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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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in einem neuen Outfit aus dem Einkaufszentrum kommen, an dem noch die Preisschilder hingen, und ihre Mutter zuckte nicht mit der Wimper, hetzte nur durch die Tür hinaus, ihre Schürze in ihre Tasche stopfend und einige unbestimmte Warnungen von sich gebend, dass sie nicht zu lange aufbleiben sollte. Manchmal schien es, als würde Tara ein Spiel spielen, als würde sie es darauf anlegen, dass ihre Mutter es bemerkte, als würde sie tatsächlich erwischt werden wollen.
    Charlie zog eine Zigarette heraus, zündete sie an und begann zu rauchen, ohne zu inhalieren. Er nahm einen kleinen Zug, ließ ihn dann gleich wieder heraus. Seine Augen wurden rot und seine Nase fing an zu laufen. Er trug das Rolling-Stones-T-Shirt, das sein Dad hasste – das mit dem Cover des Albums Sticky Fingers, welches die Nahaufnahme des Schritts eines Mannes zeigte.
    Sein Dad sagte, dass T-Shirt sei obszön und ließe ihn wie einen Schwulen aussehen. Er hatte es in den Müll geworfen, aber Charlie hatte es herausgefischt und versteckt, hatte dafür gesorgt, dass immer ein anderes Shirt darüber lag, wenn er das Haus verließ.
    Charlies Vater, Stu Berr, war ein stämmiger Polizist, der seine Enttäuschung über Charlie dadurch zum Ausdruck brachte, dass er ständig versuchte, ihn zu seiner Vorstellung von einem idealen Sohn umzuformen. Er kaufte ihm eine Hantelbank, schleppte ihn zu Footballspielen, hörte auf, Charlies Gitarrenstunden zu bezahlen, und zwang ihn, sich eine militärische Stoppelfrisur schneiden zu lassen, die die Form von Charlies Kopf seltsam verwachsen aussehen ließ.
    Tara setzte sich auf, und ihre Augen glitzerten aufgeregt, als sie Charlie ansah. »Die Zigarette, die du rauchst, wurde mit einem tödlichen Nervenkampfstoff vergiftet. Du hast noch eine Minute zu leben.« Sie zog die kleine Sanduhr hervor, drehte sie um und sah zu, wie der rosafarbene Sand durchlief. »Nur eine Sache kann dich retten.«
    »Was?«, fragte Charlie nervös. Tara konnte alles Mögliche im Kopf haben.
    »Du musst Reggie küssen. Sie hat das Gegengift auf ihren Lippen.«
    Reggie warf Tara einen panischen Blick zu – wusste Tara, was für Gefühle Reggie für Charlie hegte?
    Charlie blickte auf seine Zigarette und dachte nach. Er leckte seine Lippen, versuchte wahrscheinlich, sich den Geschmack des Gifts vorzustellen.
    Reggie hielt den Atem an, wünschte sich den Kuss, betete aber auch, dass er es nicht tun würde. Wenn er sie küsste, dann würde er vielleicht wissen, was Reggie für Gefühle für ihn hatte. Als wenn alle ihre Geheimnisse durch Osmose durch ihre Lippen in seine übergehen würden. Funktionierten Küsse auf diese Weise? Reggie wusste es nicht. Sie hatte nie jemanden außer ihrer Mutter und ihrer Tante geküsst.
    »Die Zeit läuft ab«, sagte Tara, während der Sand durchlief. »Willst du leben oder sterben?«
    Charlie stieß ein leises, resigniertesSeufzen aus, beugte sich vor und küsste Reggie. Seine Lippen waren warm und schmeckten nach Rauch, blieben aber nur eine Sekunde lang auf ihren. Es war die Art von Kuss, die ein großer Bruder einem geben würde, weil seine Mutter ihn dazu gezwungen hatte, und trotzdem drehte sich Reggie der Magen um. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie sicher war, die anderen würden es hören. Sie fühlte, wie sich ihr eines echtes Ohr rötete, während ihr bewusst wurde, deutlicher als jemals zuvor, dass sie in Charlie Berr verliebt war, trotz des blöden Haarschnitts und allem anderen.
    Tara lächelte und ließ die Sanduhr los. Dann blinzelte sie zur Planendecke hinauf. »Und, werden wir nun ein echtes Dach auf dieses Haus setzen, oder was?«, fragte sie. »Denn das blaue Licht hier drin lässt uns alle wie Schlümpfe aussehen. Trés sexy.«
    Reggie lachte ein wenig zu heftig und laut, froh darüber, vom Thema Kuss wegzukommen. »Das Dach ist als Nächstes dran, definitiv. Dann, denke ich, nehmen wir die Brücke in Angriff.«
    Das Baumhaus war ein Überrest aus Reggies Kindheit, von ihrem Onkel George für sie gebaut, als sie sieben war. Es in einen anständigen Treffpunkt zu verwandeln, war Taras Idee gewesen, und Reggie ging sofort an die Arbeit, zeichnete Pläne für ein Dach, Wände mit Fenstern und eine Tür, die sich zu einer Hängebrücke hin öffnete, die den Garten überqueren und direkt zu dem kleinen Balkon vor Reggies Zimmer führen sollte.
    Reggie hatte die Bibliothek auf der Suche nach Büchern über Design und Bauen durchforstet, sich Notizen über die Entfernung zwischen den Bolzen

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