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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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argwöhnisch.
    „Herr, der einstmals Höchste der Hohen befindet sich in Begleitung jener, die der Schicksalszwerg genannt werden, und des gefährlichsten Diebes unseres Zeitalters. Sie sind auf dem Weg zum Undenkbaren.“
    „Bei den Göttern…“ Blankes Entsetzen stand dem Verwalter ins Gesicht geschrieben.
    „Herr, ich weiß, dass ich versagt habe“, sagte Klammgluth. „Nehmt meinen Bart, verbannt mich hinter den Abgrund des Vergessens oder lasst mich in die Hohe Höhle einziehen, ich kann und will mit dieser Schmach nicht leben.“
    Aus seiner gebeugten Haltung heraus schaute Klammgluth unauffällig zu dem Verwalter hoch. Der kaute einige Zeit nachdenklich auf seinem Bart herum. Dann trat er auf den Knienden zu, ergriff ihn bei den Schultern und zog ihn zu sich empor.
    „Menhir“, sagte er. „Du bist womöglich der einzige Zwerg, dem ich noch trauen kann. Ich spüre deine Verzweiflung und will dir helfen, so gut ich kann, damit du die Aufgabe bewältigen kannst. Was brauchst du?“
    Klammgluth lächelte kaum merklich. Er hatte ihn so weit. Der Herr aller Zwerge würde ihm einen letzten Dienst erweisen.
    „Damit wir in das Undenkbare vordringen, den Schicksalszwerg aufhalten und den Allerhöchsten töten können, müsst Ihr uns verraten, wo sich der Bierschacht des Schraubers befindet, der die Fallen im gemeinen Gang wartet.“
    „Aber Menhir!“, erwiderte der Verwalter bestürzt. „Das ist ein imperiales Geheimnis. Seit Urzeiten hat niemand mehr…“
    „Herr, es ist der einzige Weg.“
    Die Augen des Verwalters flackerten wirr. Er schien im Widerstreit mit sich selbst. Doch er fing sich sogleich wieder.
    „Nun denn, wenn es sein muss“, sagte er. „Dann muss es eben sein. Kein Stein ist ewig. Die Götter sind die Einzigen, denen ich noch trauen kann. Ihr Wohlwollen ist das Wichtigste. Ihr Wille muss erfüllt werden. Der Hohepriester muss sterben. Und es würde den Göttern wahrscheinlich auch nicht gefallen, wenn der Schicksalszwerg das Undenkbare vollbringt. Also tu, was immer vonnöten ist. Ich werde dir alles geben, was du dafür brauchst. Ich werde dir den Standort des Bierschachts verraten und noch mehr. Denn ich bin der Vertraute der Götter. Und ich weiß um Dinge, die dem Volk verborgen sind. Es gibt womöglich etwas, das euch den Weg ebnen und euch im Kampf gegen den Schicksalszwerg unbezwingbar machen kann.“
    Klammgluth stutzte. Er blickte zu Kiesgrimm und Trümmerboldt hinüber, die immer noch reglos am Boden verharrten. Sie schüttelten kaum merklich die Köpfe. Keiner von ihnen wusste, wovon der Verwalter sprach.
    „Herr, was für ein Geheimnis soll das sein?“, fragte Klammgluth den Verwalter. „Verratet es mir, auf dass ich Euch Ehre machen kann!“
    „Schweig, Menhir“, erwiderte der Verwalter. „Schweig und folge mir mitsamt den anderen. An einen Ort, den noch kein gewöhnlicher Zwerg vor dir gesehen hat…“
     

KAPITEL 10
     
     
     
    IN DEM MAN AUFGIBT,
    VERBORGENE KAMMERN ÖFFNET UND DAS ZEITALTER DER KUPFERKÖNIGE BEGINNT
     
    Fassungslos starrte Bragk Nattergriff dem Schrauber ins bärtige Gesicht. Dann wandte er sich Blechboldt zu.
    „Du, du hast… ihn auf den Kopf geschlagen!“
    Der Meisterdieb war überzeugt davon, dass der Fallenmacher ihnen nichts vorspielte. Denn die Augen, in die er gerade geblickt hatte, waren die eines Schlüpflings gewesen. Leere Augen, die noch nichts gesehen, nichts erkannt hatten und hinter denen ein leerer Stollen lag, in dem nichts Wertvolles zu finden war.
    „Du hast gesagt, wir sollen ihn aufhalten. Und genau das habe ich getan“, entgegnete der Ferkelbändiger trotzig.
    „Oh ja, das hast du. Das hast du wirklich, du verdammter Schweinehirte! Weißt du überhaupt, was das bedeutet?“, schrie Nattergriff sein Gegenüber an.
    In diesem Moment drängte sich Flammrank zwischen die beiden.
    „Was ist jetzt?“, fragte er ungeduldig. „Wird er reden? Oder müssen wir ihm den Bart anzünden?“
    Der Meisterdieb drehte sich zu dem blinden General um. Seine Stimme klang dumpf, als er leise flüsterte: „Es wird nichts nützen. Weder ihm den Bart anzuzünden noch irgendetwas anderes. Selbst wenn wir ihm sämtliche Fingernägel ziehen und falsch herum wieder reinrammen. Wir könnten seine Ahnen beleidigen oder seinen Helm verbeulen. Was immer wir tun, er wird nicht reden.“
    Der General sah ihn ungläubig an.
    „Aber warum? Ich kenne kaum einen Zwerg, der tatenlos zusehen würde, wenn man ihm den Bart abfackelt. Lass es mich

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