Das abartige Artefakt
Ehernen Imperiums bestand nur noch aus abgestandenem, vorgekostetem Bier. Aber Sicherheit war für einen Herrscher das Wichtigste. Seine eigene Sicherheit und die des Imperiums. Und er würde alles tun, um sie zu gewährleisten. Gegenwärtig versuchte er beispielsweise, seinen Durst zu ignorieren. Aber er hatte sich auch noch andere Gedanken gemacht. Über Spitzhacken zum Beispiel. Viel zu gefährlich. Ein potenzielles Mordinstrument. Er hatte beschlossen, sie verbieten zu lassen, und sogar schon seine Schaumdeuter gebeten, die Meinung der Götter über diese Angelegenheit zu erfragen. Nur wenige Schläge zuvor hatte er in der angrenzenden Orakelhöhle das Bier auf den Boden donnern hören und wusste, dass die Deuter jetzt mit ihren Stäben im Schaum herumstocherten, um den Willen der Götter in Erfahrung zu bringen.
Der Verwalter zweifelte nicht daran, dass die Götter ihm recht geben würden. Schließlich war er ihr Gesandter im Fels. Seit der Allerüberhöchste die Zwergenheit verraten hatte, war er, der Herr aller Zwerge, der Einzige, der noch im Bündnis mit den Göttern stand. Ihr Wille war der seine, womit seiner auch der ihre war, wodurch, wenn er es sich recht überlegte, die ganze Orakelgeschichte eigentlich überflüssig wurde…
Er kam jedoch nicht dazu, weiter darüber nachzudenken.
Denn in diesem Augenblick erschienen die mit goldenen Talismanen schwer behängten Schaumdeuter im Eingang des Raumes und schritten durch die Reihen der dösenden Gardisten erhobenen Hauptes auf ihn zu.
Versonnen strichen sie sich dabei über ihre wallenden Bärte, in denen goldene und silberne Perlen schimmerten. Es waren mächtige, Ehrfurcht gebietende Bärte, dachte der Verwalter, während er sie betrachtete. Mächtig genug, dass sich ein Reisehammer oder ein Dolch darin verstecken ließe. Er selbst und das Imperium schwebten in ständiger Gefahr.
Misstrauisch verengten sich seine rot geränderten Augen, als der Erste der Schaumdeuter vortrat und zu sprechen begann: „Herr aller Zwerge, ehrwürdiger Verwalter von allem, was ist, war und sein wird, wir…“
„Nimm die Hand aus dem Bart, wenn du mit mir sprichst!“, zischte der Verwalter mit drohend erhobenem Zeigefinger.
Sofort ließ der Schaumdeuter die Hand sinken und verbarg sie stattdessen hinter seinem Rücken. Um keinen unnötigen Unmut zu erregen, taten die beiden anderen Schaumdeuter es ihm nach.
„Tut sie irgendwohin, wo ich sie sehen kann!“, sagte der Verwalter ungehalten.
Sofort nahmen die Priester beide Hände nach vorne und drehten langsam die Handflächen nach oben.
Damit war der Verwalter zufrieden.
„Gut. Jetzt sprecht. Was haben die Götter mir zu sagen?“, knurrte er.
„Nun, Herr, die Götter meinen…“ Der Schaumdeuter sah zu seinen beiden Kollegen hinüber, die ihm aufmunternd zunickten. „Sie meinen – und es tut ihnen auch ein wenig leid, dass sie das tun – aber sie meinen, dass das Verbot von Spitzhacken nicht angebracht ist.“
Der Verwalter stemmte sich hoch, stützte die geballten Fäuste auf dem Tisch ab und durchbohrte den Priester förmlich mit seinem Blick.
„Gegenwärtig“, stammelte der Priester. „Also, gegenwärtig erscheint ihnen das so.“
Er lächelte unsicher und starrte den Großen Verwalter an. Seine Mundwinkel zitterten leicht. Der Verwalter verengte misstrauisch die Augen, worauf der Schaumdeuter offenbar das Gefühl hatte, fortfahren zu müssen, um seinen Bart zu retten.
„Die… die Götter sind allerdings zuversichtlich, dass ein Verbot von Spitzhacken spätestens in einigen Schichten das Beste ist, was dem Ehernen Volk passieren kann.“
Der Verwalter ließ sich wieder zurück in seinen Stuhl fallen. „So, so. Sind sie das. Die Götter scheinen heute ein wenig unentschieden, wenn mich nicht alles täuscht…“
Nun drängelte sich einer der anderen beiden Schaumdeuter nach vorn.
„Der Schaum war heute sehr dünn, Herr. Das liegt an der Witterung. Es ist besonders feucht, da zerfließen die Worte der Götter leicht…“
Der Verwalter beugte sich ein wenig vor.
„Sie zerfließen…?“
„Ja, sie sind ein wenig undeutlich, wodurch die Deutung…“
„Willst du etwa sagen, dass die Götter nuscheln?“, fragte der Verwalter drohend.
Nun trat der letzte aus der Dreierriege der Priester vor den Herrn aller Zwerge.
„Oh nein, Herr, niemals! Die Götter sprechen klar und deutlich. Es liegt an uns. Einzig an uns.“
„Ihr habt also Probleme, den Willen der Götter deutlich zu
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