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Das 5-Minuten-Grauen

Das 5-Minuten-Grauen

Titel: Das 5-Minuten-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zeigte ein Schmiergeflecht aus Staub und Spinnweben. Auch die Wände waren schmutzig und unverputzt.
    Fünf Schritte hatte ich gezählt, dann stand ich vor der geheimnisvollen Tür.
    Sie besaß keine Klinke. Dafür glänzte ein Knauf matt im hellen Licht der Lampe. Ich umschloß ihn mit der Rechten und drehte ihn vorsichtig nach links.
    Es klappte, die Tür ließ sich bewegen. Sie schwang nicht nach außen, ich konnte sie in meine Richtung ziehen und schaute in ein Quadrat aus Wänden und Türen. Eine davon gehörte zu mir, die drei anderen befanden sich seitlich und der meinen gegenüber.
    Ich kippte meine linke Hand, weil ich mich über die Helligkeit des Bodens gewundert hatte. Es war keine Täuschung gewesen, der Untergrund bestand tatsächlich aus Glas.
    Bevor ich dies näher untersuchen konnte, hörte ich die zischende Stimme der zurückgebliebenen Rita. »Es hat geklopft, John, was soll ich machen?«
    Verflucht — ausgerechnet jetzt wurden wir gestört. Bleiben konnte ich nicht, drehte mich um und huschte so rasch wie möglich zu Rita zurück, die mich aus großen Augen anschaute. Ich drängte sie aus dem Schrank und hörte vom Gang her eine quäkende Stimme.
    »Mr. Sinclair, sind Sie da?«
    »Natürlich«, erwiderte ich und schloß die normale Schranktür. »Sie können ruhig reinkommen.«
    »Gern.« Es war Georgette, die meine Tür öffnete. Als sie Rita Wilson sah, zerbrach das Lächeln auf ihren Lippen. »Oh, ich wußte nicht, daß Ihre Freundin hier ist.«
    Ich tat sehr harmlos und hob die Schultern. »Macht das denn etwas, Georgette?«
    »Natürlich nicht.« Sie rang die Hände. »Ich komme mir nur wie ein Störenfried vor.«
    »Das brauchen Sie ganz und gar nicht. Sie hatten sicherlich einen Grund für Ihren Besuch?«
    »Stimmt, Mr. Sinclair. Ich wollte Sie beide nach unten zum Tee bitten. Die anderen warten bereits. Den Tee hat Clara zubereitet. Sie sollten ihn probieren.«
    »Eigentlich trinke ich lieber Kaffee.«
    Georgette lachte unecht. »Sie als Engländer?«
    »Nicht alle Engländer sind gleich.« Ich schaute Rita an. »Wie sieht es aus?«
    Sie hob die Schultern. »Ja, meinetwegen können wir eine Tasse Tee trinken.«
    »Oh!« jubelte Georgette, »das freut uns aber. Darf ich Sie dann in einigen Minuten in der Halle erwarten?«
    »Gern.«
    Sie nickte noch einmal und verschwand. Als sie die Tür geschlossen hatte, schaute mich Rita an. »Was meinst du, John? Ob sie etwas bemerkt hat?«
    »Kann sein.«
    »Sie hat nicht auf den Schrank geschaut. Ich kam mir vor, als würden mich ihre Blicke sezieren.«
    »Ja, sie mag dich nicht.«
    »Und die anderen ebenfalls nicht. Was habe ich denen nur getan?«
    Ich lachte Rita an. »Gar nichts. Deine Anwesenheit reicht aus. Diese vier Frauen hätten mich, den Mann, gern für sich allein. Aus welchen Gründen auch immer.«
    »In dem Alter?«
    »Das bekanntlich nicht vor Torheit schützt.«
    »Und auch nicht vor Mord.«
    »Richtig, Rita.« Ich deutete auf die Tür. »Laß uns gehen, die Ladies sollen nicht zu lange warten.«
    »Ladies nennst du die Schachteln?« fragte Rita über die Schulter zurück.
    »Wie sonst?«
    »Killerweiber, John. Ich denke nur an den verdammten Geruch, der sagt mir genug.«
    Daran dachte ich auch, und ich wollte den Ladies die entsprechenden Fragen stellen. Das Haus kam mir mittlerweile vor wie eine gigantische Todesfalle…
    ***
    Suko hatte schlecht geschlafen. Es lag nicht am Wetter, wie bei so vielen Menschen, nein, er ärgerte sich mehr über sich selbst, weil er bei seinem Fall nicht weitergekommen war. Dieser Ritualmord bereitete ihm mehr Mühe, als er sich eingestehen wollte. Es gab einfach keine Spuren. Bisher hatte Suko in mühevoller Kleinarbeit und mit Unterstützung der anderen Kollegen den Spitznamen des Toten herausgefunden. Der Tote war in der Szene als ›The Holy‹, der Heilige bekannt, weil er durch die Diskos wanderte und in den Musikpausen irgendwelchen Quatsch erzählte. Er hatte sogar vor, ein Haus für landende Engel zu bauen, und sammelte für dieses Projekt Geld.
    Niemand kannte ihn näher. Wen sie auch befragt hatten, der Heilige wurde als harmloser, weltfremder Spinner angesehen. Mehr war nicht herauszubekommen gewesen.
    Das ärgerte Suko so sehr, daß es ihm schwergefallen war, überhaupt Schlaf zu finden. Vor Mitternacht jedenfalls war er nicht eingeschlafen. Auch nach der Tageswende dauerte es eine Weile, bis ihm die Augen zufielen.
    Ein fester Schlummer wurde es nicht. Zudem träumte er von Heiligen mit

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