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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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inmitten von Käferlederkissen im Zwielicht seiner Höhle schlummerte.
    Hinter dem Handeln des Allerhöchsten schien ein Plan zu stecken. Ein Plan, den Klammgluth noch nicht vollends verstand, der aber gewiss nicht vom Hohepriester allein stammte.
    Und wenn dem so war, dann war für das Zwielicht Eile geboten.
    Wer immer es auf den Meisterdieb abgesehen hatte, musste sich ihn nur noch abholen. Denn jeder wusste, dass er in den Verliesen einsaß. Bragk Nattergriff, der Hunderte von Jahren nicht existiert hatte, war nunmehr eine reife Frucht, die nur noch von demjenigen gepflückt werden musste, der die Hand danach ausstreckte.
    Und er war seine Frucht!
    Kholk Stheinar, oder besser Schnappsagk Silberkies, hatte sich in seine privaten Höhlen über dem Wachraum zurückgezogen. Er vergewisserte sich, dass die Tür abgeschlossen war, dann erst legte er den falschen Bauch und die Koteletten ab.
    Sein eigener Bartwuchs war an den Seiten des Gesichts nicht stark genug und Stheinar ursprünglich beinahe einen halben Zwerg breiter gewesen als er. Natürlich hätte er sein Aussehen nach und nach ändern können, aber das war ihm nicht ratsam erschienen. Abgesehen davon wäre es auch keine Herausforderung gewesen.
    Also benutzte er den falschen Bauch. Schnappsagk Silberkies sah tatsächlich immer noch genauso aus wie an dem Tag vor zwanzig Jahren, als er begonnen hatte, nicht mehr er selbst, sondern in Wirklichkeit Kholk Stheinar zu sein.
    Damals hatte der Ahnherr des Zwergischen Zwielichts den Kommandanten in seiner Zelle überwältigt und die ersten paar Schichten mit Hilfe eines improvisierten Kostüms aus Essensresten und Moosflechte überstanden. Als er dann den echten Stheinar unbemerkt in die Kammer hinabgeschafft und zwei andere Kerkerinsassen zu ehrbaren Kerkerwachen erhoben hatte, hatte er irgendeinen bedauernswerten Zwerg, den der graugrüne Bartspliss in seiner Zelle dahingerafft hatte, statt seiner selbst ins Feuerloch geschickt.
    Von da an hatte Schnappsagk Silberkies als tot gegolten. Gestorben in der finsteren Felsenfeste von Vorrngarth am schlechtesten Bier des gesamten Imperiums…
    Seit damals hatte Silberkies Vorrngarth unter dem Deckmantel des Kommandantentums zu seiner persönlichen Domäne ausgebaut. Unauffällig hatte er nach und nach Regeln ebenso für die Gefangenen wie auch die Wachen geschaffen, die seine eigene Macht bewahrten und stärkten.
    Die Wachen standen inzwischen loyal hinter ihm, dem Ahnherrn des Zwergischen Zwielichts, der offiziell längst durch das Feuerloch in die Hohe Höhle eingezogen war.
    Seine vier Leibwachen waren ehemalige Gefangene, Spießgesellen aus der Frühzeit des Zwielichts, die er im Laufe der Jahre durch geschickte Ränkespiele in den Status von Offizieren erhoben hatte. Sie waren seine persönliche Leibgarde, und er wusste, dass sie für ihn ausnahmslos ihren Bart ins Feuer gehalten hätten. Niemand außer seinen vier persönlichen Beschützern kannte die Wahrheit über sein wahres Selbst. Und diese Zwerge würden das Geheimnis bewahren. Es waren die besten Männer, die er mit Freiheit hatte kaufen können: Horrnh Halbgroll, Vheit Zweistein, Bolgk Grobgluth und Zhigk Grimmwart – Beutelschneider, Raubreiter, Brandstifter und Bartfälscher. Für ihre Verbrechen hätten sie zwei Ewigkeiten lang Kies gesiebt. Doch dank Silberkies herrschten sie nun an seiner Seite über ein Imperium innerhalb des Imperiums. Und dafür konnte er sich ihrer uneingeschränkten Loyalität sicher sein.
    Silberkies atmete tief durch, legte den Hammer beiseite und hängte seinen Helm an einen Haken über dem Bett.
    Zuletzt strich er nachdenklich über seine stählerne Nasenprothese. Sie war der höchste Preis gewesen. Seine eigene Nase hatte er sich abgeschnitten, um Kholk Stheinar zu werden.
    Kommandant der Verliese von Vorrngarth war ein Status auf Lebenszeit. Er war gefangen in dieser Rolle. Seine Sicherheit war sein Gefängnis.
    Er rieb sich über das grau gefärbte Brusthaar. Dieses verdammte Zeug juckte. Das war das Schlimmste. Seit zwanzig Jahren juckte es ihn. Aber wenn die Vollkommenheit seiner Verkleidung es forderte, war Silberkies bereit, alles zu ertragen. Stheinar war seine letzte Rolle, und wahrscheinlich würde er sie für den Rest seines Lebens spielen.
    Auch wenn es ihn noch so sehr juckte.
    Er griff nach einem Tiegel, tauchte seine Finger hinein und rieb sich die Brust mit Egelfett ein. Das linderte das Jucken zumindest ein wenig.
    Er atmete ruhig durch und schloss die

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