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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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gewalttätigen Veranlagung.
    Gavin drehte sich der Magen um, als seine Augen auf den verschmierten Handabdruck an der Tür fielen; es war Blut.
    Er drückte gegen die Tür, aber sie ging nicht weiter auf.
    Dahinter war irgend etwas. Er zwängte sich durch den vorhandenen Zwischenraum, hinein in die Küche. Ein nicht ausgeleerter Mülleimer oder ein vernachlässigtes Gemüsefach verpestete die Luft. Gavin glitt mit der Handfläche über die Wand, um den Lichtschalter zu ertasten, und die Neonröhre erwachte spasmodisch.
    Reynolds’ Gucci-Schuhe lugten hinter der Tür hervor. Gavin stieß sie zu, und Reynolds rollte aus seinem Versteck heraus.
    Offensichtlich war er zufluchtsuchend hinter die Tür gekrochen. In seinem zusammengestauchten Körper steckte etwas von einem geschlagenen Tier. Er erbebte, als Gavin ihn berührte.
    »‘s alles in Ordnung … bin nur ich.« Gavin zog eine blutige Hand von Reynolds’ Gesicht weg. Eine tiefe Rinne verlief von seiner Schläfe bis zum Kinn, und parallel dazu, aber nicht so tief, eine zweite über Stirnmitte und Nase, als wäre man ihm mit einer zweizinkigen Gabel übers Gesicht gefahren.
    Reynolds öffnete die Augen. Er brauchte nur eine Sekunde, um Gavin eindeutig zu erfassen, ehe er sagte: »Verschwinden Sie.«
    »Sie sind verletzt.«
    »Um Gottes willen, verschwinden Sie. Schnell. Ich hab’s mir anders überlegt … Haben Sie verstanden?«
    »Ich hol’ die Polizei.«
    Der Mann spuckte fast: »Hau ab hier, verdammte Scheiße noch mal, ja? Bekackter Arschficker!«
    Gavin stand auf und versuchte, dem Ganzen einen Sinn abzu gewinnen. Der Mann hatte Schmerzen, das machte ihn aggressiv. Die Beschimpfungen ignorieren und etwas holen, um damit die Wunde zu verbinden. Das war’s. Die Wunde verbinden und ihn dann sich selbst überlassen. Wenn er keine Polizei wollte, war das seine Sache. Wahrscheinlich wollte er nicht die Anwesenheit eines Schwulibubis in seinem Treibhaus erklären.
    »Ich such’ Ihnen nur schnell einen Verband …« Gavin ging wieder auf den Flur hinaus.
    Hinter der Küchentür sagte Reynolds: »Laß das«, aber der Arschficker hörte ihn nicht. Und wenn, hätte es nicht viel geändert. Gavin liebte Ungehorsam. »Laß das« war eine Aufforderung.
    Reynolds drückte den Rücken gegen die Küchentür und versuchte, sich an ihr langsam hochschiebend, wieder auf die Beine zu kommen, benutzte dabei die Türklinke als Hebelpunkt. Aber in seinem Kopf drehte sich alles: ein Karussell der Schrecken, immer rundherum, jedes Pferd widerwärtiger als das vorige. Seine Beine klappten unter ihm zusammen, und er fiel hin wie der senile Narr, der er war. Verdammt. Verdammt.
    Verdammt.
    Gavin hörte Reynolds fallen, aber er war zu sehr damit beschäftigt, sich zu bewaffnen, um in die Küche zurückzueilen. Wenn der Eindringling, der Reynolds attackiert hatte, noch in der Wohnung war, wollte er darauf vorbereitet sein, sich zu verteidigen. Er durchwühlte die Unterlagen auf dem Schreibtisch im Studierzimmer und stieß zufällig auf ein Papiermesser, das neben einem Haufen ungeöffneter Briefe lag. Gott dafür dankend, schnappte er es sich. Es war nicht besonders schwer, und die Klinge war dünn und spröde, aber richtig plaziert konnte es mit Sicherheit töten.
    Glücklicher jetzt, ging er wieder auf den Flur und nahm sich einen Moment Zeit, seine Taktik auszuarbeiten. Als erstes mußte er das Bad ausfindig machen, hoffentlich fand er dort einen Verband für Reynolds. Selbst ein sauberes Handtuch würde schon helfen. Vielleicht könnte er irgend etwas halbwegs Vernünftiges aus dem Typ herausbekommen, ja ihn zu einer Erklärung überreden.
    Nach der Küche machte der Flur einen scharfen Knick nach links. Gavin bog um die Ecke, und die Tür direkt vor ihm, am Flurende, war leicht angelehnt. Innen brannte Licht, auf Fliesen glänzte Wasser. Das Bad.
    Mit der linken Hand krampfhaft die rechte umklammernd, die das Messer hielt, näherte sich Gavin der Tür. Seine Armmuskeln waren vor Angst starr geworden. Er fragte sich, ob das seinem Stoß, falls er notwendig war, zugute käme. Er fühlte sich unbeholfen, plump und etwas blöde.
    Am Türpfosten war Blut, ein Handabdruck, einer von Reynolds unverkennbar. Hier war es passiert - Reynolds hatte, um sich beim Zurücktaumeln von seinem Gegner abzustützen, die Hand ausgestreckt. Wenn der Angreifer noch in der Wohnung war, dann mußte er hier sein. Nirgendwo sonst konnte er sich versteckt halten.
    Die Tür mit dem Fuß aufstoßen und diese

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