihn auch danach auf dem Laufenden zu halten, gab er mir grünes Licht.
Ich verließ Bradys Büro und war froh, dass ich den Fall behalten durfte. Ich wusste, dass diese Spur zu einer Frau in Oregon wahrscheinlich meine letzte Chance war, Av is Richardsons vermisstes Kind zu finden.
Gut möglich, dass es auch die letzte Chance des Babys war.
Drittes Buch
Dienstfahrt
73 Ich holte Claire auf dem Parkplatz vor dem Gerichtsmedizinischen Institut ab. Sie zwängte sich zusammen mit einer Windeltasche, die heute als Picknickkorb diente, auf den Beifahrersitz meines Explorers.
Genau wie ich hatte Claire seit über einem Jahr keine Dienstreise mehr gemacht. Im Gegensatz zu mir war sie in prächtiger Stimmung.
Ich gab »Taylor Creek, Oregon, Zentrum« in das Navigationsgerät ein und fuhr los, Richtung Bay Bridge und Interstate 80 nach Osten. Fast siebenhundert Kilometer lagen vor uns, und ich wollte die Strecke an einem Tag schaffen.
Morgen um diese Zeit, so hoffte ich, befand sich der kleine Sohn von Av is Richardson in meiner Obhut. Ich hatte das Bild deutlich vor Augen, wie er als kleines Bündel in der Babyschale auf der Rückbank lag.
»Ich habe dir aus dem Deli ein Spiegelei-Sandwich mitgebracht«, sagte Claire, als wir an Berkeley vorbeikamen und einen nebelverhangenen Blick über den Jachthafen hinweg nach Westen bekamen. »Mit einer Extrascheibe Schinken. Und hier ist dein Kaffee. Extra viel Milch.«
»Du bist wirklich eine ganz Süße, weißt du das?«
»Weiß ich«, meinte Claire und kicherte. Mannomann, war sie froh, endlich einmal aus der Stadt zu kommen. Als wir schließlich auf den Highway fuhren, hatte sie bereits einen ausführlichen Lobgesang auf Ruby Rose Washburn angestimmt, ihre kleine Tochter und mein Patenkind.
Sie ließ nicht das kleinste Detail aus, weder Rubys Abenteuer im Küchenschrank zwischen Töpfen und Bratpfannen noch ihren ersten Bissen in einen Hotdog mit scharfer Soße oder dass Ruby ihren Daddy vergötterte.
»Edmund spielt ihr immer etwas auf dem Cello vor«, sagte Claire, als ich vor der Mautstelle auf die FasTrak-Spur wechselte. Wir überquerten die Carquinez Bridge. Ich genoss den Blick über die San Pablo Bay und Mare Island mit der alten Werft sowie über die östlich gelegene Zuckerfabrik in der Stadt Crockett.
»Wenn er übt, legt sie sich in den Polstersessel und summt die Melodie mit. Sie liebt Vivaldi, sagt Edmund. Das ist alles einfach nur himmlisch, Lindsay.«
Mehr als ein »Mm-hmm« brachte ich nicht zustande. Ich liebe Ruby Rose. Ich war auf der Suche nach einem Neugeborenen. Und meine Gedanken drehten sich ständig um Babys.
Ich wünschte mir so sehnlich ein Kind mit Joe. Ich wollte das, was Claire hatte – Hotdogs und Töpfe und Bratpfannen und ein summendes Baby. Ich wollte hören, wie Joe unserem Kind italienische Arien vorsang. Und plötzlich spürte ich, wie mir salzige Tränen über die Wange liefen.
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