Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
beantrage, dass dieses gesamte Kreuzverhör aus dem Protokoll gestrichen …«
»Du meine Güte«, sagte Candace Martin, packte mit beiden Händen die Umrandung des Zeugenstands, beugte sich vor und überschrie mit angeschwollenen Halsschlagadern die Einwände ihres Rechtsanwalts.
»Wenn ich Dennis hätte umbringen wollen, warum hätte ich das zu Hause machen sollen, wo meine Kinder alles mitbekommen? Dieses ganze Schmierentheater hier ist einzig und allein das Ergebnis schlampiger Ermittlungen und ei ner schwachsinnigen, tollwütigen Staatsanwaltschaft. Sehen Sie sich doch einmal an, Ms Castellano. Ich war wütend auf Dennis, aber ich habe ihn nicht umgebracht. Genau so wenig, wie ich Sie umbringen würde.«
71 Der Richter ließ seinen Hammer wieder und wieder auf die Tischplatte donnern und bellte: » Ruhe! Mr Hoffman, Rufen Sie Ihre Mandantin zur Ordnung, und zwar sofort! «, wodurch er jedoch nur zusätzlich Öl in das Feuer goss, das den Gerichtssaal erfasst hatte.
Yuki stand mitten im Saal, hatte die Hände vor dem Bauch gefaltet und hoffte, dass das Durcheinander möglichst lange anhielt. Selbst wenn ihr Verhör komplett gestrichen wurde, selbst wenn sie eine Strafe aufgebrummt bekam, wenigstens hatte sie Candace Martins ach so beherrschte Fassade zum Einsturz gebracht. Die vehementen Beteuerungen der Ärztin, dass sie ihren Mann niemals hätte umbringen können, hatten an Glaubwürdigkeit verloren.
Das Motiv war klar.
Ihr Wutausbruch hatte den Geschworenen demonstriert, dass es durchaus denkbar war, dass sie die Beherrschung verloren und ihn erschossen hatte.
Der Richter ließ seinen Hammer noch ein letztes Mal auf sein Richterpult krachen, und endlich legte sich die Unruhe. Er rückte seine Brille zurecht, nahm Yuki scharf ins Visier und sagte: »Sonst noch etwas, Ms Castellano? Oder haben Sie für heute genug angerichtet?«
Yuki erwiderte: »Ich habe keine weiteren Fragen an die Zeugin.«
Hoffman sagte: »Ich beantrage eine ergänzende Befragung, Euer Ehren.«
Aber der Richter hörte schon nicht mehr zu. All seine Aufmerksamkeit war auf sein Handy gerichtet. Er war kreidebleich geworden.
Hoffman wiederholte seine Bitte, die Zeugin erneut befragen zu dürfen.
»Das muss warten«, erwiderte Richter LaVan. »Ich muss sofort ins Krankenhaus. Frau Dr. Martin, Sie können aufste hen. Die Verhandlung ist für heute geschlossen. Ms Castel lano. Mr Hoffman. Wir sehen uns morgen früh um acht Uhr in meinem Amtszimmer. Seien Sie pünktlich. Dann sorgen wir dafür, dass hier wieder Ordnung einkehrt.«
72 Am nächsten Morgen ging ich als Erstes zu Brady ins Büro. Ich hoffte auf die schnellste Sitzung aller Zeiten.
Brady beendete sein Telefonat. »Boxer, ich muss Sie vom Fall Richardson abziehen. Die weiteren Ermittlungen werden vom Dezernat für Gewaltverbrechen koordiniert. Sehen Sie mal, was wir in der letzten Woche alles reinbekommen haben.« Er wies mit dem Kinn auf die weiße Tafel in der Mitte des Bereitschaftsraums. Die schwarze Schrift darauf war durch die Glaswände seines Büros gut zu erkennen.
Sechs offene Fälle wurden dort aufgelistet. Abgeschlossene Fälle wurden immer mit rotem Stift geschrieben. Aber es gab keine abgeschlossenen Fälle.
»Lieutenant, wir haben jetzt richtig Bewegung in den Fall bekommen«, sagte ich, zog mir einen Stuhl heran und setzte mich meinem breitschultrigen Chef gegenüber. Er hatte die sonnengebleichten Haare nach hinten gekämmt, aber an seinem Ringfinger war kein Ehering zu erkennen. Ich dachte an Yuki, so zierlich und klein, fast wie ein Vogel, stellte mir vor, wie sie in den Armen dieses Polizisten lag, den ich kaum kannte, und bekam ein wenig Angst um sie.
Yuki war eine hervorragende und couragierte Staatsanwältin – und in Bezug auf ihre Männerauswahl eine absolute Versagerin.
Brady starrte mich an und wartete.
»Quentin Tazio ist auf eine Querverbindung gestoßen, die der entscheidende Schritt zur Lösung sein könnte«, sagte ich.
» QT ist unser Computerspezialist, richtig?«
»Der beste, den man sich vorstellen kann.«
Ich erzählte Brady, dass QT bei Telefongesellschaften Erkundigungen eingezogen und elektronische Datenbanken durchwühlt hatte und dabei auf einen Anruf bei Jordan Ritter aus der Gegend um den Lake Merced gestoßen war, und zwar aus dem Zeitraum, in dem Av is Richardson ihr Baby zur Welt gebracht hatte.
» Av is behauptet, sie hätte eine der beiden Frauen, die ihr bei der Geburt zur Seite gestanden haben, gebeten,
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