Das 2. Buch Des Blutes - 2
da…«
Die Geschenke waren ausgepackt, die Gin-Tonics wurden runtergekippt, das Haus war eine einzige liebevolle Umarmung vom Dach bis zum Keller.
In der Küche durchdrang ein plötzlicher Kälteschauer die Hitze und den Dampf und ließ Amanda frösteln; sie ging zum Fenster, das zur Durchlüftung einen Spaltbreit offen war, und schloß es. Vielleicht brütete sie irgendwas aus.
Das Geyatter sah sich ihren Rücken an, als sie hingegeben ihrer Küchenarbeit nachging und für einen Tag das häusliche Leben genoß. Amanda spürte den starren Blick ganz deutlich. Sie drehte sich um. Niemand, nichts. Sie fuhr fort, den Rosenkohl zu putzen und durchschnitt dabei einen mit einem eingerollten Wurm in der Mitte. Sie ersäufte ihn,
Der Chor sang weiter.
Im Wohnzimmer lachten Jack und Gina über irgendwas.
Dann der Lärm. Ein Rütteln zunächst, anschließend das Hämmern von Fäusten gegen eine Tür. Amanda ließ das Messer in die Rosenkohlschüssel fallen und wandte sich vom Ausguß weg, um dem Geräusch nachzugehen. Es wurde immer lauter.
Als wäre etwas in einem der Geschirrschränke eingesperrt und versuchte verzweifelt rauszukommen. Eine Katze, die im Kasten festsaß, oder ein…
Vogel.
Es kam aus dem Ofen,
Amanda drehte sich der Magen um, als sie anfing, sich das Schlimmste vorzustellen. Hatte sie etwas in die Backröhre gesperrt, als sie den Truthahn hineingeschoben hatte? Sie rief nach ihrem Vater, griff sich zugleich hastig den Ofenlappen und ging zum Herd, den die Panik seines Gefangenen zum Schaukeln brachte. Sie halluzinierte eine fettüberbrühte Katze, die heraus- und auf sie lossprang, mit weggebranntem Fell, das Fleisch halb durchgebraten.
Jack stand in der Küchentür.
»Es ist was im Ofen«, sagte sie zu ihm, als wäre das noch nötig gewesen. Der Herd war außer Rand und Band; sein explosiv herumhämmernder Inhalt hatte schon fast die Tür rausgedroschen.
Er nahm ihr den Ofenlappen aus der Hand. Das ist was Neues, dachte er. Bist besser, als ich dir zugetraut hab’. Ziemlich gewieft ist das. Und originell.
Jetzt war auch Gina in der Küche. »Bloß nichts anbrennen lassen!« flachste sie.
Der Witz ging aber unter, da der Herd jetzt zu tanzen anfing und die Tiegel voll kochendem Wasser von den Flammen gestoßen und auf den Boden geschnellt wurden. Siedendheißes Wasser verbrühte Jack am Bein. Er schrie auf, stolperte rückwärts in Gina hinein/ um dann, mit einem Schlachtruf, der einem Samurai keine Schande gemacht hätte, Richtung Herd zu hechten.
Der Backrohrgriff war glitschig vor Hitze und Fett, aber er packte ihn und riß die Tür auf.
Ein Schwall aus Dampf und blasenziehender Hitze wälzte sich aus dem Ofen und duftete herzhaft nach Truthahnfett. Aber der Vogel da drinnen hatte allem Anschein nach keinerlei Absichten, sich essen zu lassen. Er warf sich auf dem Bratblech von einer Seite auf die andere und schleuderte Soßenspritzer in alle Richtungen. Seine knusprig braunen Flügel wedelten und flatterten jämmerlich, seine wirbelnden Schlegel trommelten gegen die Bratrohrabdeckung.
Dann schien er die offene Tür zu wittern. Seine Flügel streckten sich zu beiden Seiten seiner gefüllten Rumpfmasse aus, und halb fiel, halb hüpfte er - in Nachäffung seines unversehrten lebendigen Selbst - hinaus auf die Ofentür. Kopflos, Fülle und Zwiebeln absondernd, plumpste und klatschte er herum, als hätte der Teufelsbraten noch nie etwas davon gehört, daß er tot war; und noch immer brutzelte das Fett auf seinem speckbestreuten Rücken.
Amanda schrie.
Jack bückte sich nach der Ofentür, da schlingerte der Vogel schon blind, aber rachgierig in die Luft. Was er zu tun beabsichtigte, sobald er seine drei zusammengekauerten Opfer erreicht hatte, wurde nie herausgefunden. Gina zerrte Amanda in die Eingangshalle, ihr Vater folgte dichtauf, und die Tür wurde zugeworfen, gerade noch rechtzeitig, denn schon schleuderte sich der Vogel gegen die Füllung und schlug mit seiner ganzen Kraft darauf. Bratensaft sickerte dunkel und fettig durch den Spalt an der Schwelle.
Die Tür hatte keinen Riegel, aber Jack folgerte, daß der Vogel außerstande war, den Griff zu drehen. Atemlos räumte er die Gefahrenzone und verfluchte sein Selbstvertrauen. Die gegnerische Seite hatte mehr auf Lager, als er angenommen hatte.
Amanda lehnte an der Wand und schluchzte; dicke Kleckser Truthahnfett befleckten ihr Gesicht. Sie konnte, so schien es, nur noch eines tun: abstreiten, was sie gesehen hatte. Sie schüttelte
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