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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Hohn jedoch nichts entgegenzusetzen.
    „Oh, ich zweifle keinen Moment daran, dass wir alle dran glauben müssen!“, erwiderte dieser spöttisch.
    „Der Stein weiß, was er tut.“ Der Hohepriester blieb unbeirrbar in seinem Glauben.
    „Oh, ich weiß auch, was ich tun werde!“, erwiderte Fazzgadt. „Wenn ich hier herauskomme, dann werde ich mir mit deinem Bart den Arsch abwischen!“
    „Das bringt uns nicht weiter“, warf der Ferkelbändiger ein. „Hat jemand vielleicht eine Idee, wie wir hier herauskommen?“
    Fazzgadt spuckte geräuschvoll auf den Boden. Allerdings nur, weil er wusste, dass der Hohepriester außer Reichweite war. „Eine Idee? Verdammt, ich kann nicht einmal etwas sehen!“
    „Ach na ja, wisst ihr, man gewöhnt sich daran“, ließ der General verlauten.
    Unvermittelt war von der rechten Seite der Kammer ein leises Stöhnen zu vernehmen. Nattergriff kam zu sich. Und wenn auch die Dunkelheit den Anblick des schlimm zugerichteten Zwergs für einen Moment hatte vergessen lassen, so brachte dieses Stöhnen doch die Erinnerung wieder zurück.
    Sie hatten ihn gesehen, als sie die Höhle betreten hatten, seinen gequälten Leib. Und nun hörte man in seinem Stöhnen förmlich das geschwollene Auge, jeden einzelnen seiner blauen Flecke und sogar noch ein paar seiner fehlenden Zähne.
    „Ah, mir scheint, wir haben Gesellschaft bekommen, Meister Stheinar…“, sagte der Meisterdieb mit brüchiger Stimme und begann leise zu husten.
    „Ja, das habt ihr“, ließ sich Fazzgadt vernehmen. „Wir sind gekommen, um dich zu befreien, Bragk Nattergriff, und zwar weil der Allerüberhöchste, die Stimme der Götter und Schinder ehrbarer Zwerge, mit einem Stein gesprochen hat.“
    „Was? Wie? Was für ein Stein?“ Nattergriffs Stimme war kaum zu hören, und sein Husten klang, als ob es von Blut begleitet wurde.
    „Mach dir keine Sorgen“, fuhr Fazzgadt mit vor Spott triefender Stimme fort, „denn der Hohepriester vertraut dem Stein. Eigentlich kann gar nichts mehr schiefgehen. Du bist so gut wie in Sicherheit, auch wenn es vielleicht nicht so aussieht.“
    „Verzeih, Nattergriff“, übertönte ihn nun der Hohepriester, „doch dieser Zwerg lässt sich vom ersten Anschein der Situation verwirren, der zugegebenermaßen tatsächlich nicht der beste ist. Der Stein, von dem er spricht, ist in Wirklichkeit kein Geringerer als der Ewige Schmied.“
    „Ich verstehe nicht…“, sagte Nattergriff mit schwacher Stimme.
    „Wichtig ist, dass alles seinen vorgezeichneten Gang geht“, erwiderte der Hohepriester. „Sorge dich nicht. Und wisse, wen du vor dir hast. Wir sind der Schicksalszwerg. Wir haben das Imperium gerettet und den Überzwerg besiegt, und nun werden wir dich retten!“
    „Dafür…“, Nattergriff hustete, und als er weitersprach, hörte man, dass dabei ein weiterer Zahn verloren gegangen sein musste, „… wäre ich euch wirklich dankbar. Ich weiß nämlich nicht, wie lange ich diese Sonderbehandlung meines alten Herrn noch ertragen kann.“
    Es war offensichtlich, was er meinte. Denn nach allem, was der Schicksalszwerg über Nattergriff wusste, hatte er vor seiner Einkerkerung mindestens noch sieben Finger besessen. Inzwischen, und das hatten sie deutlich sehen können, waren es bloß noch sechs und von denen war die Hälfte gebrochen.
    „Und womit hast du sie verdient, diese Sonderbehandlung?“, fragte Flammrank. Es war das erste Mal, seit die Tür der Kammer ins Schloss gefallen war, dass er sich zu Wort meldete.
    „Na ja, Stheinar ist, wie ihr inzwischen ja wahrscheinlich wisst, in Wirklichkeit Schnappsagk Silberkies“, erwiderte der Meisterdieb. „Bis vor einigen Jahren hat er noch selbst hier unten in den Verliesen geschmort. Daran war ich nicht ganz unbeteiligt. Und daran erinnert er sich eben. Immer wieder.“
    Ein tonloses Murmeln drang von der anderen Seite des Raumes herüber.
    „Den echten Stheinar hat er da drüben an die Wand gehängt, nachdem er ihm die Zunge rausgeschnitten und ihm die Haare abrasiert hatte. Nun ist der ehemalige Kommandant kaum noch zu erkennen und kann niemandem erzählen, was passiert ist, und stellt deshalb auch keine Gefahr mehr für ihn dar. Aber es ist wirklich eine Schande. Der Zwerg dort drüben ist achthundert Jahre alt und hat mehr Zähne als ich!“ Nattergriff lachte ein leises, verbittertes Lachen. „Aber Silberkies’ Kostüm ist brillant! Er spielt die Rolle des Kommandanten besser, als dieser selbst sie jemals gespielt hat.“
    Das

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