Das 5-Minuten-Grauen
Teufelsgesichtern, die einen Kreis um ihn gebildet hatten und ihn umtanzten.
Es schrilles Geräusch unterbrach diesen ungewöhnlichen Traum und schreckte Suko hoch.
Er saß im Bett, kam sich unsicher vor, schaute sich in der Finsternis um und sah nur Schatten und Umrisse. Aber das Telefonläuten ließ sich nicht abstellen. In seiner Nähe schrillte es auf.
Als Suko den Hörer abhob, konnte er gleichzeitig einen Blick auf seine Uhr werfen.
Vier Uhr am Morgen! Eine verdammt ungewöhnliche Zeit für einen Telefonanruf.
Auch für Sir James, der sich meldete, als Suko abgehoben hatte. »Gut, daß Sie da sind. Sie müssen sofort kommen. Und bringen Sie Ihre Waffen mit!«
»Was ist geschehen, Sir?«
»Die Hölle ist los. Kräfte sind dabei, den Yard zu unterwandern. Dieser Schlamm ist der Ausgangspunkt. Ich werde auch dort sein, wir fahren gemeinsam in das Labor. Beeilen Sie sich.«
Bevor Suko eine weitere Frage stellen konnte, hatte sein Chef schon aufgelegt.
Der Inspektor wunderte sich, obwohl er sich das in seinem Job hätte abgewöhnen müssen. Erschwang sich aus dem Bett und war in Windeseile angezogen.
Auf eine morgendliche Dusche verzichtete er, verließ im Sturmschritt die Wohnung, fuhr in die Tiefgarage, wo sein BMW stand, und verließ den Komplex mit quietschenden Reifen.
Eigentlich war es der Fall seines Freundes John Sinclair. Der wiederum ging einer anderen Spur nach, und Suko war doch froh, in London geblieben zu sein.
Wenn Sir James von diesem Schlamm sprach, konnte er eigentlich nur die Probe gemeint haben, die zur Analyse freigegeben worden war. Er mußte sich verändert haben.
Suko freute sich darüber, mal durch ein nicht verstopftes London fahren zu können. Die Straßen waren nasse, glänzende Flächen. Schnee fiel nicht mehr vom Himmel, wenn, dann taute er schnell weg, weil der Boden zu warm war.
In Rekordzeit hatte er sein Ziel erreicht und stellte den Wagen kurzerhand auf den Gehsteig. Das war ein Notfall, da mußte man über manches hinwegsehen.
Der Superintendent wartete in der Halle. Zusammen mit einigen Männern in weißen Kitteln, die Suko nur flüchtig kannte, weil sie zur wissenschaftlichen Abteilung des Yard gehörten.
Sir James sah ernst aus. »Was geschehen ist, müssen wir hinnehmen. Eine Erklärung zu finden ist schwer.«
»Wo, Sir?«
»Wir müssen nach unten.«
Sie gingen nebeneinander zum Lift. »Ich habe das betroffene Gebiet räumen lassen.«
»Hängt es mit der Schlammprobe zusammen, Sir?«
»Ja, sie ist die Ursache.«
Beide Männer standen im Lift. Suko schaute seinen Chef an, dessen Gesicht keine frische Farbe zeigte. Sir James wirkte grau und gebeugt unter der Last seiner Sorgen.
Sir James hatte einen Teil der ›Unterwelt‹ absperren lassen. An den Einmündungen der Gänge standen Uniformierte, die nur bestimmte Personen durchließen.
»Hat es sich ausgeweitet?« fragte Sir James.
»Wir wissen es nicht, Sir.«
»Kommen Sie, Suko, schnell.« Sir James ging sogar vor. Während er sprach, drehte er den Kopf. »Ich habe keine Erklärung, kann Ihnen jedoch versichern, daß dieser verdammte Schleim ein Killer ist.«
»Haben Sie ihn gesehen?«
»Nein, ich verließ mich auf die Zeugen. Es hat einen Toten unter den Wissenschaftlern gegeben.«
»Was?«
»Der Schlamm schluckte ihn innerhalb von Minuten. Ein Fünf-Minuten-Grauen.«
Sie hatten beide den Komplex erreicht, wo die physikalisch-chemische Abteilung ihren Platz gefunden hatte. Bis auf die Wärter wirkte sie wie leergefegt.
Die uniformierten Kollegen atmeten hörbar auf, als sie Suko sahen. Sein Ruf war beim Yard bekannt.
Sir James hielt ihn noch zurück. »Es ist von hier aus gesehen die dritte Tür auf der rechten Seite.«
Der Inspektor nickte. Er schaute in die Richtung und war froh, daß der Gang durch das Licht erhellt wurde. So konnte er auch den halbrunden Schatten erkennen, der unter der Türritze hervorkroch und sich immer weiter in den Gang schob.
Eine schwarze, schleimige, schlammige Masse, die zudem einen wiederlichen Geruch abstrahlte, der Suko an Friedhof, Gruft und Moder erinnerte.
Der Gestank schwängerte den Gang und brachte Suko dazu, seinen Mund zu verziehen.
»Er ist nicht natürlich!« flüsterte Sir James. »Nehmen Sie die Dämonenpeitsche?«
»Sicher, Sir, aber bleiben Sie zurück!«
»Vorerst.«
Suko ging allein. Er zog die Peitsche hervor, zeichnete in der Luft den Kreis, und die drei Riemen rutschten aus der Öffnung. Sie bestanden aus der Haut des mächtigen Dämon
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