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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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nur gefälscht, sondern darüber hinaus diese – wie er im Nachhinein zugeben musste – eher mittelmäßige Fälschung auch einem der persönlichen Diener des Großen Verwalters als Einzelstück aus dem Erbe Unbart von Moosgrolls verkauft.
    Aus diesem Grund fiel es ihm nicht weiter schwer, ihre Schwachstellen zu entdecken und den Verwalter derart nachhaltig zu beeindrucken, dass dieser ihn für ein verdammt gewieftes Höhlenwiesel halten musste.
    Die Zwerge der östlichen Höhlen hatten ein besonderes Talent: Sie vermochten innerhalb kürzester Zeit alles zu kopieren, was ihnen unter die Finger kam. Was immer es auch sein mochte – Mechanik, Kunst, Waffen oder Bier. Kiesgrimm hatte dieses Talent zur Perfektion gebracht, und seine Tätigkeit als Antiquitätenhändler umfasste nicht nur den Verkauf, sondern vor allem auch die Herstellung von Antiquitäten jedweder Art. Kiesgrimm war ein begnadeter Fälscher. In diesem speziellen Fall war er allerdings froh, sich nicht allzu viel Mühe gegeben zu haben.
    Denn auf diese Weise vermochte er den Herrscher der Zwerge so außerordentlich zu beeindrucken, wie es ihm mit einer guten Fälschung nie gelungen wäre. Seine guten Fälschungen waren mitunter besser als die Originale. Und da er selbst als einer der wenigen Fachleute im zwergischen Antiquitätengewerbe galt, hatte er im Lauf der vergangenen Jahrzehnte manches Original als Fälschung entlarvt und ins gierige Feuer der Heizöfen des Inneren Distrikts verbannt.
    Davon aber wusste der Verwalter nichts, als er sich kurz darauf erhob, seinen falschen Hammer verächtlich hinter sich warf und Harrm Kiesgrimm feierlich eine Hand auf die Schulter legte.
    „Wahrhaftig, du wirst der schwärzere Menhir sein und wirst tun, was niemand wissen wird!“
    Auch von dieser Menhir-Sache hatte Klammgluth Kiesgrimm erzählt, sodass er sich nicht weiter wunderte, während der Große Verwalter fortfuhr.
    „Wisse, schon vor dir habe ich einen Zwerg damit betraut, der Anführer eines Geheimdienstes zu sein. Doch ich traue ihm nicht. Du sollst mit den Männern, die du erwählst und unter dein Kommando stellst, ihn und seine Untergebenen überwachen. Und du wirst mein Siegel tragen. Was immer du brauchst, wirst du bekommen. Was immer du willst, wird dir gewährt. Du bist das geheime Werkzeug meines Willens. Und niemand darf davon erfahren. Sag, bist du bereit, Zwerg?“
    Und Harrm Kiesgrimm, der König der Fälscher, war bereit. Allein die Vorstellung, das Siegel des Großen Verwalters zu besitzen, erfüllte ihn mit einem ungeahnten Entzücken. Das Siegel des Großen Verwalters. Das höchste Zeichen des Ehernen Imperiums, für dessen Besitzer sich überall Tür und Tor öffneten. Mit seiner Hilfe würde er sich Zutritt zu den Verliesen von Vorrngarth verschaffen. Obwohl er ein Mitglied des Zwielichts und damit Klammgluth unterstellt war, hatte er zugleich auch persönliche Interessen. Klammgluth wollte Bragk Nattergriff finden, um mit ihm das Undenkbare zu wagen. Kiesgrimm jedoch hatte zuvor noch ein Steinchen mit ihm zu klopfen. Denn Nattergriff hatte ihm vor einiger Zeit etwas gestohlen. Einen Stein. Einen besonderen Stein. Das Prunkstück seiner Sammlung. Und mit dem Siegel des Verwalters in der Hand würde er in die Zelle des vermaledeiten Diebes spazieren und aus ihm herausprügeln, wo er ihn verborgen hatte. Und während Nattergriff seine Zähne zusammensammelte, würde er es sich zurückholen. Danach konnte Klammgluth ihn gerne haben. Und Kiesgrimm würde sich mit dem hochherrschaftlichen Siegel des Verwalters in der Tasche wieder seinen Geschäften zuwenden. Welch eine Wonne, dieses Siegel zu besitzen, und um wie vieles mehr noch, wenn man ein begnadeter Fälscher war. Oh ja, Kiesgrimm war bereit. Genau genommen war er nie bereiter gewesen.
     

KAPITEL 4
     
     
     
    IN DEM DIE UNMÖGLICHKEIT EINES
    PLANES ERKANNT UND SICH ALSGLEICH AN
    SEINE UMSETZUNG GEMACHT WIRD
     
    Eine gute Schicht, nachdem der Große Verwalter den schwärzeren Menhir begründet hatte, trafen sich Fazzgadt, Glimmboldt, der Hohepriester und sein zweibeiniges Gedächtnis auf einem schmalen Felslauf im Schatten der höher gelegenen Latrinen, um auf den blinden General und den Ferkelbändiger zu warten.
    Tief unter ihnen wand sich ein Fluss aus flüssigem Feuer dahin, der immer wieder von dem von oben herabfallenden Zwergenunrat genährt wurde. Es stank erbärmlich an diesem Ort, an dem sich die Verschwörer vor dem Rest ihres Volkes verbargen. Dort hockten sie und

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