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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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kommen würde.
    Bo seufzte. »Meine Frau Frances verdient eine Medaille, wissen Sie. Dass sie mich all die Jahre ertragen hat. Sich um mich gekümmert hat. Um Sidney.«
    Reggie zuckte zusammen, als sie Sids Namen hörte. Gab es einen Tag, der vergangen war, ohne dass sie an ihn gedacht hätte?
    Fünfundzwanzig Jahre voller Schuldgefühle vermischten sich mit der Säure in ihrem Magen, rumorten, ließen sie sich auf der Couch winden in dem Versuch, eine angenehme Haltung zu finden. Sie drehte sich zu Charlie. Sein Gesicht war versteinert. Wie hatte er es die ganzen Jahre gemacht – mit dem gelebt, was sie getan hatten? Sid war sein Cousin. Und sie lebten in derselben Stadt. Charlie war nicht weggerannt, wie sie es getan hatte. Er hatte einen Weg gefunden, mit dem zu leben, was sie getan hatten – bei jedem Familientreffen damit konfrontiert zu werden.
    Sie erinnerte sich an den Traum, den sie vor langer Zeit gehabt hatte, in dem sie eine käfergroße Vera gefunden hatte, die in einer Kiste mit einer Sammlung Kakerlaken festgepinnt war. Jetzt fühlte sie sich wie eines dieser Insekten, gefangen und ausgestellt.
    »Aber Sie wissen, was man sagt«, fuhr Bo fort. »Dass man nie über seine erste Liebe hinwegkommt? Vielleicht ist das wahr.«
    Reggie fühlte, wie sie errötete, als sie zu Boden sah, weil sie Charlie nicht in die Augen sehen wollte. Obwohl sie für den Mann, der neben ihr saß, nichts mehr fühlte, sehnte sich ein Teil von ihr immer noch nach dem Jungen, der nach frisch gemähtem Gras und Benzin gerochen hatte.
    Reggie erinnerte sich an den kleinen Barbie-Schuh, den Tara mit sich herumgetragen hatte, den sie aus Andrea McFerlins Haus mitgenommen hatte. Sie dachte an Andrea McFerlins zwei kleine Mädchen, jetzt erwachsene Frauen, und fragte sich, ob sie gelernt hatten, richtig zu lieben, sich auf der Welt wieder sicher zu fühlen.
    »Ich war verrückt nach Vera«, sagte Bo. »Total verrückt. Doch was immer ich tat, was immer ich ihr gab …« – sein Blick wurde stählern, und Reggie erhaschte einen flüchtigen Blick auf den Mann, der er früher gewesen war – »Es war niemals genug. Vera ging nach New York, und ich heiratete Francis. Wir trafen unsere Entscheidungen.«
    »Doch Sie haben sie gebeten zurückzukommen«, sagte Reggie. »Sie sagten, Sie wollten Ihre Frau verlassen. Es war nicht aus zwischen Ihnen beiden.«
    Bo blickte auf die Schreibtischplatte. »Das hätte es sein sollen.«
    Hatte Reggie jemals jemanden so sehr geliebt? Da war Charlie, aber das war eine Schwärmerei. Die Wahrheit war, Len hatte recht: Sie hatte niemals den Mut gehabt, jemanden ganz und gar zu lieben.
    »Warst du es?«, fragte Charlie seinen Onkel. »Warst du Neptun?«
    Bos Gesicht verzerrte sich zu einem Ausdruck von Abscheu. Er hustete und würgte eine Zeit lang, zog ein weiteres Taschentuch aus der Schachtel. »Nein. Ich bin kein Mörder. Ich war ein Junkie, ich war meiner Frau untreu, verflucht, ich habe sogar meine Steuern hinterzogen, aber ich habe nie einen Finger gehoben, um eine Frau zu verletzen.«
    »Haben Sie an jenem Abend Rabbits Wagen genommen?«, fragte Reggie, beugte sich vor und hielt den Atem an.
    Bo nickte langsam und blickte nach unten. »Vera rief mich von der Bowlingbahn an. Sagte, sie wäre versetzt worden und bräuchte jemanden, der sie fährt. Ich sagte ihr, sie sollte ein gottverdammtes Taxi rufen, aber sie sagte, alles, was sie hätte, wären achtzehn Cent. Schließlich fuhr ich hin. Ich wollte es nicht riskieren, dass mich jemand mit ihr zusammen sah, also ließ ich meinen Wagen zu Hause und nahm den von Rabbit. Er hat es nie erfahren.«
    »Also, was ist passiert?«, fragte Charlie. »Was hat sie gesagt? Wohin seid ihr gefahren?«
    »Wir fuhren herum. Vera war nervös, rauchte viel. Wir fuhren zu einem Drive-Through, kauften Burger und Kaffee. Ich fragte sie nach dem Kerl, der sie versetzt hatte, und alles, was sie sagte, war, dass es ziemlich ernst mit ihnen war, dass er sie gebeten hatte, ihn zu heiraten. Sie sagte, er wäre ein echter Gentleman, jemand Wichtiges, mit Geld. Sie wollte wissen, ob ich sie mir verheiratet vorstellen könnte.«
    »Und was haben Sie gesagt?«, fragte Reggie.
    Bo schnaubte verächtlich.
    »Ich habe ihr die Wahrheit gesagt. Das hat ihr nicht besonders gefallen.«
    Reggie erinnerte sich an die Nacht, als ihre Mutter sich neben ihr im Bett zusammengerollt hatte. Ein nettes, normales Leben. Das würde dir gefallen, Liebes, oder?
    »Was passierte als Nächstes?«, fragte

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