Das 8. Gestaendnis
Idee«, keuchte ich: »Verdammt noch mal, Richie, wer ist eigentlich der Verrücktere von uns beiden, du oder ich?«
Seine Hände lagen auf meinem Rücken, und er drückte mich fest an sich.
Sanft befreite ich mich aus seiner Umarmung. Sein Gesicht war ganz zerknautscht von unseren Küssen, und er sah … verletzt aus.
»Es tut mir leid, Rich. Ich hätte …«
»Was hättest du?«
»Ich hätte besser aufpassen müssen, wo ich hintrete. Ist bei dir alles in Ordnung?«
»Oh, aber klar doch. Bloß noch mal so was, von dem ich so tun muss, als sei es nie passiert.«
Meine Lippen kribbelten immer noch, und ich schämte mich. Ich ertrug seine gekränkte Miene nicht mehr länger und wandte mich ab, stellte meinen zitternden Fuß fest auf das Trittbrett und hievte meinen dämlichen Arsch auf den Fahrersitz.
»Bis morgen«, sagte ich. »Okay?«
»Na klar. Ja, Lindsay, ja.«
Ich klappte die Tür zu, legte den Rückwärtsgang ein, und als ich losfuhr, gab Rich mir ein Zeichen, dass ich das Fenster aufmachen sollte. Das machte ich.
» Du . Du wolltest es doch wissen. Du bist die Verrücktere«, sagte er und legte beide Hände auf die Fensteröffnung. »Ganz unter uns: Du bist es.«
Ich beugte mich zum Fenster hinaus, legte den Arm um Richs Hals und zog ihn an mich, sodass unsere Wangen sich berührten. Sein Gesicht fühlte sich warm und feucht an, und als er die Hand in meinen Haaren vergrub, schmolz ich fast dahin. Ich sagte: »Rich, bitte verzeih mir.«
Dann machte ich mich von ihm los und versuchte ein Lächeln. Ich winkte ihm zu und fuhr in die leere Wohnung, die ich zusammen mit Joe bewohnte.
Am liebsten hätte ich geheult.
Es hatte sich nichts geändert. Immer noch waren da die gleichen Gründe, die gegen eine Beziehung zu Rich sprachen. Ich war immer noch zehn Jahre älter, wir waren immer noch Partner, und ich liebte immer noch Joe.
Also warum, so fragte ich mich, während ich Rich hinter mir ließ - mit Vollgas hinter mir ließ, um genau zu sein -, fühlt es sich so falsch an, das Richtige zu tun?
41
Yuki und Phil Hoffman saßen auf bequemen Polstersesseln in Richter Duffys Arbeitszimmer, die Gerichtsstenografin saß neben dem Schreibtisch des Richters hinter ihrer Maschine, und Yuki dachte: Und jetzt? Was zum Teufel ist denn jetzt schon wieder los?
Richter Duffy machte einen abgespannten Eindruck, als hätte er sein Markenzeichen, die gleichmütige Gelassenheit, irgendwo verlegt. Er tippte mit dem Finger auf eine Audiokassette, die neben ihm lag, und rief gereizt: »Corinne? Ist dieser Kassettenrekorder endlich so weit?«
Seine Sekretärin betrat das holzgetäfelte Büro und stellte den Rekorder vor dem Richter auf den Tisch. Dieser bedankte sich und steckte die Kassette in das Fach.
Dann sagte er zu Yuki und Hoffman: »Das ist ein Mitschnitt eines Telefonats, das von einem überwachten Münzfernsprecher im Frauengefängnis aus mit der Geschworenen Nummer zwei geführt wurde. Die Qualität ist zwar nicht besonders gut, aber man kann es verstehen.«
Yuki warf Hoffman einen Blick zu und erntete ein Achselzucken, als der Richter auf eine Taste drückte.
Eine junge Frau sagte: »Kannst du mich hören?« Eine zweite Frau, die durch ihren näselnden Singsang als Geschworene Nummer zwei, die pensionierte Postangestellte Carly Phelan, zu erkennen war, sagte: »Lallie, ich kann nicht lange sprechen. Ich bin eigentlich auf dem Klo.«
Der Richter drückte auf Stopp und sagte: »Lallie ist die Tochter der Geschworenen.«
Hoffman meinte: »Die Geschworene hat eine Tochter , die im Frauengefängnis einsitzt?«
»Sieht ganz danach aus«, erwiderte Duffy.
Dann ließ er das Band weiterlaufen. Zwischen den beiden Frauen entspann sich ein Gespräch über den Stand von Lallies Verfahren, darüber, wie ihre Mutter die Hotel-Unterbringung fand, und wie Lallies Sohn betreut wurde, jetzt, wo seine Mutter und seine Großmutter nicht zu Hause waren.
Duffy sagte: »Jetzt kommt’s. Hören Sie gut zu.«
Yuki musste sich anstrengen, um die Worte trotz des Leitungsrauschens zu verstehen.
»Ich habe deine Angeklagte heute Morgen unter der Dusche getroffen«, sagte Lallie. »Diese Stacey Glenn.«
»Mist«, sagte Hoffman.
Duffy spulte ein Stück zurück und ließ es noch einmal laufen. »Ich habe deine Angeklagte heute Morgen unter der Dusche getroffen. Diese Stacey Glenn. Sie hat mit der Aufseherin geredet. Sie hat gesagt, wenn sie diesen Mord tatsächlich begangen hätte , hätte sie doch niemals ein Stemmeisen
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