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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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entziffern?“, fragte der Verwalter.
    „Äh, nein, nein, das nicht. Es war nur gerade eben so, weil, weil…“
    „Haltet den Mund!“, fauchte der Verwalter.
    Der erste Schaumdeuter wollte noch etwas sagen, doch der Verwalter brachte ihn zum Schweigen.
    „Ihr alle!“, schrie er, wodurch einige dösende Gardisten aus dem Schlaf hochschreckten und sich verwirrt in der Höhle umschauten.
    Die Schaumdeuter schwiegen betreten. Doch dabei war ihnen anzusehen, dass es in ihren Köpfen arbeitete. Sie mussten sich unentbehrlich machen, einen Grund finden, den Unmut des Verwalters von sich abzulenken.
    Bevor sie ihn jedoch fanden, fuhr der Herr aller Zwerge schon mit Bestimmtheit fort.
    „Schaumdeuter der Glimmsteingewölbe! Ihr seid die Besten eures Faches, woran kein Zweifel besteht. Und ihr wisst um Geheimnisse, die einzig die Götter und ich miteinander teilen.“
    Die Schaumdeuter wirkten schon etwas erleichterter. Wertschätzung und Einmaligkeit. Das war immerhin eine Basis.
    Der Verwalter aber war noch nicht fertig: „Es ist wichtig, dass diese Geheimnisse nicht nach außen dringen. Und darum habe ich mich entschlossen, euch neben euren Posten als Orakeldeuter zu Offizieren der Begnadeten Bewahrer zu machen, jener Geheimorganisation, die ich begründet habe, damit sie die Geheimnisse des Ehernen Volkes in ihren Reihen hält.“
    Die Schaumdeuter schauten einander an. Sie hatten bereits von den Begnadeten Bewahrern gehört, allerdings noch nie einen von ihnen zu Gesicht bekommen. Doch den Posten eines Offiziers in einer derartigen Organisation zu bekleiden war gewiss eine hohe Ehre. Zumal es Einfluss bedeutete. Noch mehr Einfluss, als sie ohnehin schon hatten.
    Sie wollten sich gerade zu Boden werfen und ihre Bärte dankbar in den Staub drücken, als in Begleitung zweier Gardisten und eines Gefangenen vier weitere Zwerge den geheimen Unterschlupf des Großen Verwalters betraten.
    Klammgluth, Trümmerboldt, Kiesgrimm und Eisengilb. Die Menhire und der Auftragsmörder. Sie waren völlig außer Atem, verschwitzt, voller Schieferspringerhaare und hatten offenbar einen wilden Ritt hinter sich.
    Klammgluth, der über das Wesen des Verwalters Bescheid wusste, warf sich zunächst einmal auf den Boden, um ihn gewogen zu stimmen.
    „Herr, ich bitte um Erlaubnis, sprechen zu dürfen.“
    Trümmerboldt, Kiesgrimm und der Auftragsmörder wechselten einen Blick und folgten dann Klammgluths Beispiel.
    Der Verwalter hob eine Braue, sodass sein schwarzer Helm sich ein wenig nach oben verschob. Er schätzte es sehr, wenn man ihn um Erlaubnis bat. Egal, worum es ging.
    „Treuer Menhir!“, sagte er. „Wohlan, du darfst sprechen. Gedulde dich nur noch ein wenig, bis meine Männer die ehrwürdigen Schaumdeuter in die geheime Unterkunft der Begnadeten Bewahrer verbracht haben.“
    Der Verwalter nickte versonnen, während Klammgluth ein wenig bestürzt wirkte.
    „Ja“, sagte der Verwalter. „Das haben sie sich verdient. Sie sind wahre Meister ihrer Kunst, das Bindeglied zwischen mir und den Göttern, und sie wissen um große zwergische Geheimnisse, die es wert sind, bewahrt zu werden.“
     
     
    Klammgluth biss sich auf den Bart. Er grübelte angestrengt nach. Wenn das Zwielicht keinen Einfluss mehr auf das Orakel hatte, würde er seinen Plan möglicherweise ändern müssen. Womöglich würden sie die Ära des Verwalters früher beenden müssen als geplant. Es fiel ihm schwer, sich seine Gedanken nicht anmerken zu lassen.
    „Hoher Verwalter, Statthalter der Götter, Vertrauter der Altvorderen und Herrscher über alles, was ist, war und sein wird“, sagte er betont ehrerbietig. „Wenn Ihr sie für diese hohe Aufgabe bestimmt habt, dann werden sie es wert sein.“ Er wies auf den gefesselten Silberkies, der vor ihm am Boden kniete. „Ich möchte Euch außerdem bitten, diesem Zwerg, dem ehrenwerten Schnappsagk Silberkies, meinem verehrten Oheim, eine Amnestie zu gewähren und ihn ebenfalls zu einem Bewahrer zu machen.“
    Der Verwalter beugte sich verwundert vor.
    „Silberkies?“, fragte er. „Der Vater des Zwergischen Zwielichts? Ist der nicht in Vorrngarth verstorben? Der Kommandant, Kholk Stheinar, hat mir damals doch eigens einen Boten geschickt, um mich über sein Ableben in Kenntnis zu setzen.“
    „Die Götter haben ihn, den ich verehre, wie kaum einen zweiten Zwerg, mitsamt seinem Wissen verschont“, erwiderte Klammgluth. „Und dieses Wissen ist voll von Geheimnissen, die zu bewahren seine oberste Aufgabe sein

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