Das abartige Artefakt
berührte.
„Euer Wille ist mir Befehl, Herr aller Zwerge.“
Dann drehte er sich um und verließ eiligen Schritts die Höhle.
Der Große Verwalter blickte ihm nach. Und während er das tat, kamen ihm Zweifel. Denn auch wenn Klammgluth ihm ein treuer Diener war, ruhte der Keim des Verrats doch tief im Herzstein eines jeden Zwergs. Hatten die Götter ihn nicht gewarnt? Hatte der Schaum ihm nicht zugeraunt, allem und jedem zu misstrauen? Selbst jenen, denen er eigentlich vertraute? Nachdenklich strich der Verwalter über seinen Bart. War nicht womöglich auch im Falle des schwarzen Menhirs ein wenig Argwohn angebracht? Er war überall, der zwergische Geheimdienst wuchs, und Klammgluth scharte immer mehr Mitarbeiter um sich. Allem Anschein nach leistete er hervorragende Arbeit. Aber konnte der Verwalter ihm wirklich trauen? War nicht ein Zwerg, der im Verborgenen agierte, immer eine Gefahr? Und was, wenn der Allerhöchste ihn mit seinen unheiligen Umsturzplänen ansteckte? Die Zeit war reif für einen noch geheimeren Geheimdienst, einen, der den schwarzen Menhir überwachte. Die Zeit war reif für den schwärzeren Menhir!
Und so erhob sich der Verwalter und gab seinen Schaumdeutern den Auftrag, in den Windungen und Blasen des Schaumes nach einem Zwerg zu suchen, der würdig war, an der Spitze der Organisation zu stehen, die in seinem Namen jene Organisation überwachen würde, die in seinem Namen das Eherne Volk überwachte.
Die Schaumdeuter gaben allerdings zu bedenken, dass sie dafür etwas Zeit brauchen würden, was, ihren Worten zufolge, vor allem daran lag, dass sie für ein optimales und zügiges Deutungsergebnis dringend eine mehrstöckige und mit Gold ausgekleidete Orakelhöhle brauchten.
Deshalb befahl der Verwalter unverzüglich, eine solche Höhle auf seiner Ebene einzurichten, damit die Stimme der Götter noch klarer erklingen konnte. Dies sollten innerhalb kürzester Zeit zweihundert Zwerge bewerkstelligen, die weder schlafen noch trinken durften, bis das Werk vollbracht war.
Die ehrwürdigen Schaumdeuter aus den Glimmsteingewölben gingen derweil weiter ihrer Arbeit nach. Doch obwohl sie taten, was sie konnten, ließ sich der Schaum nicht zweifelsfrei deuten. Und die Schaumdeuter (die in Wirklichkeit ausnahmslos alternde arthritische Taschendiebe waren und überaus dankbar, dass Felsigk Klammgluth ihnen diese Orakeltätigkeit verschafft hatte) brauchten lange für die Deutung.
Genau so lange, wie es dauerte, bis einer von ihnen Felsigk Klammgluth von den Plänen des Verwalters berichtet und dieser wiederum jemanden benannt hatte, den er für den richtigen Zwerg hielt, um sich von ihm überwachen zu lassen.
Als der Schaumdeuter zu den anderen zurückgekehrt war, schwangen sie gemeinsam ihre Knochen, zogen sie durch den Schaum und verkündeten schließlich das überaus eindeutige Ergebnis, zu dem sie durch die Deutung des Schaumes annähernd zweifelsfrei gelangt waren.
Der Anführer des neuen Geheimdienstes sollte Harrm Kiesgrimm sein, ein engäugiger Händler aus dem Osten, der im Inneren Distrikt eine kleine Ladenhöhle für zwergische Antiquitäten betrieb und der nicht ganz zufälligerweise neben Felsigk Klammgluth eines der mächtigsten Mitglieder des Zwergischen Zwielichts war.
Ohne Umschweife ließ der Große Verwalter Kiesgrimm zu sich befehlen. Wobei „ohne Umschweife“ wiederum genau der Zeit entsprach, die Felsigk Klammgluth brauchte, um Kiesgrimm von seiner zukünftigen Aufgabe und den daraus erwachsenden Möglichkeiten für ihn selbst und das Zwergische Zwielicht zu unterrichten.
Kurz darauf kniete Harrm Kiesgrimm vor dem Großen Verwalter an seiner steinernen, bierschaumbedeckten Tafel, während um sie herum zweihundert Zwerge damit begannen, weder zu schlafen noch zu trinken, sondern die Orakelhöhle für die Schaumdeuter aus dem Fels zu hauen.
Der Verwalter musterte Kiesgrimm mit kritischem Blick. Dieser Zwerg besaß alle Merkmale der Zwergeaus den östlichen Höhlen. Hohe Wangenknochen, schmale Augen und schwarzes Haar. Die Engäugigen hatten aufgrund der Nähe zu den Schwefelhöhlen im Allgemeinen einen etwas gelblichen Teint. So auch Harrm Kiesgrimm. Für die meisten Angehörigen des Ehernen Volkes sahen die Zwerge aus dem Osten alle vollkommen gleich aus. Und der Große Verwalter bildete da keine Ausnahme. Doch in diesem Umstand glaubte er einen Vorteil für Kiesgrimms zukünftige Rolle im Ehernen Imperium zu sehen. Ein Zwerg, der für die meisten Zwerge aussah wie
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