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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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dann schafft man’s, ein paar Stücke für sich zu behalten. Sie hatten einen unglaublichen Einfluß, diese Römer. Bauingenieure, Straßenanleger, Brükkenkonstrukteure.«
    Plötzlich mußte Reynolds über seinen Begeisterungsausbruch lachen. »Ach verdammt«, sagte er, »Reynolds hält wieder Vorträge. Tut mir leid. Hab’ mich hinreißen lassen.«
    Er legte die Keramikscherbe wieder an ihren Stammplatz auf dem Regalbrett, ging zu den Gläsern zurück und begann, die Drinks einzuschenken. Mit dem Rücken zu Gavin gelang es ihm endlich zu fragen: »Sind Sie teuer?«
    Gavin zögerte. Die Nervosität des Mannes war ansteckend, und der plötzliche Schwenk in der Unterhaltung von den Römern zum Preis für einmal Blasen verlangte einiges an Umstellung. »Kommt drauf an«, sagte er vage.
    »Aha …« sagte der andere, immer noch mit den Gläsern bes chäftigt. »Sie meinen, worum es sich genau handelt bei meinem - äh - Ansinnen?«
    »Ja, genau.«
    »Natürlich.« Er drehte sich um und überreichte Gavin ein ordentlich vollgeschenktes Glas Wodka. Ohne Eis. »Ich verlang’ nicht viel von Ihnen«, sagte er.
    »Ich komm’ nicht billig.«
    »Das glaub’ ich Ihnen gern.« Reynolds versuchte ein Lächeln, aber es wollte an seinem Gesicht nicht haftenbleiben. »Und ich bin bereit, Sie gut zu bezahlen. War’s Ihnen möglich, die Nacht über zu bleiben?«
    »Wollen Sie das?«
    Reynolds sah s tirnrunzelnd in sein Glas. »Ich glaub’ schon.«
    »Dann ja.«
    Schlagartig schien sich die Stimmung des Gastgebers zu vei~ändern: Unentschiedenheit wurde durch einen kräftigen Schub innerer Überzeugung ersetzt.
    »Prost«, sagte er und stieß mit seinem whiskygefüllten Glas an das Gavins. »Auf das Leben und die Liebe und auf alles, für das es sich zu zahlen lohnt.«
    Die Zweischneidigkeit der Bemerkung entging Gavin nicht.
    Der Typ war offensichtlich genauso verkrampft wie total auf das fixiert, was er zu tun im Begriff war.
    »Darauf trink’ ich«, sagte Gavin und nahm einen großen Schluck von dem Wodka.
    Danach ging es schnell mit den Drinks, und etwa ab seinem dritten Wodka fing Gavin an, sich so wohl und angeheitert zu fühlen wie schon verdammt lange Zeit nicht mehr, und begnügte sich damit, Reynolds Ausgrabungs-Geschichten und Rom-Lobpreisungen mit nur einem Ohr zuzuhören. Er ließ seinen Gedanken freien Lauf, ein unbeschwertes Gefühl. Offensichtlich würde er die Nacht über hierbleiben, oder zumindest bis in die frühen Morgenstunden. Warum also nicht den Wodka des Freiers trinken und das Angenehme der Erfahrung genießen? Später, wahrscheinlich viel später - nach dem zu urteilen, wie der Typ drauflosschwafelte - käme es zu etwas suffvernebeltem Sex in einem verdunkelten Zimmer, und das war’s dann auch. Er hatte schon früher solche Kunden gehabt.
    Sie waren einsam, vielleicht zwischen zwei Liebschaften, und normalerweise einfach zufriedenzustellen. Nicht Sex war es, was dieser Typ kaufte, es war Gesellschaft, einen Körper, der mit ihm eine Weile dieselben vier Wände teilte. Leichtes Geld.
    Und dann: der Lärm.
    Zunächst dachte Gavin, das hämmernde Geräusch wäre in seinem Kopf, bis Reynolds aufstand, ein Zucken um den Mund. Der Anschein des Wohlbefindens war verschwunden.
    »Was ist das?« fragte Gavin und stand gleichfalls auf, benommen vom Trinken.
    »Alles in Ordnung…« Reynolds’ Handflächen drückten ihn in den Sessel hinunter. »Bleiben Sie hier …«
    Das Geräusch verstärkte sich. Ein Schlagzeuger in einem Ofen, trommelnd, während er verbrannte.
    »Bitte, bitte, warten Sie hier einen Moment. Es ist bloß jemand im Stock drüber.«
    Reynolds log, der Krach kam nicht aus dem oberen Stockwerk, sondern von irgendwo aus der Wohnung, ein rhythmisches Hämmern, das schneller wurde und sich verlangsamte und abermals schneller wurde.
    »Schenken Sie sich selber was ein«, sagte Reynolds an der Tür, rot geworden im Gesicht. »Verdammte Nachbarn …«
    Das Herbeirufen, denn nichts anderes konnte es sein, flaute bereits ab.
    »Nur einen Augenblick«, versprach Reynolds und schloß die Tür hinter sich.
    Gavin hatte schon früher schlimme Situationen erlebt: Kunden, deren Lover im ungeeigneten Moment auftauchte; Typen, die ihn gegen Bezahlung verprügeln wollten - einer, der in einem Hotelzimmer Gewissensbisse bekommen und dort alles kurz und klein geschlagen hatte. Dergleichen kam vor. Aber Reynolds war anders, nichts an ihm deutete auf irgendeine bedrohliche Macke hin. Im Hintergrund seines

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