Das 8. Gestaendnis
Pensionierung zu tun.«
Wir setzten uns ins Auto, besprachen noch einmal, was wir über das Leben von Isa und Ethan erfahren hatten, und fragten uns, ob dieser Fall wohl jemals aufgeklärt würde.
Ich sagte zu Conklin: »Ihre Eltern werden nie darüber wegkommen.«
»Sie haben sie auf jeden Fall sehr geliebt.«
»Als Mrs. Booth vorhin zusammengebrochen ist …«
»Herzzerreißend. Ich meine, es würde mich nicht wundern, wenn sie an dieser Geschichte zugrunde geht.«
»Und dann die beiden kleinen Jungs.«
»Gerade alt genug, dass sie es verstehen können. Wie der jüngere, Peter, gesagt hat: ›Bitte sagen Sie mir, wieso jemand Mommy und Daddy das angetan hat‹ …« Conklin seufzte. »Siehst du? Isa und Ethan können es nicht selbst getan haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer von den beiden den anderen umgebracht hat. Nicht mit diesen Kindern.«
»Ich weiß.«
Dann erzählte ich Conklin von den Kindern meiner Schwester, Brigid und Meredith, die ungefähr im selben Alter sind wie die beiden Bailey-Jungs. »Ich rufe meine Schwester heute Abend noch an. Einfach bloß, um die glücklichen Stimmchen der Mädchen zu hören.«
»Gute Idee«, meinte Conklin.
»Wir wollten sie eigentlich besuchen. Joe und ich. Aber jetzt ist er geschäftlich unterwegs.«
»Das ist aber schade. Dann müsst ihr Cat eben besuchen, wenn er wieder da ist.«
»Das hat er auch gesagt.«
»Du magst doch Kinder, Lindsay«, sagte Conklin nach einer kurzen Pause. »Du solltest selbst auch welche bekommen.«
Ich wandte mich ab und schaute zum Fenster hinaus, während in meinem Kopf alle möglichen, verbotenen Gedanken durcheinanderpurzelten … wie nahe Rich und ich uns mittlerweile standen, die Tabu-Worte und -Taten, der Duft seiner Haare, wie es sich angefühlt hatte, ihn zu küssen, der Teil von mir, der es bedauerte, dass ich Nein gesagt hatte, weil ich jetzt niemals erfahren würde, wie gut wir zusammengepasst hätten.
»Lindsay? Alles in Ordnung?«
Ich wandte mich zu ihm um und sagte: »Ich denke bloß nach.« Und als ich ihm in die Augen blickte, spürte ich einen Stromschlag, einen Lichtbogen zwischen ihm und mir.
In weiter Ferne klingelte ein Telefon.
Beim dritten Klingeln griff ich nach dem Handy an meinem Gürtel. Ich war wütend, traurig und froh - in dieser Reihenfolge. Jacobi war am Telefon, aber selbst wenn sich nur jemand verwählt gehabt hätte, es wäre mir recht gewesen.
Das Klingeln hatte mich gerettet.
Denn womöglich hätte ich Conklin einen Augenblick später vorgeschlagen, das zu tun, woran ich gerade gedacht hatte … und hätte damit nichts weiter erreicht, als dass ich mich noch schlechter gefühlt hätte.
34
Claire stand schon wieder mitten in unserem Bereitschaftsraum, aber dieses Mal sah sie irgendwie seltsam aus, als hätte sie sich einen Kinnhaken eingefangen.
»Falls irgendjemand hier im Saal meine Vorlesung noch nicht gehört hat: Es gibt zwei Arten von Fällen. Die einen sind über die Begleitumstände zu klären, die anderen mithilfe einer Obduktion.«
Sie fing an, hin und her zu gehen und ebenso mit sich selbst wie mit uns zehn anderen Anwesenden zu reden, die alle wissen wollten, was bei der zweiten Toxikologie herausgekommen war.
»Dieser Obdachlose, ihr wisst schon, dieser Bagman Jesus. Der hatte Verletzungen am ganzen Körper, sechs Schusswunden in Kopf und Hals und dazu noch postmortale Schlagverletzungen. Seine Leiche hat man in einer Gegend gefunden, in der sich auch Drogendealer aufhalten, aber in diesem Fall brauche ich die Begleitumstände gar nicht.
Aber jetzt haben wir zwei Tote, die in ihren eigenen Betten aufgefunden worden sind. Dazu kommt eine Obduktion ohne jedes Resultat, eine kriminaltechnische Untersuchung ohne jedes Resultat …«
Sie unterbrach sich. Schluckte.
»Die toxikologischen Tests mit Schwerpunkt auf dem Eigenartigen, dem Seltsamen und dem Bizarren «, versuchte ich ihr auf die Sprünge zu helfen.
»Negativ. Absolut negativ. Vielen Dank, mein Mädchen, ich hätte beinahe vergessen, was ich eigentlich sagen wollte. Aber jetzt weiß ich’s wieder: Die Aufklärung des Falles Bailey hängt voll und ganz an den Begleitumständen.
Und ein Fall, dessen Aufklärung ganz an den Begleitumständen hängt, bedeutet, dass wir Polizeiarbeit brauchen. Ihr wisst alle, was ich damit meine. Wie war ihre finanzielle Situation? Hatte vielleicht jemand eine Affäre? Ein Doppelleben? Ich müsst mir helfen, müsst mir eine Richtung vorgeben, weil ich nämlich total
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