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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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tonlose Murmeln von der gegenüberliegenden Wand klang nun beinahe ein wenig empört.
    „Er hat vier persönliche Wachen. Vier seiner Männer, Häftlinge, die er nach und nach zu seiner Leibwache gemacht hat. Die übrigen Wachen sind allerdings echt und halten ihn für Stheinar. Sie sind ihm treu ergeben, und er tut alles, damit sie die Wahrheit über ihn nicht erfahren.“
    „Gut. Aber was gibt es für Möglichkeiten, hier herauszukommen?“, wollte Fazzgadt wissen, während Glimmboldt im Hintergrund leise gluckste.
    „Grundsätzlich kaum welche“, erwiderte Nattergriff. „Also, ich kenne mich zwar mit Schlössern und Fesseln und derlei aus, aber wenn ihr nicht gerade eine Schlüsselschrecke dabeihabt, dann gibt es genau zwei Möglichkeiten: Wir kommen hier mit den Stiefeln zuerst heraus oder Schnappsagk Silberkies hat Lust, uns freizulassen. Ich muss aber wohl nicht erwähnen, dass Letzteres genauso unwahrscheinlich ist, wie dass er sich selbst den Bart anzündet…“
     
     
    Seufzend blickte der falsche Kommandant noch einmal in die Rotwurzelholzkiste.
    Er hatte den angerosteten Transporter wieder zwischen seine persönlichen Schätze gelegt und stattdessen die Ledertasche des Allerhöchsten zur Hand genommen. Fortan würde auch der Besitz des Höchsten der Hohen Teil seiner Trophäensammlung sein und dort bis zum Ende seiner Schichten neben seinem Traum vom Undenkbaren und einigen besonderen Verkleidungen ruhen. Silberkies betrachtete die Tasche und musste lächeln. Natürlich teilte er mit seinen Männern. Aber manche Dinge änderten sich nie. Intuitiv hatte er nach dem wahrscheinlich wertvollsten Gegenstand gegriffen, den die Gefangenen bei sich gehabt hatten. Eine verstärkte Ledertasche mit Ziernähten, die eines Erzfürsten würdig gewesen wäre und jenem gehörte, den das Eherne Volk seit Urzeiten als Stimme der Götter verehrt hatte. Nein, Schnappsagk Silberkies war noch nicht zu sehr Kholk Stheinar geworden. Im Herzen war er ein Halunke geblieben.
    Bevor er die Tasche zu den anderen Sachen in die Kiste legte, wollte er allerdings nachschauen, was genau er erbeutet hatte. Leise vor sich hin brummend öffnete er die Lederverschlüsse und schlug den Deckel der Tasche zurück. Dann schob er seinen Helm in den Nacken und runzelte die Stirn. Womöglich war es mit seiner Intuition doch nicht so weit her. Oder vielleicht begann auch sein Halunkeninstinkt ihn allmählich im Stich zu lassen. Womöglich wurde er auch einfach nur alt.
    Im Inneren der Tasche befanden sich lediglich eine Proviantflasche, ein Tabaksbeutel und ein Stein.
    Aber zumindest die Tasche war etwas wert.
    Er betrachtete den dunkelroten, rechteckigen Stein, der auf den ersten Blick vollkommen gewöhnlich aussah. Er hatte eine eigentümliche Färbung und Struktur, war aber mit Sicherheit nicht besonders wertvoll. Silberkies fragte sich, weshalb einer der mächtigsten Zwerge des Ehernen Imperiums einen solchen Stein mit sich herumschleppen mochte. Schulterzuckend ließ er den Stein zurück in die Tasche fallen und wollte sie gerade wieder schließen, als er plötzlich etwas bemerkte. Etwas überaus Ungewöhnliches.
    Er konnte Tabak riechen. Und das ohne Nase.
    Das konnte kein gewöhnlicher Tabak sein.
    Nein, beim besten Willen nicht.
    Es war lange her, dass er derart exzellenten Tabak gerochen hatte. Selbst mit Nase.
    Guten Tabak, gewiss, den hatte er gehabt. Als Kommandant von Vorrngarth bekam man stets, was man wollte. Aber dieser Tabak war nichts, was man kaufen konnte. Er musste von einem wahren Meister gemischt worden sein.
    Hastig öffnete Silberkies den Beutel und hob ihn vor das Gesicht. Seine Augen begannen zu glänzen.
    Oh ja, das war besonderer Tabak. Ganz besonderer Tabak. Die meisten Komponenten erkannte er auf den ersten Blick. Lange genug waren Pfeifen mit Wirrwurz, Kupferkraut und Bitterginster das Einzige gewesen, was ihn in seiner Zelle am Leben erhalten hatte. Verbotene Substanzen konnte man in Vorrngarth alle erdenklichen bekommen. Ganz gleich, ob man nun Wächter, Kommandant oder Gefangener war.
    Aber da war noch etwas anderes an diesem speziellen Tabak. Irgendetwas, das er nicht benennen konnte. Doch ohne auch nur einen weiteren Moment zu zögern, griff Silberkies nach seiner Pfeife und schlug ihren Kopf gegen den Felsen, bis jedes Krümelchen seines eigenen Tabaks herausgefallen war.
    Jetzt war es Zeit für etwas Besseres. Etwas Besonderes.
    Keine drei Schlag später hatte er seine Pfeife mit dem Meisterkraut gestopft,

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