Das abartige Artefakt

hertrottete.
    Fazzgadt wirkte nicht überzeugt.
    „Würde, pah! Dieser Unkengleim { * } stinkt fürchterlich.“
    Der Höchste drehte sich um und fuhr den zeternden Zwerg an: „Hör zu, Fazzgadt, ich hab mir das nicht ausgesucht!“
    „Wenn du deinen Bart mit etwas anderem gefärbt hättest, hätten wir das Problem nicht!“, erwiderte Fazzgadt trotzig.
    Jetzt blieb der Allerhöchste stehen und packte Fazzgadts tief rot gefärbten Bart.
    „Den Rotruß, mein lieber Fazzgadt, hattest du ja schon genommen, und zwei Rotbärte wären wohl doch ein wenig aufgefallen, oder?“
    „Du hättest Gurtschmiere nehmen können“, entgegnete Fazzgadt.
    „Die ich nie wieder rausgekämmt bekommen hätte.“
    „Pah! Frag deinen Stein mal, was er zum Thema Eitelkeit sagt…“
    „Oh, ich werde ihn lieber gleich fragen, ob wir dich überhaupt noch brauchen!“
    „Dreckszwerg.“
    „Buckelwicht.“
    „Kiespisser.“
    Der General packte die beiden bei den Schultern und zerrte sie energisch auseinander.
    „Haltet den Mund! Unter meinem Kommando wird nicht gestritten. Ihr seid Rekruten. Also, nehmt ein wenig Haltung an.“
    Flammrank war es inzwischen gewohnt, Befehle zu geben, und aus seinem Bart schallte eine Stimme, die keine Widerworte duldete. Von einem Schlag auf den nächsten nahmen alle, sogar Glimmboldt, der in der Regel nichts verstand, eilig Haltung an. Jedenfalls so gut wie möglich.
    „Aber nicht zu viel“, fuhr der General fort. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die freiwillige Felswehr ein Haufen undisziplinierter Versager ist.“ Er grübelte einen Moment lang nach. „Also, ich hätte gern bei Fazzgadt etwas Linkisches im Blick. Und der Allerüberhöchste sollte sich bemühen, ein wenig unfähig zu wirken. Dann müsste es gehen.“
    Weit vor ihnen tauchte im Licht der Käferlaternen, die den gewundenen Gang in regelmäßigen Abständen säumten, eine andere Gruppe Rekruten auf, die ihnen entgegenkam.
    „Flammrank, aufgepasst!“, rief der Hohepriester. „Es kommt jemand. Dort, hinter dir, eine Gruppe Rekruten mitsamt Offizier! Denk daran, du bist unser Vorgesetzter!“ Er wandte sich den anderen zu und flüsterte: „Ihr wisst, was ihr zu tun habt.“ Nachdem er das gesagt hatte, bemühte er sich, so unfähig wie möglich zu wirken.
    Der Einzige, der ihm dabei noch den Rang ablief, war Glimmboldt.
    Der blinde General hingegen gefiel sich in seiner Rolle als Vorgesetzter der Gruppe recht gut.
    „In Formation mit euch, ihr blassbärtigen Kiesellecker“, schrie er. „Das hier wird eure Feuerprobe…“
    Kurz darauf bog die kleine Gruppe Rekruten um die Ecke, die von einem Offizier angeführt wurde, dessen Miene sich, kaum dass er den blinden General erblickte, sogleich aufhellte.
    „Ah, General Flammrank in Begleitung einiger junger Rekruten. Ich grüße dich, werter Freund.“
    Auch Flammrank lächelte, als er die Stimme des Offiziers erkannte.
    „Gruß auch dir, Kiesligk Gutgluth, recht hast du. Rekruten. Faules, junges Pack, das sich seinen ersten Hammer noch verdienen muss. Ich will diese groben Steine schleifen. Und zwar mit einer Ernstfallübung in den Vorrngarthverliesen. Da unten gibt es ein paar wirklich wüste Kerle. Vielleicht lernen meine Jungs dann endlich, ihre Angst im Zaum zu halten.“
    Gutgluth musterte Flammranks bunten Haufen.
    „Oh, wenn ich sie mir so anschaue, dann denke ich, dass Zwerge wie Horrk und Grablakk, die Berserkerbrüder oder Kladsh Eisenbein, der Käferfresser, deine Jüngelchen schon das Fürchten lehren können.“
    Flammrank nickte zustimmend. Er beschloss, ein wenig tiefer zu bohren. Womöglich wusste Gutgluth, wo sie den eingekerkerten Meisterdieb finden konnten.
    „Diese Halunken würde ich ihnen freilich gerne einmal zeigen“, sagte er. „In welchen Zellen befinden sich diese schäbigen Halunken denn?“
    „Da müsstest du auf dein Glück vertrauen, alter Haudegen“, erwiderte Gutgluth. „Die Wachen wechseln mehrmals pro Schicht die Zellenbelegung, um jeden Ausbruchsversuch schon im Vorfeld zu verhindern.“
    Flammrank verzog missmutig das Gesicht. Und seinem Gegenüber schien nicht daran gelegen, seine Laune zu verbessern. Mit einem spöttischen Blick auf die Begleiter des blinden Generals raunte er ihm zu: „Mit Verlaub, mein guter Flammrank, ich habe das Gefühl, dass die Felswehrleitung dir, nur weil du blind bist, immer die porösesten Rekruten überlässt. Ganz ehrlich, wenn du sie sehen könntest, du würdest dir zweimal überlegen, ob du mit