Das 8. Gestaendnis
ist fast so, als hätten sie absichtlich einen besonderen Abend arrangiert, weil sie wussten …«
»Könnten sie es denn gewusst haben?«, hakte Conklin nach. »Welchen Eindruck haben die beiden auf Sie gemacht?«
Blue meinte, sie seien »hundertprozentig normal« gewesen. Isa hatte während des Essens mit einem Mann am Nebentisch geflirtet, und Ethan hatte sich wie üblich darüber aufgeregt.
»Wie sehr aufgeregt?«, wollte ich wissen.
Blue lächelte und sagte: »Ich will damit keineswegs sagen gewalttätig , Sergeant. Das gehörte bei den beiden zum Vorspiel.«
Conklin sagte: »Haben Sie irgendeine Ahnung, wer sich ihren Tod gewünscht haben könnte?«
»Nein. Ich meine, nicht mal in meinen wildesten Fantasien. Aber es gab bestimmt etliche Leute, die sich zurückgewiesen gefühlt haben. Alle wollten in der Nähe der beiden sein, und das ging natürlich nicht.«
Blue erwähnte ein paar Komitees, deren Vorsitz Isa innegehabt hatte, und Leute, die deswegen beleidigt gewesen waren. Er sprach von anderen prominenten Paaren und einem nicht besonders freundschaftlichen Wettstreit darüber, wer auf den Gesellschaftsseiten der Chronicle öfter erwähnt wurde.
Und er verfiel in eine gewisse Schwärmerei, als er von Isas dreißigstem Geburtstag und der Geburtstagsparty in Paris berichtete, was sie zu dem Anlass getragen hatte, dass Barbra Streisand dort aufgetreten war und dass ihre dreihundert Gäste eine Woche lang außergewöhnlichen Luxus genossen hatten.
Conklin hatte sich bis jetzt Notizen gemacht, doch angesichts einer dreihundert Namen langen Gästeliste hob er den Kopf.
»Kann ich die Gästeliste irgendwo bekommen?«
»Na, klar. Ich glaube, sie wurde sogar veröffentlicht. Sie könnten sie vielleicht googeln?«, sagte Blue hilfsbereit. Er schnäuzte sich, nippte an seinem Drink und fügte gedankenverloren hinzu: »Klar gab es Leute, die sie gehasst haben. Ethan und Isa hatten jede Menge Neider. Ihr Geld. Ihre Berühmtheit.
Und beide waren sie so scharf, dass sie Rasierklingen ausgeschwitzt haben.«
Ich nickte, aber nach Noble Blues einstündiger, virtueller Führung durch das Leben des Ehepaars Bailey war ich erschöpft und enttäuscht darüber, dass wir so viele Informationen bekommen hatten, mit denen wir so wenig anfangen konnten.
Gleichzeitig jedoch hatte Noble Blue mein Interesse geweckt. Ich stellte fest, dass ich etwas für diese beiden Menschen empfand, die anscheinend das Glück gepachtet hatten … so lange, bis ihr Leben ausgelöscht worden war - als hätte irgendjemand einen Schalter umgelegt und sie einfach ausgeknipst.
Ich bedankte mich bei Blue, faltete meine verkrampften Beine auseinander und verließ die Palmenhütte im Zentrum des Tenderloin-Distrikts.
»Jetzt weiß ich noch weniger als vorhin, als Jacobi uns diesen faulen Apfel in den Schoß geworfen hat«, sagte ich zu Conklin, als wir auf die Eddy Street traten.
»Dir«, erwiderte Conklin, während er das Auto aufschloss.
»Mir, was?«
Er schenkte mir sein Ladykiller-Lächeln, bei dem es schon mal vorkommen konnte, dass ich meinen eigenen Namen vergaß. »Dir«, wiederholte mein Partner. »Diesen faulen Apfel, den Jacobi dir zugeworfen hat.«
31
Die Beamten, die an den Ermittlungen im Fall Bailey beteiligt waren, hatten sich locker in dem schmuddeligen, sechs mal neun Meter großen Bereitschaftsraum verteilt, den wir oft als unser Zuhause betrachten.
Jacobi saß an meinem Schreibtisch und sagte ins Telefon: »Sie sind gerade reingekommen. Okay. Sobald du kannst.«
Dann legte er auf. »Clapper sagt, dass er weder im Schlafzimmer noch im Badezimmer verdächtige Fingerabdrücke gefunden hat. Nichts Interessantes, weder in den Gläsern noch in den Pillen oder in der Champagnerflasche.
Claire ist noch unterwegs. Paul, warum fängst du nicht einfach an?«
Paul Chi ist geschmeidig, dynamisch, steckt voller Ideen und ist ein erstklassiger Verhörspezialist. Er hatte zusammen mit Jacobi die Hausangestellten befragt und gab nun darüber Bericht.
»Erstens, der Gärtner: Pedro Vasquez, zweiundvierzig Jahre alt, Latino. War irgendwie unruhig. Hat uns freiwillig gestanden, dass er auf seinem Laptop ein paar Pornos hat«, meinte Chi. »Hat sich aber rausgestellt, dass die Mitwirkenden alle über achtzehn waren. Ich habe eine Stunde lang mit ihm geredet und kann kein Motiv erkennen, zumindest noch nicht. Seine Fingerabdrücke wurden im Schlafzimmer der Baileys nicht gefunden. Vasquez hat gesagt, er sei noch nie über das Erdgeschoss
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