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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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„Rekruten! Nehmt Aufstellung. Sperrt eure verwanzten Ohren auf und hört, was in dieser Schicht von euch erwartet wird! Heda, ich sagte Formation! Ihr denkt wohl, ich merke nicht, wenn ihr rumlungert. Jeder, der heute aus der Reihe tanzt, wird zwei Schichten lang zusammen mit den Häftlingen den Kettenschluck trinken! Also tut gefälligst, was ich euch sage! Ist das klar?“
    Er nickte dem Höchsten unmerklich zu, der sich im nächsten Moment in die Nische drückte, während die anderen davor Aufstellung nahmen und dadurch den Blick auf ihn versperrten. In der Nische befand sich eine Austrittsöffnung des Lüftungssystems der Verliese von Vorrngarth { * } . Vor den Blicken der Torwachen verborgen, zog der Priesterlichste einen silbernen Zylinder, einen Bildstein und eine kleine Leuchtkäferlaterne unter seiner ledernen Uniform hervor. Als er den Zylinder öffnete, huschte sogleich der zwergenfaustgroße Felsläufer daraus hervor, den er mit geschwindem Griff am Hals packte, bevor er ihm dann eilig das Prisma und den Leuchtkäfer um den Bauch band und ihn in die Lüftungsschächte von Vorrngarth entließ.
    All dies war Plan des Steins.
    Sie hatten den Felsläufer zuvor mit Hilfe von Nattergriffs Tasche auf den Geruch des Meisterdiebes abgerichtet. Und da seit dem Mooswalddebakel und den Erkenntnissen Wutrich Pilzgrimms alle Zellen des Verlieses einen separaten Lüftungsschacht besaßen, würde das Tier seinen Weg durch das Lüftungssystem finden und Nattergriff das Prisma bringen. Dieser würde den Kristall nur über den Leuchtkäfer halten müssen, und schon würde ihm das Bild des Allerhöchsten erscheinen, um ihm mitzuteilen, was er über seine bevorstehende Befreiung wissen musste. Bei der Vorbereitung des Prismas hatte sich der Höchste der Hohen bemüht, ihren Plan so klar wie möglich zu umreißen, damit Nattergriff wusste, was er zu tun hatte.
    Mit leisem Klappern verschwanden Prisma, Käfer und Felsläufer im Dunkel des engen Schachts, und der Hohepriester beeilte sich, wieder inmitten der anderen Aufstellung zu nehmen, sodass Flammrank, der sie die ganze Zeit über lauthals zusammengestaucht hatte, zum Ende seiner Standpauke kommen konnte und sie weiter nach Vorrngarth, in die Hölle des schlechtesten denkbaren Bieres, ziehen konnten.
    „Und wenn auch nur ein Einziger von euch es wagen sollte, sich über meine Anweisungen hinwegzusetzen, dann werde ich dafür sorgen, dass er in diesem Leben nicht einmal mehr die Ahnung eines Hammers schwingt. Habt ihr das verstanden, ihr kurzbärtigen Kieselkasper?“
    Das Murren der falschen Rekruten klang beinahe echt.
    Der blinde General fand immer mehr Gefallen an seiner Rolle und wollte überhaupt nicht wieder aufhören.
    „Ich werde persönlich dafür sorgen, dass euch die Bärte gestutzt werden, euer Name in der Halle der Helme geschmäht wird und…“
    „Ich denke, wir wären jetzt so weit, Flammrank!“, zischte der Allerüberhöchste unter seinem frisch gefärbten Bart hervor.
    „Nur einen noch, damit es echt wirkt!“, raunte der blinde General zurück, bevor er weiterschrie: „… und auch noch die Schlüpflinge eurer Schlüpflinge euch verachten, wenn ihr auch nur einen Fehler macht!“
    Er nickte der Gruppe vor ihm zu.
    „Na, dann lasst uns doch mal sehen, was ihr jämmerlichen Hampelhammer bei eurer Ausbildung gelernt habt!“ Lächelnd drehte er sich um und streckte den Arm aus, um sich von einem seiner Rekruten führen zu lassen.
    In diesem Falle fiel die Aufgabe dem Höchsten der Hohen zu, der sie allerdings ohne allzu große Freude übernahm.
    Mit dem General und seinem Führer an der Spitze setzte sich die kleine Gruppe in Bewegung und näherte sich dem Tor, das inzwischen keine zehn Zwerg mehr von ihnen entfernt war.
    Die beiden Wachen dort hatten sehr wohl mitbekommen, was für einen Hammertanz der General soeben auf den Helmen der Rekruten aufgeführt hatte. Und sie bedauerten sie aus dem Innersten ihrer Herzsteine. Es war noch nicht lange her, dass auch sie ihre Grundausbildung absolviert hatten. Zufälligerweise ebenfalls unter Flammrank. Damals aber war der blinde General noch nicht derart streng gewesen. Sie hatten auch an keiner Übung im widerlichen Vorrngarth teilnehmen müssen. Ja, sie bedauerten ihre Felswehrkameraden zutiefst, als ihr ehemaliger Ausbilder nun vor sie trat.
    „Wächter an den Toren Vorrngarths, gebt den Weg frei für jene, die den Weg der Verdammten gehen wollen.“
    „Was ist Euer Begehr, General Flamm rank?“,

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