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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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sollte.“
    Nachdenklich griff sich der Verwalter an den Bart.
    Klammgluth sah seine langen, schmutzigen Fingernägel. Er blickte in die kleinen roten, von dunklen Ringen umgebenen Augen des Verwalters und ahnte, wie sich die Dinge innerhalb des Imperiums gerade entwickelten.
    Er würde seinen Plan tatsächlich ein wenig beschleunigen müssen, bevor das Imperium noch am Irrsinn seines Verwalters zugrunde ging.
    Schließlich nickte der Verwalter langsam.
    „Die Bitte sei dir gewährt.“
    Dies war der Moment, in dem die Schaumdeuter sichtlich misstrauisch wurden. Ihnen war vor einigen Momenten für ihre außerordentlichen Verdienste, ihre unbestreitbaren Vorzüge und ihre Vertrauenswürdigkeit die Offizierswürde innerhalb einer geheimen Organisation versprochen worden. So weit, so gut. Doch nur wenige Atemzüge später wurde die gleiche Würde dem Ahnherrn aller liederlichen Halunken angeboten, der den Rest seines Lebens in Vorrngarth hatte zubringen sollen, oder besser es eigentlich schon in Vorrngarth zugebracht hatte. Sie selbst waren freilich kaum weniger halunkisch, aber das wusste der Verwalter, der noch immer glaubte, dass sie vom Ende der Glimmsteingewölbe stammten, schließlich nicht. Sie blickten einander verwundert an, und in ihren Augen war deutlich zu erkennen, dass sie ihre Rolle in den Reihen der Begnadeten Bewahrer nun gerne noch einmal überdacht oder zumindest zuvor ein paar Einzelheiten darüber in Erfahrung gebracht hätten.
    Doch dafür war es zu spät. Der Verwalter erhob sich umständlich, schaute von Silberkies zu den Schaumdeutern und breitete schließlich feierlich die Arme aus.
    „Wohlan, von nun an seid ihr alle Offiziere der Begnadeten Bewahrer! Benehmt euch entsprechend. Zeigt Würde und teilt eure Geheimnisse mit niemandem.“ Damit wandte er sich den Gardisten zu. „Gebt ihnen Uniformen und führt sie hinab in die geheimen Quartiere.“
    Gemeinsam mit den Felswehrgardisten verließen die vier frisch gemeißelten Bewahrer die provisorische Höhle ihres Herrschers, um ihren Dienst anzutreten.
    „Ich danke Euch, ehrwürdiger Verwalter“, sagte Klammgluth leise.
    „Gute Dienste werden gut belohnt, Klammgluth. Steh treu zu mir und sei meines Wohlwollens versichert“, entgegnete der Verwalter erhobenen Bartes.
    Klammgluth, der noch immer im Staub lag, atmete innerlich auf. Schließlich hatte er seinem verwirrten Herrn noch einen Fehlschlag zu gestehen.
    „Herr, wahrhaftig, ich stehe zu Euch wie eine ewige Säule, treu und unzerstörbar, doch ich werde Eures Wohlwollens bedürfen. Denn, Herr, ich habe versagt.“
    Nervös spielte der Verwalter mit seinen Händen. Ein unruhiges Zucken hatte sein rechtes Augenlid erfasst. Hektisch strich er sich die Haare hinter das Ohr. In seiner Stimme schwang ein furchterregender unterschwelliger Zorn mit, als er Klammgluth anzischte: „Willst du damit sagen, der Höchste der Hohen ist euch entkommen?“
    „In der Tat, das ist er, Herr“, erwiderte Klammgluth unterwürfig.
    Die Bewegungen des Verwalters wurden immer fahriger. Seine Hände umklammerten seine Handgelenke so fest, dass sich die krummen, verwachsenen Nägel in seine Haut bohrten und Blut hervorquoll. „Aber es war mein Wille, dass… dass… Ich habe dir befohlen…“
    „Ich weiß, Herr! Und ich betrachte es als meine dringlichste Aufgabe, Eurem Befehl nachzukommen und jenen, der einst die Stimme der Götter war, in die Hohe Höhle zu schicken.“
    „Tust du das?“ Die Augen des Verwalters verengten sich misstrauisch.
    „Mit aller Macht, Herr, will ich danach streben“, erwiderte Klammgluth.
    „Wahrhaftig?“ Der Unterton in der Stimme des Verwalters hatte etwas Gefährliches.
    „Gewiss. Nichts wünsche ich mir mehr. Doch wisset, ehrwürdiger Verwalter, der Ihr den Göttern näher seid als den Zwergen und weiser seid als die Weisheit selbst, womöglich vermöchte ich diese schwierige Aufgabe besser zu meistern, wenn Ihr mir noch ein wenig mehr zur Seite stündet.“
    Der Verwalter stutzte verwundert.
    „Ich habe dir mein Siegel gegeben“, sagte er. „Das Volk steht dir zur Seite, gibt dir, was immer du verlangst.“
    „Oh, glaubt mir Herr, das Volk steht mir tatsächlich treu zur Seite“, entgegnete Klammgluth beschwichtigend. „Aber es gibt Kräfte, die mächtiger sind als die Eurer Untertanen. Kräfte, die sich einzig mit Hilfe der Götter und der größten erdenklichen Geheimnisse bezwingen lassen.“
    „Welche Mächte sollen das sein?“, fragte der Verwalter

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