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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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hatte.
    »Es geht nicht um die Frage«, fuhr ich fort, »ob die Amerikaner rauchen sollen , es geht darum, ob sie rauchen dürfen . Sind die Amerikaner klug genug, um die Risiken und den Nutzen zu verstehen? Und wenn sie das sind, sind sie bereit, die Verantwortung für ihre Handlungen zu übernehmen? Falls nicht, brauchen wir eine entsprechende Gesetzgebung, die dieses Produkt verbietet, so, wie wir es auch bei Drogen getan haben. Aber wenn die Exekutive und die Legislative des Staates sagen: ›Raucht‹, und die Judikative sagt: ›Stopp‹, ist das lächerlich und kontraproduktiv. Wir müssen am gleichen Strang ziehen. Welcher Strang das ist, weiß ich nicht.« Ich machte eine kleine Pause und bestätigte mir noch einmal in Gedanken, dass das, was ich jetzt gleich sagen wollte, mit meinem neuen Grundsatz vereinbar war, der vierundzwanzig Stunden am Tag strikte Ehrlichkeit vorsah. »Und es dürfte Sie überraschen, wenn ich Ihnen jetzt sage, dass mir das eigentlich auch egal ist.«

DREISSIG
    »Ich verstehe es einfach nicht«, sagte Anne. »Was hat Paul Trainer vor?«
    Wir waren wieder auf der Straße und fuhren über den holprigen Asphalt, während die Nachmittagssonne überraschende Kontraste in der endlos weiten Landschaft entstehen ließ. Ich starrte auf die wogenden Weizenfelder und achtete so gut wie gar nicht mehr auf die leere Straße vor mir.
    »Warum sollen Sie das schon so früh sagen? Ich weiß ja, dass er diese Masche mit der Ehrlichkeit nutzt, um seine Popularität zu steigern, aber das scheint mir dann doch etwas zu weit zu gehen. Was bezweckt er damit?«
    »Das kann ich Ihnen beantworten. Paul Trainer will, dass jeder Bürger der Vereinigten Staaten an jedem Tag seines Lebens eine Packung Zigaretten raucht, und er will nicht dafür haftbar gemacht werden.«
    »Nur eine Packung am Tag? Warum nicht drei? Das würde sein Einkommen verdreifachen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Drei Packungen bringen einen relativ jung um, und Tote kaufen nichts. Wir schätzen, dass eine Packung am Tag die magische Zahl ist, die den Umsatz über die Lebenszeit eines Rauchers maximiert.«
    »Ich glaube nicht, dass ich diese Statistik kenne.«
    »Wir gehen mit diesen Zahlen nicht hausieren.«
    Sie rutschte auf ihrem Sitz herum und schlug wieder ein Bein unter.
    »Warum lässt Trainer sie nicht einfach eine Weile schwitzen? Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein so früher Kompromiss in seine Strategie passt.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Vermutlich gar nicht. Ich habe es erfunden.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe das Ganze erfunden.«
    Ich konnte nicht verhindern, dass sich ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht stahl. Zum ersten Mal, seit diese Sache begonnen hatte – vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben –, fühlte ich mich irgendwie … frei. Ich konnte selbst über mein Schicksal entscheiden, und was immer jetzt auch geschah, ich würde damit umgehen können. Das mochte eine vorübergehende, grundlose Euphorie sein, aber immerhin war es Euphorie.
    »Soll das etwa heißen, Sie sind in eine landesweit ausgestrahlte Talkshow marschiert, haben zugegeben, dass Zigaretten einen qualvollen Tod verursachen können, und behauptet, dass die Tabakindustrie Zugeständnisse machen würde, wenn sie vor Prozessen geschützt wird, ohne sich das vorher genehmigen zu lassen?«
    »Wozu bin ich denn Vizepräsident von Terra?«
    Im Rückspiegel konnte ich den schwarzen Geländewagen mit dem Brünetten am Steuer sehen. Der Blonde saß auf dem Beifahrersitz, beugte sich zur Windschutzscheibe vor und zeigte wütend auf sein Mobiltelefon. Offenbar hatte Paul Trainer von meinem Alleingang gehört und wollte sich jetzt mit mir unterhalten. Da ich mein Telefon nicht mitgenommen hatte, trat ich aufs Gaspedal und beschleunigte.
    »Meinen Sie das im Ernst?«, sagte Anne. »Sie haben einfach gesagt, wonach Ihnen gerade war?«
    »So ungefähr.«
    »Trevor, war das so etwas wie ein Durchbruch?«
    »Das könnte man so sagen.«
    »Dann wird man jetzt wohl gerade Ihre Sachen aus dem Fenster werfen.«
    Ich grinste. »Dieses Mal nicht. Wissen Sie eigentlich, wie schwer es für Trainer werden wird, ein Versprechen zu brechen, das sein Vizepräsident im Fernsehen gegeben hat?«
    Natürlich war ich immer noch ein Hochstapler – das Bauernopfer, das Trainer herumkommandiert hatte, seit diese Sache begonnen hatte. Aber in dieser Branche war der Schein die Realität, und Trainer hatte den Eindruck erweckt, dass ich Macht hatte – wenn auch nur, um die

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