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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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gefunden. Doch sie würden ihn wohl gewaltsam in seinem Schloss drehen müssen. Freiwillig würde er ihnen kaum etwas erzählen…
    „Nehmt ihm die Werkzeuge ab und fesselt ihn“, sagte Nattergriff an Fazzgadt und Blechboldt gewandt. Diese taten, wie ihnen geheißen, und begannen, die Gerätschaften des Fallenwarts aus den Lederschlaufen zu zerren und von seiner Rüstung loszubinden.
    Nachdenklich betrachtete der Höchste der Hohen den Bewusstlosen. „Denkst du, er wird uns den Weg verraten?“, fragte er Nattergriff.
    Der Meisterdieb schüttelte den Kopf.
    „Jedenfalls nicht aus freien Stücken…“
    „Gut. Dann tu, was nötig ist.“
    Nattergriff betrachtete die wachsende Ansammlung von Werkzeugen zu seinen Füßen. Es waren vielseitig verwendbare Gerätschaften, die auch zum Abbau von Edelmetallen geeignet waren. Und wenn man mit irgendetwas Gold aus Felswänden holen konnte, dann konnte man damit in der Regel auch Informationen aus Zwergen holen. Und genau das würde er tun. Brennen, schneiden und brechen. Respekt hin oder her. Sie waren hier, um das Undenkbare denkbar zu machen. Und nicht, um angeregte Gespräche zu führen.
    Der Meisterdieb hatte sich noch nicht entschieden, womit genau er beginnen wollte, als der Fallensteller wieder zu sich kam. Benommen schüttelte er sich, bemerkte, dass er gefesselt war, und hob verwundert den Kopf. Mit großen Augen schaute er zu den Zwergen hoch, die ihn drohend umstanden. Sein Blick glitt langsam über ihre bärtigen Gesichter.
    Und Nattergriff, der ihm schon zuvor in die Augen geschaut hatte, hatte das seltsame Gefühl, dass sein Blick sich auf irgendeine seltsame Art verändert hatte.
    Einen Moment später, als der Fallenmacher den Mund auftat und zu sprechen begann, wurde dieses Gefühl Gewissheit. „Wer… wer seid ihr?“, fragte er. „Und vor allem, wer bin ich?“
     

INTERMEZZO
     
     
     
    Umgeben von einem Dutzend schwer bewaffneter Felswehrgardisten saß der Große Verwalter an seinem steinernen Tisch im obersten Stockwerk der neuen Orakelhöhle. Mit seinen kleinen, blutunterlaufenen Augen blickte der Herr aller Zwerge in die waffenstarrende Runde.
    Diese Zwerge waren die Besten ihres Faches. Sie trugen Stahlschleudern und Kampfhämmer und waren bereit, ihren Herrn bis zum letzten Barthaar zu verteidigen. In ihrer Mitte fühlte er sich sicher.
    Und das war wichtig. Vor allem im Augenblick. In den Gängen des Imperiums brodelte es. Man hatte ihm von dem Aufruhr berichtet. Vom Zorn der Zwerge. Vom Unmut des Volkes, das er im Namen der Götter verwaltete. Und er verstand ihn nicht. Er hatte alles nur Erdenkliche getan, um die Sicherheit und das Wohlergehen der Zwerge zu sichern. Und sie dankten es ihm mit einer Revolte? Wahrhaft, nicht einmal seinem Volk konnte er noch trauen. Es war einfach eine Schande. Wahrscheinlich waren Trolle noch die treueren Untertanen. Er würde, und so viel schien sicher, auf längere Sicht hart durchgreifen müssen.
    In diesem Moment betrat ein Gardist mit einem vollen Humpen die schummrige Höhle und näherte sich dem Verwalter.
    Der Herrscher der Zwerge beobachtete jede seiner Bewegungen. Bewegungen waren die Wurzel allen Übels. Bewegung bedeutete immer eine potenzielle Gefahr. Inzwischen vertraute er eigentlich nur noch Zwergen, die sich gar nicht bewegten. Schlafenden Zwergen und toten Zwergen. Seine Leibwächter wussten freilich von dieser neuen Erkenntnis ihres Herrn und waren deshalb bestrebt, sein Vertrauen dadurch zu gewinnen, dass sie auf ihre Hämmer gestützt und an die Wand gelehnt reglos vor sich hindösten.
    Schlafende, schwer bewaffnete Gardisten. Der Gipfel der Sicherheit.
    Der Zwerg stellte den Humpen langsam vor seinem Herrn ab. Dieser bedeutete ihm, einen Schluck von dem Bier zu nehmen. Aus Sicherheitsgründen ließ der Verwalter inzwischen jeden seiner Humpen vorkosten. Denn selbst wenn alle Zwerge schliefen, konnte er am Ende aller Gänge doch nur sich selbst und den Göttern vertrauen.
    Mit gemessenen Bewegungen – er wusste, dass der Verwalter etwas gegen schnelle Bewegungen hatte – hob der Zwerg den Humpen an den Bart, leerte ihn zu einem guten Drittel und stellte ihn dann wieder auf den Tisch. Der Verwalter nickte zufrieden. Der Vorkoster sah gesund aus. Allerdings gab es auch langsam wirkende Gifte. Der Große Verwalter würde also eine halbe Schicht warten und erst dann, wenn sein Vorkoster noch immer am Leben und wohlauf war, den Rest des Bieres trinken.
    Seine Zukunft und die des gesamten

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