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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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nicht, warum wir überhaupt hergekommen sind«, sagte Charlie. »Es ist ganz offensichtlich eine totale Zeitverschwendung. Dieser Reuben kennt Vera nicht einmal.«
    »O Gott, der lügt doch ganz offensichtlich«, sagte Tara.
    »Haben dir das auch die toten Frauen gesagt?«, blaffte Charlie.
    »Nein«, sagte Tara. »Ich wusste es einfach.«
    »Ich bin Taras Meinung«, sagte Sid.
    »Natürlich bist du das«, sagte Charlie bitter.
    »Ich gehe auf die Toilette«, sagte Reggie und stand auf. Ihre Knie fühlten sich seltsam gummiartig an. Der Schnitt an ihrem Bein schmerzte furchtbar.
    »Willst du, dass ich mit dir gehe?«, fragte Tara.
    Meine Güte, wie alt war sie, sechs? Wirkte Reggie wirklich so Mitleid erregend auf ihre Freunde?
    »Nein, danke. Es geht mir gut.«
    »Bist du sicher?«, fragte Tara und öffnete ihre Tasche nur ein Spalt mit ihrer rechten Hand, wodurch sie Reggie einen Blick auf die kleine, silberne Schachtel mit der Rasierklinge darin verschaffte.
    Tara brachte die Dinge auf eine neue Ebene, indem sie sie einlud, ihrem geheimen Zeitvertreib an einem öffentlichen Ort zu frönen, und ihr die eingewickelte Rasierklinge direkt vor den Jungen zeigte, die keine Ahnung hatten. Reggies Haut kribbelte, als sie auf die Klinge blickte. Sie fühlte, wie das Geheimnis zwischen ihnen klopfte, wie Zahnschmerz pochte. Es verursachte ihr einen Nervenkitzel, ließ sie sich aber auch leicht verdorben fühlen, wie ein rosiger, glänzender Apfel mit einer verrotteten Stelle, die keiner sehen konnte.
    »Nein, danke«, sagte Reggie wieder, als sie sich von Taras enttäuschtem Gesicht abwandte.
    Auf ihrem Weg an der Bar vorbei spähte Reggie durch ein Fenster in der Schwingtür in die Küche. Sie sah Reuben an der Theke stehen, ein ganzes, gerupftes Huhn bereitlegen. Reuben bemerkte Reggies Blick und schenkte ihr ein langes, langsames Lächeln, hob dann das riesige Hackbeil und schlug zu, teilte den Vogel fachmännisch mit einem schnellen Hieb entlang des Brustbeins in zwei Hälften.

38 23. Oktober 2010 – Brighton Falls, Connecticut
    WO IST GEORGE?«, FRAGTE REGGIE Lorraine. Sie hatte ihre Tante im oberen Badezimmer vorgefunden, wo sie Veras Bettpfanne auswusch. Reggie stand im Türrahmen, mit ihrer über ihrer Brust festgeschnallten Umhängetasche, in der sich Stu Berrs Akte über Vera und Taras Brief an ihn befanden.
    Auf der Fahrt nach Hause hatte alles einen Sinn ergeben: die Art, wie George immer für sie da gewesen war, ihr Geschenke gemacht hatte, ihre Schulausrüstung für sie gekauft hatte. Ihre Mutter hatte immer gesagt, dass sie und George einmal etwas miteinander gehabt hatten. Vielleicht wusste Lorraine nichts davon.
    »Ich denke, er arbeitet heute von seinem Home Office aus. Er sagte etwas davon, dass er zu dem Lagerhaus in Brattleboro fahren wolle, aber ich bin mir nicht sicher, ob er das heute später am Tag oder morgen tun wollte.«
    »Lorraine, kannst du mich eine Minute mit Mom alleine lassen?«
    Ihre Tante beäugte sie skeptisch. »Natürlich. Ich habe ihr gerade eine Ativan-Tablette gegeben. Sie ist vielleicht schläfrig.«
    Reggie fand ihre Mutter in Bettwäsche und Decken gehüllt, ihr Gesicht war blass wie eine Motte. Reggie dachte an das, was Stu vorhin gesagt hatte, und versuchte, sich Vera als Mörderin vorzustellen. Sie lachte beinahe laut heraus.
    »Hoi, hoi hoi, na du?«, sagte Reggie, setzte sich vorsichtig auf den Rand des Bettes und streckte die Hand aus, um die Schulter ihrer Mutter zu berühren.
    »Heu ist für Pferde«, sagte Vera.
    Reggie lächelte. »Stuten fressen Hafer, und Tauben fressen Hafer …«
    »Und kleine Lämmer fressen Efeu«, beendete Vera.
    »Mom?«
    Vera blickte mit halb geöffneten Augen zu ihr auf.
    »Was kannst du mir über Stu Berr sagen?«
    Vera lächelte und begann zu singen: »Wenn du heute in den Wald gehst, erwartet dich eine große Überraa-schung. Wenn du heute in den Wald gehst, gehst du besser in Verkleei-dung. Denn jeder Bär, den es jemals gab, wird sich dort ganz sicher versammeln, denn heute ist der Tag, an dem die Teddybären ihr Picknick machen.«
    Reggie beugte sich hinab und flüsterte in das Ohr ihrer Mutter. »Ist Stu Berr Neptun?«
    Vera lachte.
    »Kannst du mir das sagen, Mom?«
    Vera schloss ihre Augen, begann einzudösen.
    »Ich habe einen weiteren Reim«, sagte Reggie, als sie über die Wange ihrer Mutter strich, die sich trocken und wie Papier anfühlte. »Georgie, Porgie, Pudding und Kuchen«, sagte sie.
    Veras Augen öffneten sich, aber

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