Das 8. Gestaendnis
aber: »Prima. Weißt du, was ich hoffe?« Ich nahm Jacobi die Akte ab und stand auf, um mein Jackett anzuziehen.
Jacobi setzte eine gleichgültige Miene auf. »Was denn, Boxer?«
»Dass die Baileys Abschiedsbriefe hinterlassen haben.«
27
Conklin setzte sich ans Steuer unseres zivilen Chevy, und wir folgten der Bryant Street nach Norden, quälten uns durch den zäh fließenden Verkehr, so lange, bis ich sagte: »Das ist doch bekloppt«, und die Sirene einschaltete. Fünfzehn Minuten später standen wir vor dem Haus des Ehepaars Bailey.
Die Feuerwehr war da, außerdem diverse Steifenwagen und zivile Einsatzfahrzeuge sowie der Kleinbus der Kriminaltechnik, der den Bürgersteig vor dem Haus blockierte.
In San Francisco leben nicht allzu viele Hollywood-Typen, aber wenn wir so etwas wie einen Stadtplan der Stars hätten, dann hätte das Haus der Baileys darin auf jeden Fall seinen Platz gehabt. Das riesige, dreigeschossige, braun-gelbe, stuckgeschmückte Anwesen mit seinen weißen Querbalken und Applikationen thronte an der Ecke von Broadway und Pierce Street und erstreckte sich einen halben Straßenzug weit nach Süden und nach Osten.
Für mich sah es eher aus wie ein Museum als wie ein Wohnhaus, doch seine glanzvolle Vergangenheit reichte zurück bis in die Zeit der Prohibition, und es war das Beste, was man für fünfzehn Millionen Mäuse bekommen konnte: knapp dreitausend Quadratmeter in einer der besten Lagen der Stadt.
Ich begrüßte den ersten Beamten an der Tür, Pat Noonan, einen jungen Mann mit abstehenden roten Ohren, der sich mehr und mehr den Ruf erarbeitete, ein vorzüglicher Polizist zu sein. Samuels und Lemke kamen den Gartenweg entlang, und ich schickte sie zurück auf die Straße. Sie sollten die Nachbarschaft abgrasen.
»Einbruch?«, erkundigte ich mich bei Noonan.
»Nein, Ma’am. Wer immer das Haus betreten hat, er hatte den Code für die Alarmanlage und einen Schlüssel. Die fünf da drüben? Das ist das Personal. Sie wohnen im Haus und waren gestern Abend alle hier, haben aber nichts gesehen oder gehört.«
Ich murmelte: »Das macht mich jetzt fertig.« Dann stellte Noonan uns der Hauswirtschafterin vor, Iraida Hernandez.
Sie war eine drahtige Frau, makellos sauber gekleidet und Ende fünfzig. Ihre Augen waren vom vielen Weinen gerötet, und ihr Englisch war besser als meines. Ich nahm sie etwas beiseite, damit wir uns ungestört unterhalten konnten.
»Das war kein Selbstmord«, stellte Mrs. Hernandez trotzig fest. »Ich war Isas Kindermädchen. Und jetzt ziehe ich ihre Kinder groß. Ich kenne die ganze Familie schon seit der Empfängnis, und ich sage Ihnen, dass Isa und Ethan ein glückliches Paar waren.«
»Wo sind die Kinder jetzt?«
»Gott sei Dank haben sie bei den Großeltern übernachtet. Mir ist richtig schlecht. Was, wenn nicht ich ihre Eltern gefunden hätte, sondern sie? Oder wenn sie zu Hause gewesen wären … nein, nein, nein. Das ist ja nicht auszudenken.«
Ich fragte Mrs. Hernandez, wo sie die Nacht verbracht hatte. - »Im Bett. Ich habe mir Die lange Nacht der Schönheitsoperationen: Vorher - Nachher angeschaut.« - Was sie nach dem Öffnen der Schlafzimmertür gesehen hatte. - »Sie waren tot. Noch warm!« - Und ob sie jemanden kannte, der den Baileys möglicherweise etwas antun wollte. - »Eine Menge Leute waren neidisch auf sie, aber umbringen? Ich glaube, das muss eher ein schrecklicher Unfall gewesen sein.«
Mrs. Hernandez schaute mich an, als hoffte sie, dass ich diesen schrecklichen Traum verscheuchen konnte, aber ich beschäftigte mich in Gedanken bereits mit diesem seltsamen
Rätsel, fragte mich, ob ich da womöglich in einen dieser englischen Krimis geraten war, wo die Tätersuche im Wohnzimmer stattfindet.
Ich teilte Mrs. Hernandez mit, dass wir sie und die anderen Bediensteten mit auf die Wache nehmen mussten, um ihre Fingerabdrücke und ihre DNA zu sichern. Dann rief ich Jacobi an.
»Das war kein Einbruch«, sagte ich. »Egal, was in diesem Haus passiert ist, das Personal hat aller Wahrscheinlichkeit nach Bescheid gewusst. Alle fünf hatten überall ungehinderten Zugang, also …«
»… kann es gut sein, dass einer von ihnen der Täter ist, falls die Baileys ermordet worden sind.«
»Ganz genau. Du kannst ja Gedanken lesen.«
Ich sagte ihm, dass ich der Meinung war, er und Chi sollten die Befragungen durchführen, und er war damit einverstanden. Dann duckten Conklin und ich uns unter dem Absperrband hindurch und sprachen im Foyer einen neuen
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