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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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Gerichtsverfahren zu schützen – um damit eine Zeit wieder aufleben zu lassen, als die Branche keinerlei Verpflichtung gegenüber den Leuten hatte, die sie mit ihrem Produkt umbringt, und um es ihr zu ermöglichen, mit dem Tod hausieren zu gehen und sich dafür mit Ausnahme Ihrer Aktionäre vor niemandem verantworten zu müssen.«
    Er sah in meine Richtung und beschloss, eine Strategie einzuschlagen, die Angus Scalias bereits erfolgreich angewandt hatte. »Und Trevor Barnett ist die Galionsfigur dafür: ein Mann, dessen Familie die Tabakindustrie quasi gegründet hat, und der mit dem Leid anderer unanständig reich geworden ist. Ein Mann, der sein Einkommen mit allen Mitteln wieder auf das alte Niveau bringen will.«
    Dieses Mal war ich etwas besser vorbereitet und nicht so nervös wie bei meinem ersten Auftritt im Fernsehen. Und obwohl Ivers ein imposanter Mann war – größer als ich, mit wettergegerbter Haut und einer lauten, charismatischen Sprechweise –, wirkte er im Vergleich zu den Hunderten von arbeitslosen und mit Sicherheit gut bewaffneten Tabakarbeitern, mit denen ich vor ein paar Tagen gesprochen hatte, ausgesprochen harmlos.
    »Zuerst einmal«, sagte ich ruhig, »möchte ich mit diesen Gerüchten über meine finanzielle Situation aufräumen: Ich besitze Aktien von Tabakfirmen, die etwa eine Million Dollar wert sind, und bekomme einen bestimmten Prozentsatz der Dividenden und Kursgewinne ausbezahlt. Dieses Einkommen ist zurzeit null, und das ist im Übrigen schon seit Jahren so. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viel Geld ich in meinem Leben aus diesem Trust bekommen habe, weil ich es ehrlich gesagt gar nicht weiß. Aber ich kann Ihnen sagen, dass es gerade gereicht hat, um das College, ein Auto, ein paar Möbel und die Anzahlung für ein Haus zu leisten, in das Mr Ivers wohl kaum einziehen würde. Bis zu meiner Beförderung vor Kurzem habe ich vierzigtausend Dollar im Jahr verdient, und davon habe ich gelebt. Es gibt eine Menge Investoren, die erheblich mehr Geld machen werden als ich, wenn die Aktien von Tabakfirmen wieder nach oben gehen, und es gibt eine Menge Leute, die mehr zu verlieren haben als ich, wenn die Branche kaputtgeht. Mr Ivers und seine Kollegen wären ein Beispiel für Leute, die unglaublich viel Geld verlieren könnten, wenn die Tabakindustrie vor Prozessen geschützt wird. Die Anwälte, die in dem Vergleich mit den Bundesstaaten tätig waren, haben bereits über zehn Milliarden Dollar an Honoraren kassiert.«
    »Ich verdiene ganz gut«, gab Ivers zu. »Der Unterschied besteht darin, dass ich mit meiner Arbeit die Leute nicht umbringe, sondern schütze.«
    Ich lächelte milde. »Im Fernsehen habe ich einmal eine Talkshow gesehen, in der es darum ging, wie Kalifornien zu der Forderung stand, ungerechtfertigte Klagen gegen Skateboard-Anlagen zu verbieten, damit sie wieder geöffnet werden können und dazu beitragen, Kinder und Jugendliche von der Straße zu holen und in eine Umgebung mit Aufsicht zu bringen. Eine Anwältin hat allen Ernstes behauptet, der Staat würde aufhören, Straßen und Gehwege zu unterhalten, wenn Kinder und Jugendliche wieder in den Skateboard-Anlagen spielen könnten. Hat sie damit die Interessen dieser Kinder und Jugendlichen vertreten? Ich glaube nicht. Und in der aktuellen Situation ist es genauso. Angenommen, die Tabakbranche verliert den Prozess in Montana. Wir haben keine zweihundertfünfzig Milliarden Dollar, also werden sich die Kläger vermutlich auf einen Vergleich über ein paar Milliarden einlassen. Das bedeutet, dass Mr Ivers und seine Kollegen mehrere hundert Millionen Dollar bekommen, und die einzelnen Kläger mit ein paar tausend Dollar in der Hand abgespeist werden. Wer profitiert hier?«
    »Das ist doch völliger Unsinn«, protestierte Ivers. »Damit wollen Sie doch nur von der Tatsache ablenken, dass Sie gerade versuchen, eine Branche, die Hunderttausende unschuldiger Menschen umbringt, über das Gesetz zu stellen. Wir wissen doch alle, was die Tabakindustrie mit dieser Art von Freiheit anstellen würde.«
    Chris Matthews gab sich damit zufrieden, einfach nur dazusitzen und zuzuhören, also startete ich zum Gegenangriff.
    »Wenn man die Sache logisch angeht, wird niemand bestreiten können, dass nur Anwälte von diesen Prozessen profitieren. Verfahren dieser Art verhindern schließlich nicht, dass jemand mit dem Rauchen anfängt, sie sorgen nicht dafür, dass jemand mit dem Rauchen aufhört, sie heilen niemanden vom Krebs, und in der Regel

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