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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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ihrer blitzenden weißen Unterwäsche vor, wie sie einen gigantischen, schwarzen, dreiköpfigen Hund durch die Luft wirbelte und das Wort Bastard brüllte.
    Erst Jahre später erfuhr Reggie die wahre Bedeutung des Wortes Bastard, und dass der Hund an diesem Nachmittag auf der Sonnenterrasse nicht der einzige Bastard gewesen war. Reggie war ein Kind ohne Vater, die genaue Definition eines Bastards, was ihr in der vierten Klasse ziemlich grausam von einer Bande von Mädchen aus der fünften Klasse, angeführt von Dusty Trono, deutlich gemacht worden war.
    »Sag es«, sagte Dusty, als sie Reggie unter sich im Sandkasten niederhielt, während Dustys Freundinnen kichernd zusahen. Dusty griff sich eine dicke Strähne von Reggies Haar und zog und drehte sie.
    »Ich bin ein Bastard«, hatte Reggie gewimmert. Tränen waren über ihr Gesicht geströmt, Sand hatte an ihm geklebt.
    »Und jetzt friss Sand, Bastard«, sagte Dusty und drehte Reggies Kopf, sodass ihr Gesicht in den Sand gedrückt wurde.
    REGGIES TANTE UND IHRE MUTTER hatten sie davon überzeugt, das neue Ohr machen zu lassen, bevor sie im Herbst mit der Highschool anfing, indem sie sagten, es würde ein Neuanfang sein. Ihr neues, verbessertes Ohr war aus Latex und rastete in zwei Titanschrauben ein, die der Chirurg in ihr Schläfenbein implantiert hatte. Das Ohr hatte eine rein ästhetische Funktion: Der Hundebiss hatte großen Schaden angerichtet, und durch die daraus folgende Narbenbildung war sie auf ihrem linken Ohr fast vollständig taub. Der Chirurg hatte vorgeschlagen, dass Reggie das Ohr aus Knorpel aus ihren Rippen, überzogen mit einer Hautlappentransplantation rekonstruieren lassen sollte. Er zeigte ihr ein Foto eines Patienten, der diese Prozedur über sich hatte ergehen lassen, und das Ohr sah wie ein echtes Ohr aus.
    »Der Vorteil ist«, hatte der Chirurg erklärt, »dass wir ein Ohr erschaffen können, indem wir Knorpel und Haut von deinem eigenen Körper benutzen. Es wird aussehen und sich anfühlen, als wäre es echt. Es würde zwei Operationen erfordern, die sechs Monate auseinander liegen müssen.«
    Kopfscheu gemacht und nur von der bloßen Vorstellung dieser Prozedur ein wenig angeekelt, war Reggie fürs Erste damit zufrieden, bei dem abnehmbaren Latex-Ohr zu bleiben. Wenigstens war es dem älteren, farblich nicht ganz passenden Gummi-Ohr ihrer frühen Kindheit bei Weitem überlegen. Jetzt würde sie beinahe wie ein normales Mädchen aussehen.
    REGGIE BEOBACHTETE, WIE TARA das neue Ohr in ihrer Hand drehte. »Es ist irgendwie unheimlich, wie echt es aussieht«, sagte sie. »Scheiße, es fühlt sich sogar wie ein echtes an.« Sie legte das Ohr an ihre Wange und schloss ihre Augen. Reggie wand sich ein wenig angesichts dieser seltsam intimen Geste.
    Charlie drückte seine halbgerauchte Zigarette aus. »Aus Latex stellen sie Sexspielzeuge her, und einige von ihnen sehen wirklich ziemlich echt aus«, sagte er.
    Tara lachte. »Bist du ein Experte, was Sexspielzeuge betrifft?«
    Charlies Wangen röteten sich. »Ich sage ja nur.« Er griff nach seiner Gitarre und klimperte ein paar Akkorde. Seine Finger waren lang und flink, die Nägel kurz und gerade geschnitten. Er sah immer aus, als würde er sich mit einer Gitarre in den Händen wohler fühlen. Es war die einzige Gelegenheit, bei der er völlig entspannt wirkte, seine Schultern ein wenig absanken, sein Körper sich um das Instrument schmiegte, beinahe damit verschmolz. Manchmal kam Reggie alleine hoch ins Baumhaus und nahm seine Gitarre in die Hände. Sie legte sich damit auf den Schlafsack, die Arme um den hohlen Klangkörper gelegt, die Finger streichelten die Stahlsaiten, doch nie wagte sie es, an ihnen zu zupfen.
    Tara reichte Reggie das Ohr wieder, die es an seinem Platz einrasten ließ.
    »Also, ich denke, wir haben Material für das Dach in der Garage«, sagte Reggie. »Da sind noch ein paar Spanplatten und eine Kiste mit Schindeln. Wir werden Kabel für die Brücke brauchen und einige wirklich belastbare Ringbolzen. Und irgendeine Art Haken, um damit Schlaufen mit den Kabel-enden zu machen.«
    Charlie beugte sich über seine Gitarre, schaute hinunter auf Reggies Zeichnung des Baumhauses und blickte finster. »Ich glaube immer noch nicht, dass es funktionieren wird«, sagte er und deutete auf die Hängebrücke, die sie gezeichnet hatte, die vom Baumhaus zu dem kleinen Balkon vor ihrem Schlafzimmerfenster führte.
    »Sicher wird es das«, sagte Reggie. »Wir brauchen nur Ringbolzen und etwas

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