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Das 5-Minuten-Grauen

Das 5-Minuten-Grauen

Titel: Das 5-Minuten-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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von dem Schlamm geholt worden, der dafür sorgte, daß immer mehr von seinen Beinen verschwand.
    Die Knie waren nicht mehr zu sehen. Das gesamte Gefühl hatte seine Beine verlassen.
    »Mein Gott«, ächzte er, »mein Gott… ich werde… ich werde…«
    Der schwarze Höllenschlamm war grausam. Er zerrte ihn weiter, er verkleinerte ihn, und Ralf hatte den Eindruck, als würde ihn das Frauengesicht nicht nur anstarren, sondern dabei auslachen, sich an seiner verzweifelten Not weiden.
    Immer tiefer verschwand er innerhalb des Schlamms. Eine Chance gab man ihm nicht. Das Grauen packte eisern zu. Es war schlimm, so schlimm wie der Tod.
    Ralf wurde zu einem Zwerg!
    Bis zur Hüfte steckte er bereits fest. Jetzt glaubte er auch, so etwas wie Wärme zu spüren. Wehten nicht kleine Dunstwolken über die schwarze Fläche hinweg?
    Er sank tiefer, immer tiefer.
    Die Masse kannte kein Pardon, sie kochte, saugte, brodelte und schluckte ihr Opfer.
    Weidenfels bewegte die Arme, die er in einer hilflosen Geste hochgerissen hatte. Die Augen waren fast dabei, aus den Höhlen zu quellen. Sein Mund bildete eine Öffnung innerhalb des fahlweiß gewordenen Gesichts, und er merkte plötzlich, wie sich sein Herzschlag noch starker beschleunigte.
    Es verwandelte sich in eine Pumpe, die wie rasend schlug. Die Echos hämmerten bis in sein Gehirn hinein, wo sie ihm vorkamen wie Glockenschläge.
    Angst und Wahnsinn kamen bei ihm zusammen. Sie vereinigten sich zu einem Gefühl des Horrors. Je tiefer er sank oder sich magisch verkleinerte, um so stärker drang ihm der beißende Geruch in die Nase. Noch ein heftiger Zug.
    Ralf Weidenfels kippte nach vorn. Jetzt erst brüllte er heiser auf. Das half nichts mehr.
    Der Höllenschlamm war stärker und schluckte ihn.
    ***
    »Wo Ralf nur bleibt?« Das fragte Dr. Esther Shapiro, eine der jungen Physikerinnen. Sie war dunkelhaarig, stammte aus Haifa und war eine Frau, hinter der fast jeder Kollege her war, bis alle erfahren hatten, daß sich Esther aus Männern nichts machte.
    Ihr Kollege grinste. »Der ist eingeschlafen.«
    »Und von dir hat er den Schlüssel bekommen.« Sie schlenderte langsam näher.
    »Was soll das denn heißen?«
    Esther verzog die naturroten Lippen zu einem Lächeln in die Breite.
    »Ganz einfach, dann bist du für seinen Schlaf verantwortlich.«
    »Das wüßte ich aber.«
    »Ich schaue mal nach.« Sie strich über ihre Stirn, um eine widerspenstige Haarlocke zu entfernen. Dann verließ sie das Labor, blieb im Flur stehen und atmete tief durch.
    Dr. Esther Shapiro haßte die Nachtschicht. Sie machte einen irgendwann kaputt, da geriet der normale Lebensrhythmus aus den Fugen. Andererseits mußte sie getan werden, die Arbeit wartete nicht, und die Forschungsaufgaben sowie die wissenschaftliche Verbrechensbekämpfung waren ungemein wichtig. Die Hände hatte sie in die Seitentaschen des weißen Kittels gesteckt. Sie dachte an ihre Freundin, die jetzt im Bett lag und schlief. Wenn sie, Esther, nach Hause kam, würde Dorette zur Arbeit gehen. Sie hatte einen Job in einer Buchhandlung gefunden.
    Derart in Gedanken versunken, öffnete Esther die Tür zu dem bewußten Raum.
    Sie verhielt sich allerdings anders als ihr deutscher Kollege, trat nicht über die Schwelle, blieb wie voreiner Mauer stehen und starrte auf das Grauen, das sich im Licht der knallweißen Deckenleuchte abzeichnete. Es war furchtbar!
    Der Schlamm bedeckte den Boden des Zimmers fast völlig. Nur nahe der Türschwelle hatte er wie zum Hohn einen schmalen, ungefähr handbreiten Streifen freigelassen.
    Dr. Esther Shapiro begriff die Welt nicht mehr. Sie wich zentimeterweise zurück, der Anblick dieser schwarzen Schlammasse löste bei ihr ein Gefühl der Angst aus, wie sie es nicht gekannt hatte. Es war das Unbegreifliche, das Unerklärliche, rational nicht zu erfassen. Da weigerte sich ihr wissenschaftlich geschulter Verstand.
    Noch etwas Schlimmes kam hinzu. Innerhalb der Masse und zueinander versetzt zeichneten sich zwei Gesichter ab. Das einer Frau und das eines Mannes.
    Letzteres kannte sie. Es gehörte ihrem Kollegen Ralf Weidenfels aus Germany. Und alles deutete darauf hin, daß der verfluchte Schleim ihn gefressen hatte.
    Sie hatte kaum gemerkt, daß sie weiter zurückgegangen war. Erst als sie mit dem Rücken gegen die Gangwand stieß, kehrte sie wieder in die Realität zurück.
    Es war wie ein Stoß gegen Billardkugeln, der bei ihr einiges in Bewegung setzte.
    Auf dem Absatz fuhr sie herum. Nie zuvor hatte sie

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