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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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sein, das nicht einmal existierte.
    Gerade jetzt hatte sie es satt, dass die ganze Welt sich nur um Tara und ihre Launen und Vorhersagen zu drehen schien –ungeachtet der Tatsache, dass ihre eigene Mutter gerade von einem psychotischen Mörder gefangen gehalten wurde.
    »Tara schneidet sich selbst, weißt du«, sagte Reggie, und in ihrer Stimme schwang ein giftiger Unterton mit, den sie nicht erwartet hatte.
    »Was?«
    »Und sie verbrennt sich mit einem Feuerzeug. Ihre Arme und Beine sind ein Durcheinander von Narben. Sie ist viel kaputter, als du denkst.«
    Und ich auch, dachte sie.
    Er starrte sie verständnislos an, und sie fuhr fort: »Glaub mir, Charlie. Sie steht nicht auf dich. Und es gibt nichts, was du tun kannst, um das zu ändern.«
    Seine Augen funkelten. »Das weißt du nicht«, sagte er. Er wollte weggehen, aber Reggie erwischte ihn am Arm.
    »Charlie«, ihre Stimme war weich und flehend, als sie sanft seinen Arm festhielt. »Es tut mir leid.«
    Charlie sah Reggie an und öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, schien es sich dann aber anders zu überlegen. Er schüttelte sie mit einem angewiderten Seufzer ab und eilte zurück zum Tisch.
    Verdammt. Jetzt hatte sie es getan. Vielleicht war das etwas, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte – diese einzigartige Fähigkeit, in der Lage zu sein, es sich mit den Leuten, die einem am wichtigsten sind, völlig zu verderben.
    *
    REGGIE STOCHERTE IN IHREM Gumbo herum und hörte nur halb der lächerlichen Unterhaltung zu, die Sid und Tara führten. Alles, was sie wollte, war, hier herauszukommen, nach Hause zu fahren, sich ein Kissen über den Kopf zu ziehen und tagelang darunter zu bleiben. Sie würde morgen nicht aufstehen, denn sie wusste, was passieren würde, wenn sie es tat: Sie würde die Nachrichten anstellen und hören, dass die Leiche ihrer Mutter gefunden worden war. Polizisten, Reporter und Leute aus der Stadt würden sich um Veras nackten Körper versammeln, die Köpfe schütteln, mit der Zunge schnalzen.
    Zu schade, zu schade. So eine Schande. So eine hübsche Frau.Wussten Sie, dass sie das Aphrodite-Cold-Cream-Mädchen war?
    Reggies Lösung, so erbärmlich sie auch war, war, vergraben unter ihren Decken in ihrem abgeschlossenen Zimmer zu bleiben und ihre eigene Version der Vogel-Strauß-Taktik anzuwenden.
    »Ich habe nicht gesagt, dass es bei allen Würsten so ist, nur bei einigen«, sagte Sid. »Es gibt verschiedene Sorten, weißt du.«
    Charlie warf seinem Cousin einen wütenden Blick zu.
    Tara lachte. »Ich denke da an kleine Frühstückswürstchen.«
    »Wohl kaum«, sagte Sid. »Wir sprechen hier von polnischen Riesenwürsten.«
    »Igitt! Ich hasse polnische Würste!«
    Sid beugte sich vor, flüsterte etwas, und Tara schnaubte wieder. »Lass nur das Sauerkraut weg.« Sie lachte schallend.
    Gütiger Gott. Kapierten diese Leute es nicht? Ihre Mutter war in irgendeiner Folterkammer mit einem Serienmörder, aß wahrscheinlich in genau diesem Augenblick ihre letzte, aus Hummer bestehende Mahlzeit. Reggie rührte in ihrem Gumbo, fand eine Garnele und ließ angeekelt den Löffel fallen.
    Sie hörte die Stimme ihrer Mutter: Es geht vor allem um Verbindungen. Es gibt da ein großes Netz, das uns alle verbindet – dich und mich und den Präsidenten, und den Kerl, der die gottverdammte Atombombe gebaut hat. Kannst du es nicht fühlen?
    »Hallo? Ist jemand zu Hause?«, fragte Charlie, offensichtlich genervt.
    »Hm?«, murmelte Reggie.
    »Ich habe gefragt, ob du bereit bist, von hier zu verschwinden«, sagte Charlie.
    »Ganz bestimmt«, sagte Reggie und schob ihre Schale Gumbo weg.
    »Ich denke nicht, dass sie schon gehen will«, sagte Tara und legte eine Hand auf Reggies Arm. »Oder, Reggie?«
    Charlie starrte sie wütend an. »Wie kommt es, dass du immer für alles die Expertin bist?«, fragte er. »Jetzt bist du eine verdammte Expertin, was Reggie betrifft?«
    »Ich habe nie gesagt, dass ich eine Expertin bin«, schoss Tara zurück. »Ich dachte bloß, dass …«
    »Vielleicht wird es Zeit, dass du anfängst, deine gottverdammten Gedanken für dich zu behalten. Denn mir, zum Beispiel, steht es wirklich bis dahin, sie die ganze Zeit zu hören.«
    »Entspann dich, Alter«, sagte Sid.
    »Sag mir verdammt noch mal nicht, ich soll mich entspannen!«, knurrte Charlie. Er brüllte jetzt, und mehrere von den Gästen hatten sich umgedreht, um in ihre Richtung zu blicken. »Du bist die halbe Zeit so entspannt, dass du die Straße vor dir nicht mehr sehen kannst.

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